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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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Leben in Montana, und die Jungen hörten ihm gebannt zu und löcherten ihn mit Fragen. Sie mögen ihn, dachte Mama June beglückt. Und die Zuneigung war gegenseitig. Und viel zu früh war es Zeit abzuräumen. Nan half ihr beim Auftragen des Desserts, das alle am liebsten mochten: Pie aus Pecanüssen mit Eiscreme.
    Als sie gerade den Kaffee servierte, spürte sie, wie die Stimmung sich ganz leicht änderte und nach den Plaudereien die Zeit gekommen war, ernsthaftere Gespräche zu führen. Mit sensiblen Antennen für solche Feinheiten baten die Jungen, nach draußen gehen zu dürfen, und machten sich davon. Mama June suchte Morgans Blick, und sie schauten sich mitfühlend an.
    Morgan räusperte sich, und alle Augen richteten sich auf ihn. Ganz absichtlich hatte sie ihm Prestons Platz am Kopf des Tisches gegeben, und sie wusste, dass Adele, die zu seiner Rechten saß, diese Geste sehr wohl registriert hatte. Links von Morgan saß Nan, und Hank saß rechts neben Mama June am anderen Ende des Tisches.
    “Ich wünschte, meine Rückkehr hätte unter glücklicheren Umständen stattgefunden”, begann Morgan.
    “Gott weiß, dass wir lange darauf gewartet haben, mein Junge”, sagte Adele mit leichtem Vorwurf in der Stimme.
    “Ja”, antwortete er. “Lange genug.”
    Wie beeindruckend, dachte Mama June. Wie souverän er Adeles Art begegnete.
    “Hauptsache, du bist wieder da”, eilte Nan ihrem Bruder zur Seite. “Und nur das zählt.”
    Mama June lächelte ihre Tochter dankbar an.
    “Wie auch immer”, fuhr Morgan fort. “Mama June hat mich gebeten, eine Weile zu bleiben, und ich habe zugestimmt.”
    Adele hob die Augenbrauen und tauschte einen kurzen Blick mit Hank, der ebenfalls aufgehorcht hatte.
    “Das ist ja wunderbar”, rief Nan. “Das hatte ich mir so gewünscht, jetzt, wo Papa im Krankenhaus liegt.”
    Das war ihr Stichwort. Mama June setzte ihre Tasse auf die Untertasse und straffte die Schultern. Sie sah in die Runde und blieb an Morgans aufmunterndem, stärkendem Blick hängen.
    “Ich habe gute Neuigkeiten. Wir holen Preston nach Hause”, kündigte sie an, “nach Sweetgrass.”
    Am Tisch herrschte urplötzlich eine Aufregung, als wäre gerade eine Bombe hochgegangen.
    “Das meinst du nicht ernst!”, platzte Adele heraus.
    “Wieso nicht?”, fragte Morgan. “Es ist selbstverständlich, ihn wieder nach Hause zu holen. Die Ärzte haben es sogar empfohlen.”
    Hank warf verärgert seine Serviette auf den Tisch und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. “Es liegt doch wohl auf der Hand, warum es nicht geht. Der Mann kann nicht sprechen. Er kann sich nicht mal richtig bewegen!”
    “Hank!”, unterbrach Nan ihn entsetzt.
    Mama June fuhr herum und starrte ihn sprachlos und ungläubig an.
    “Was überrascht euch denn so?”, sagte Hank. “Es ist vielleicht nicht schön, aber es ist nun mal die Wahrheit. Und wir sollten uns nichts vormachen.”
    “Aber wir sollten auch anständig bleiben”, gab Mama June zurück.
    “Mary June”, mischte sich Adele nun ein. “Ich dachte, wir hätten das geklärt.”
    “Das bedeutet noch lange nicht, dass ich mich auch so entschieden habe”, antwortete sie. Sie merkte, wie sich sämtliche Muskeln in ihrem Körper anspannten.
    “Das ist lächerlich. Ich will ja niemandem zu nahe treten”, begann Adele in einem gereizten Tonfall, der klarmachte, dass sie genau das vorhatte, “aber wir wissen doch alle, dass Preston in Finanzangelegenheiten immer alleine entschieden hat. Das war dir selbst lieber so. Um ganz offen zu sein: Du kannst dir gar nicht leisten, ihn nach Hause zu holen. Da sind die Behandlungskosten, euch fehlt ein Einkommen, und außerdem steigen deine Fixkosten. Du musst den Tatsachen ins Auge sehen. Du musst eure Finanzen sanieren und das Vermögen zu Geld machen.”
    “Sweetgrass verkaufen, meinst du”, stellte Morgan trocken fest.
    Adele schaute von Mary June zu ihrem Neffen und kommentierte mit hochgezogenen Augenbrauen seinen Eintritt in die Auseinandersetzung. Ihre Blicke trafen sich, und sie funkelten sich eine kleine Ewigkeit an.
    “Stimmt”, erwiderte sie dann knapp. “Sweetgrass ist der größte Besitz deiner Mutter. Und außerdem ist der Zeitpunkt für einen Verkauf ideal.”
    “Da haben wir aber Glück, dass er sich gerade jetzt zu einem Schlaganfall entschlossen hat”, gab Morgan zurück.
    Adele kochte sichtlich.
    “Adele”, sagte Mama June in der Hoffnung auf ihr Verständnis. “Es geht hier nicht um den Verkauf von Besitz.

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