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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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das mehr oder weniger egal. Diese Haltung hat sich verschlimmert, seitdem er aus dem Krieg zurück ist. Früher wollte er seinen Spaß haben, aber alles hielt sich einigermaßen in Grenzen. Wenn er etwas angestellt hatte, tat es ihm leid, und er zeigte Reue. Dann waren alle nachsichtig. Doch seit er aus Korea gekommen ist, hat er es wieder und wieder übertrieben. Und Sweetgrass scheint ihm längst gleichgültig geworden zu sein, ganz im Unterschied zu Press.”
    “Warum hat ihm dein Daddy dann Blakely’s Bluff gegeben?”
    Adele zuckte die Schultern. “Er ist eben ein Blakely. Und er ist der Älteste. Früher oder später hätte er sowieso ein Stück Land bekommen. So wie ich und Press. Mama sagt, dass ich einmal das große Haus bekomme, weil ich die einzige Tochter bin.” Ihre Miene verdüsterte sich, und sie kaute nervös an einem Fingernagel. “Ich habe lange darüber nachgedacht … ich meine, wieso Daddy Preston noch nichts gegeben hat und warum Tripp Bluff House bekommen hat. Press meint, es ist, weil Tripp dem ersten Hamlin, der das Haus damals gebaut hat, so ähnlich ist. Beide kamen ziemlich am Ende und desillusioniert aus dem Krieg zurück. Das ergibt einen Sinn, finde ich.”
    “Für mich hört sich das eher an, als würden ihn alle nur entschuldigen wollen. Ich finde es nicht richtig, dass jemand etwas bekommt, nur weil er Probleme hat oder Hilfe braucht. Man sollte diejenigen belohnen, die sich bemühen, so wie Preston.”
    “Siehst du?”, entgegnete Adele und grinste herausfordernd. “Das meinte ich damit, dass du Preston recht ähnlich bist. Euch ist es wichtig, die Dinge richtig zu machen. Ihr bevorzugt beide ruhige Sachen, wie fischen, wandern, Gedichte lesen oder herumsitzen und einfach nur reden und solche Dinge. Es macht Spaß, euch beiden dabei zuzusehen. Press ist nicht schüchtern, er ist nur zurückhaltend. Er hatte ziemlich lange eine Freundin, fast die ganze Collegezeit hindurch. Erst als Mama diese Hochzeitsprospekte mit nach Hause brachte, hat er mit dem Mädchen Schluss gemacht. – Aber ich merke doch, wie er dich ansieht.”
    “Er sieht mich doch gar nicht an!”
    “Tut er wohl. – Wie auch immer, ihr würdet jedenfalls ein hübsches Paar abgeben.”
    “Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass du uns verkuppeln willst.”
    “Es könnte schlimmer kommen.”
    Mary June hakte sich bei Adele unter und drückte ihren Arm. “Lass uns nicht mehr davon reden, ja? Es macht alles so kompliziert. Ich finde es gut, wie es jetzt gerade zwischen mir und Press ist. Wir sind einfach gute Freunde.”
    “Okay. Wir werden ja sehen”, erwiderte Adele und lachte.
    “Wir werden auch sehen, was aus dir und Bobby Pearlman wird”, flötete Mary June.
    Adele stöhnte theatralisch auf und schüttelte traurig den Kopf. “Ach, daran glaube ich nicht mehr.”
    Bobby war ein toller Junge, nach dem Adele verrückt war. Bei ihm versuchte sie ihr Glück schon seit dem Beginn der Sommerferien. Er war Thema mehrerer Telefongespräche gewesen, während Mary June in Sumter war, und Adele tat alles Mögliche, um ihn für sich zu gewinnen. Einer der Hauptgründe für ihren Ausflug nach Capers Island an diesem Tag war, dass sie gehört hatte, Bobby würde ebenfalls da sein.
    “Bobby hat bloß Augen für Cynthia”, sagte Adele und seufzte traurig. “Ich glaube, die Beute ist längst erlegt.”
    “Mach dir nichts draus, Adele. Du weißt doch, wie man sagt: Der Wald ist voller Bären.”
    “Ich weiß, ich weiß. Und ich kann Cynthia einfach nicht böse sein. Sie ist so ein Schatz, und wir sind außerdem schon seit der ersten Klasse befreundet.”
    Schließlich erreichten sie ihre Fahrräder und legten ihre Taschen und die feuchten Handtücher in die Weidenkörbe.
    “Wo ist denn Preston?”, fragte Mary June und schaute sich um.
    “Keine Ahnung, wahrscheinlich immer noch im Bluff House. Lass ihn doch. Er ist immer auf hundertachtzig, wenn er sich mit Tripp gestritten hat. Lass uns nach Hause fahren.”
    “Bist du sicher? Ich möchte eigentlich nicht einfach so wegfahren.”
    “Er wird bald nachkommen.” Adele griff nach ihrem Lenker. “Im Übrigen sterbe ich gleich vor Hunger. Florence macht heute Lammbraten, und ich schwöre, ich rieche den Knoblauch bis hierher.”
    Tripp tauchte an diesem Abend nicht zum Essen auf. Und kein Preston schlich sich in aller Herrgottsfrühe in ihr Zimmer und weckte sie für einen Angelausflug, indem er ihre Zehen kitzelte.
    Mary June wachte auf, weil

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