Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
Vom Netzwerk:
erschossen. Ich brauche eine Dusche, eine Rasur und ein Bett.”
    “Magst du vielleicht einen Kaffee? Und was zum Frühstück? Ich könnte dir ein paar Eier braten.”
    Er drehte sich um und sah sie forschend an. Sein Blick schien verwundert angesichts ihres Angebots. “Darling, dann wärst du ein echter Engel.”
    Sie kletterte von ihrem Kissen und kam sich vor, als hätte sie gerade Flügel bekommen, die sie in diesem Moment in die Küche trugen. Dort setzte sie Kaffeewasser auf und schlug ein paar Eier in die Pfanne. Sie verspürte ein merkwürdiges Hochgefühl, wie sie da für diesen Mann ein Frühstück zubereitete. Während er mit Appetit aß, saß sie ihm gegenüber und nippte nur an ihrem Kaffee.
    Sie sprachen über alles Mögliche, lachten und flirteten miteinander. Er konnte genau wie Preston wunderbare Geschichten erzählen, wenn auch ganz anders. Beide Jungs waren echte Südstaatler. Preston sprach gedehnt und schuf mit bloßen Worten eine kleine Welt, wobei er jedes Detail ausschmückte, bis sie es förmlich vor sich sah. Ganz der talentierte Angler, konnte er einen mit seinen Erzählungen einwickeln und gefangen halten, bis er einen wieder freiließ.
    Tripps Art hingegen war witzig und schlau. Er trödelte beim Erzählen nicht herum, sondern kam gleich auf den Punkt, fügte jedoch hier und da ein paar Akzente ein. Am besten war, dass er die Pointe oder eine Beobachtung so trocken und beiläufig lieferte, und das mit einer so todernsten Miene, dass Mary June sich den Bauch hielt vor Lachen.
    Sie lachte gerade, als die beiden jemanden an der Hintertür hörten. Sie drehten sich gleichzeitig um und starrten mit großen Augen auf die Tür – wie Kinder, die man beim Naschen erwischt hatte.
    “Sieh mal einer an. Was haben wir denn hier?”, fragte Nona beim Hineinkommen und stellte ihre Taschen auf dem Holztresen ab. Nona war schlank wie ein Schilfrohr und bewegte sich mit königlicher Anmut. Mary June fand, dass sie mit ihren hohen Wangenknochen und den vollen Lippen aussah wie eine nubische Prinzessin, von der sie in ihrem Geschichtsbuch gelesen hatte. Nona war ungefähr so alt wie Preston. Sie trug einen einfachen braunen Rock und eine weiße Bluse, die in ihrer schmalen Taille von einem breiten Ledergürtel zusammengehalten wurde. Ihre Mutter Florence arbeitete nur noch halbtags für die Blakelys und kümmerte sich mehr um ihre Familie und die Körbe aus Sweetgrass, die sie herstellte. Nona hatte beschlossen, auf Sweetgrass zu bleiben und die Arbeit ihrer Mutter zu übernehmen. Sie war eine ebenso gute Köchin wie Florence – manche sagten, sie koche sogar besser. Auf jeden Fall war ihr Kaffee schlichtweg konkurrenzlos.
    “Rieche ich da etwa Kaffee?”, fragte Nona und schnupperte demonstrativ.
    “Den habe ich gemacht”, antwortete Mary June.
    Nona sah Tripp misstrauisch an, der harmlos lächelte. Nona griff nach einer Tasse und goss sich Kaffee ein. Sie nahm einen Schluck, dann verzog sich ihr Mund.
    “Pfui! Das ist ja nichts als schwarzes Wasser!”, rief sie und goss den Inhalt ihrer Tasse in die Spüle.
    Tripp brüllte vor Lachen und schüttelte den Kopf. “Ich sag’s dir nicht gerne, Süße”, erklärte er Mary June, “aber von Nona kannst du noch einige Dinge lernen, was das Kochen betrifft. Vor allem über Kaffee. Nona ist süchtig nach dem Gebräu. So wie ich auch. Und sie bereitet ihn zu wie eine Hohepriesterin am Altar.”
    Mary June wurde rot, und ihr Hochgefühl von vorher war vor lauter Verlegenheit mit einem Mal dahin. “Ich wusste nicht, welche Kanne ich nehmen soll”, stammelte sie zur Entschuldigung.
    Nona trug die Kaffeekanne zur Spüle und goss den restlichen Kaffee aus. “Wieso seid ihr zwei überhaupt schon so früh auf?”, fragte sie, und an Tripp gewandt: “Du riechst, als hättest du in der Kneipe geschlafen.”
    “Ich bin gerade nach Hause gekommen”, antwortete Tripp leichthin, ohne sich zu erklären.
    Nona sah nicht von der Spüle auf, sondern schüttelte nur stumm den Kopf und schnalzte mit der Zunge.
    “Ich bin aufgestanden, um mit Preston zum Fischen rauszufahren, aber er war nicht mehr da”, erklärte Mary June.
    “Oh, der ist schon eine ganze Weile weg. Er hat meinen Daddy heute früh angerufen. Sie sind alle im Stall. Sie haben Sie auch gesucht, Mister Tripp”, sagte sie und verdrehte die Augen. “Die Lämmchen kommen! Preston wird für die nächsten Tage vollauf beschäftigt sein. Sie werden ihn und Mr. Blakely kaum zu Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher