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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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Handbewegung, und die beiden jungen Frauen liefen zu ihren Fahrrädern. “Ach, das darf man nicht so ernst nehmen. Die beiden waren schon immer so miteinander. Sie streiten über alles. Einfach wie Katz und Maus.”
    “Ich dachte, sie würden da auf dem Steg jeden Moment aufeinander losgehen.”
    “Durchaus möglich. Aber Tripp versucht, Press nicht allzu sehr zu reizen.”
    “Ach so? Ich fand, er tut eher das Gegenteil.”
    “Nein, das ist so Tripps Art. Er zieht andere gerne auf. Aber er weiß genau, dass er bei Preston nicht zu weit gehen darf. Der Junge kommt vielleicht nicht so leicht in Fahrt, doch wenn es dann erst mal so weit ist, kann ihn nichts und niemand mehr stoppen.”
    “Tatsächlich?”, fragte Mary June neugierig, weil sie diese Seite von Preston noch nicht kennengelernt hatte. “Ist Preston etwa jähzornig?”
    “Ich kann dir sagen …” Adele verdrehte die Augen. “Preston kann sogar
sehr
jähzornig werden. Normalerweise hat er sich im Griff, Tripp jedoch scheint genau zu wissen, wie er ihn reizen kann. Andererseits ist Tripp auch so eine Sache – zwar reizt er ihn gern, aber einem handfesten Streit geht er lieber aus dem Weg.”
    “Es ist schade, dass sie so oft streiten. Schließlich sind sie Brüder.”
    Adele sprang ihren Brüdern zur Seite. “Versteh mich nicht falsch! Sie mögen sich sehr – auf ihre ganz eigene Art. Sie können sich bis aufs Messer bekämpfen, doch wenn sich mal jemand zwischen sie drängen will, dann gnade ihm Gott.”
    Das hörte Mary June gern. “Wie kommt es, dass ich Tripp bisher noch nicht kennengelernt habe? Lebt er nicht mehr hier?”
    “Er wohnt hier”, antwortete Adele und zeigte auf Bluff House.
    Mary June staunte. “Er wohnt hier auf Blakely’s Bluff?”
    “Daddy hat es ihm geschenkt, als Tripp aus dem Koreakrieg zurückkam. Mit einem großen Stück Land, weil er der älteste Sohn ist und so. Ich glaube, er war der Ansicht, dass Tripp einen Ort für sich alleine braucht, nachdem er aus dem Krieg zurück war. Oder er will, dass Tripp endlich sesshaft wird.” Sie zuckte ratlos mit den Schultern. “Tripp ist ein wilder Kerl und treibt sich gerne rum, Blakely’s Bluff hat er jedoch bereits als kleiner Junge über alles geliebt. Obwohl es hier keinen Strom gibt und man draußen in ein Klohäuschen gehen muss, hat er schon damals den ganzen Sommer über hier gewohnt. Und ich kann dir sagen, hier hat es einige wilde Partys gegeben. Solche, zu denen ich nie gehen durfte.”
    “Sei froh. – Deine Mutter muss sich doch Sorgen gemacht haben.”
    “Ach, das musste sie nicht. Tripp ist in jeder Beziehung der große Bruder. Er hat immer sehr gut auf mich aufgepasst, wenn du verstehst, was ich meine. Keiner seiner Freunde durfte mir zu nahe kommen.” Sie lachte. “Wahrscheinlich wusste er zu viel über sie. Es kann wirklich nerven. Aber irgendwie ist es auch schön, verstehst du?”
    Mary June nickte und versuchte, sich die Partys vorzustellen. “Und was ist mit Press? Ist er zu diesen Partys gegangen?”
    “Manchmal. Klar, er macht auch gerne mal einen drauf. Doch er ist einfach ein ganz anderer Typ. Eher so wie du, eigentlich.”
    “Was soll denn das heißen?”, fragte Mary June und lachte auf.
    “Na ja”, begann Adele und suchte nach den richtigen Worten. “Ich meine, er ist ein feiner Kerl. Stark, nicht dass du mich falsch verstehst. Aber eben gut. Ich weiß nicht, ob er so auf die Welt gekommen ist oder ob er so wurde, weil Tripp so ein wilder Junge war.”
    “Was heißt
wild?”
    Adeles Augen funkelten, und Mary June konnte spüren, wie sehr sie ihren ältesten Bruder liebte. “Tripp geht immer bis zum Äußersten. Er fährt schnell, trinkt wie ein Fisch, und ich könnte schwören, dass er jeden Monat einem anderen Mädchen das Herz bricht. Denk nur daran, wie er das Boot genommen hat und trotz Ebbe noch rausgefahren ist. Press hat recht, weißt du. Ich würde mich das nie trauen. Doch so ist Tripp eben. Er riskiert etwas – weil er Lust darauf hat.”
    “Das hört sich maßlos an.”
    “Das kannst du laut sagen. Manche nennen es rücksichtslos.”
    “Es muss anstrengend sein, mit ihm zusammenzuleben.”
    “Das ist es, was Press immer wieder zur Raserei bringt. An dem Wochenende, als der Unabhängigkeitstag gefeiert wurde, musste er rausfahren und Tripp und sein Boot retten, weil sie im Schlamm festsaßen. Er und seine betrunkenen Freunde. Daddy war wütend, weil sie an Bord getrunken hatten und das Boot kaputt war. Aber Tripp war

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