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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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Regenmantel vom Fußweg hinter dem Haus auf sie zukommen.
    “Nona!”, rief sie und winkte aufgeregt.
    Nona sah zu den Verandastufen, und ihr Mund verzog sich zu einem Grinsen. “Tag, Mary June.”
    “Nona!” Morgan sprang die Treppe hinunter. Er lief auf Nona zu, und die beiden umarmten sich so innig, als wären sie noch immer Kind und Kindermädchen. Morgan machte einen Schritt zurück und musterte sie von oben bis unten. “Lass mich dich ansehen. Ich schwöre, du hast dich kein bisschen verändert. Hast du einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, dass du in deinem Alter so gut aussiehst? Und lüg mich gar nicht erst an. Ich weiß genau, wie alt du bist.”
    “Man tut, was man kann”, witzelte Nona. “Was ich von dir allerdings nicht behaupten kann. Was soll das mit diesen langen Zottelhaaren? Und wo sind die Knöpfe von deinem Hemd abgeblieben? Früher hast du dich so ordentlich angezogen. Erinnerst du dich an deine weiße Hose? Du warst der reinste Pfau damals! – Du brauchst jemanden, der sich um dich kümmert, das steht mal fest. Gibt es keine Frauen da, wo du gelebt hast? Oder hast du keine abgekriegt?”
    “Kommt rein, ihr zwei!”, rief Mama June aufgeregt und machte eine einladende Handbewegung Richtung Haus.
    “Ich kann nicht lange bleiben. Ich bin mit Elmore hier, er ist irgendwo da draußen und sucht nach Sweetgrass”, sagte Nona und deutete mit dem Kinn zu den Feldern. “Die ersten Triebe werden aus dem Boden schießen, bevor wir bis drei zählen können. Apropos …” Sie hob die Arme hoch und überreichte Mama June einen wunderschönen Korb aus Sweetgrass, mit geschwungenem Griff.
    “Elmore und ich, wir wünschen Mr. Preston eine gute Genesung und wollten etwas vorbeibringen. Von uns für euch.”
    Diese Geste berührte Mama June mehr, als sie ausdrücken konnte. Sie nahm den kunstvoll gefertigten Brotkorb, der aus gewundenem Sweetgrass, Binsen und Piniennadeln gemacht war, mit derselben Wertschätzung entgegen, als wäre es ein Olivenzweig. Im Korb lagen sorgfältig unter einer karierten Serviette verpackt Nonas selbst gemachte Buttermilchkekse.
    Mama June merkte, wie ihr Herz vor tiefer Zuneigung fast zersprang. “Nona, das ist ja so lieb von dir. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich deine Kekse zum letzten Mal gegessen habe. Morgan hat sogar schon davon gesprochen. Ach bitte, willst du nicht hereinkommen? Wir haben gerade gegessen, aber Pecanuss-Pie ist noch da, und Kaffee haben wir auch.” Sie lächelte einladend, denn Nonas Leidenschaft für Kaffee war allseits bekannt.
    “Vielleicht auf einen Kaffee. Dann habe ich die Gelegenheit, meine Bekanntschaft mit dem jungen Mann hier ein bisschen aufzufrischen.”
    Später, nachdem Kaffee und Kuchen aufgegessen waren und Morgan gegangen war, um sich um Blackjack zu kümmern, sprach Mama June mit Nona über das, was am Nachmittag vorgefallen war.
    “Du liebe Güte”, sagte Nona schließlich und verzog angewidert den Mund. “Diese Frau ist wirklich eine Strafe Gottes. Das war sie immer schon.”
    “Was hab ich nur getan?”, fragte Mama June ungläubig.
    “Du hast Rückgrat gezeigt, das hast du. Dem Himmel sei Dank dafür!”
    Mary June fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. “Als hätte ich mir damit etwas Gutes getan. Ich habe meine Familie vergrault, und jetzt bin ich ganz allein.”
    Nona schürzte die Lippen und sagte: “Nein, das bist du nicht. Du hast immer noch mich.”
    Mama June ließ die Hand sinken. “Aber …”
    “Mir ist klar geworden, dass es nicht richtig wäre, dich in dieser schwierigen Situation im Stich zu lassen. Nicht nach alldem, was wir zusammen durchgemacht haben. Ich kann zwar nicht mehr so viel machen wie früher – doch das geht dir ja nicht anders. Gemeinsam kriegen wir das schon hin. Ich werde herkommen und dafür sorgen, dass im Haus alles gut läuft und dass du nicht verhungerst, während du dich um deinen Mann kümmerst. Und ich werde für dich da sein, wenn du reden musst. Das ist das Mindeste, was eine Freundin tun kann.”
    Mama Junes Hand umklammerte Nonas. “Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll. Allein zu wissen, dass du da bist …”
    “Lass uns nicht gleich sentimental werden. Gott weiß, es gibt genug zu tun!”

6. KAPITEL
    E s verlangt Talent, Können und viele Stunden Arbeit, um Sweetgrass zu Körben zu verarbeiten. Selbst für ein schlichtes Modell braucht man rund zwölf Stunden. An einem größeren komplexeren Entwurf arbeitet man bis zu zwei oder gar drei

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