Switching Places 01 - Spiel Mit Der Leidenschaft
zerknitterte Halstuch hing lose herab. Er türmte sich vor ihr auf wie Dickie Driscoll in seinen wachsamsten Momenten. »Keine Spielchen, Madeline. Weshalb bist du auf Chalice Hall?«
»Das Gleiche könnte ich dich auch fragen. Schließlich hast du schon einem Mann das Leben ruiniert, indem du ihm sein Vermögen weggenommen hast.« Auch nach Lady Tabards unerwarteter temperamentvoller Verteidigungsrede wollte Madeline das Thema nicht rational angehen, sondern holte zum Gegenschlag aus. »Hast du etwa schon alles ausgegeben?«
Er begutachtete sie genauso durchdringend wie zuvor im Salon, doch diesmal galt seine Aufmerksamkeit nicht ihrer Figur, sondern ihrem Gesicht. »Du hast meine Frage nicht beantwortet, also stelle ich dir eine andere. Warum tust du so, als seiest du die Gesellschafterin dieser dummen Gans?«
Sie sah ihm widerwillig in die Augen. Er hatte immer schon einen klaren Blick gehabt, aber früher hatte Zuneigung in dieser Klarheit gelegen. Jetzt, seiner Wärme beraubt, sah dieser Blick zu viel, drang zu dieser verfluchten Verunsicherung durch, die sie so selten befiel... die sie jetzt aber plagte. Sie wich zurück. »Ich habe dir nicht geantwortet, weil ich dir nicht antworten muss.«
»Du führst also irgendwelchen Unfug im Schilde.« Er sah ihr mit verengten Augen zu, wie sie auf den Balkon ging und auf die Auffahrt hinunterschaute, wo noch ein paar späte Kutschen vorfuhren.
»Ich hatte gehofft, die Zeit im Ausland würde dich erwachsen werden lassen, aber wie ich sehe, war ich zu optimistisch.«
Der Vorwurf machte sie fast sprachlos. »Ich bin sehr erwachsen. Ich bin erwachsen auf die Welt gekommen.«
»Du bist davongelaufen.«
Eine Anschuldigung, auf die es nichts zu entgegnen gab. Sie war davongelaufen. »Aber nicht vor meiner Verantwortung. Sondern vor dir«, entgegnete sie getroffen. Verdammt. Ein unkluges Eingeständnis.
»Warum sollte eine erwachsene Frau vor einem simplen Mann davonlaufen?«
»Nicht vor dem Mann.« Sie holte Atem. Gabriel verbrauchte immer alle Luft im Raum. »Vor dem Gerede. Ich wollte, dass das Gerede verstummt.«
»Vier Jahre. Ja, es ist ziemlich ruhig, ziemlich tot. Tot und von den Krähen leer gepickt.«
Sie betrachtete ihn, versuchte seine Gedanken zu lesen. Aber das war bei Gabriel immer schon schwierig gewesen. Seine Worte hatten mehr als nur eine Bedeutung. Bei Gabriel waren sie vielschichtig, und wenn er so aussah wie jetzt - zwei Schritt voraus und entschlossen, es zu bleiben -, waren seine Schachzüge kaum zu ergründen. Wollte er sagen, dass zwischen ihnen jedes Gefühl erstorben war?
Also gut. Dann sollte es so sein. Sie empfand nichts als Erleichterung. Nichts als Erleichterung. »Ich wusste es«, sagte sie aufmunternd. »Ich wusste, wir würden zu einer Verständigung kommen. Ich hätte damals nicht so eine Szene machen sollen. Es war falsch von mir.« Ein enormes Zugeständnis, eines, das er sicher zu schätzen wusste.
Er tat es nicht. »Es war falsch von dir.«
Sie wartete, dass er sich seinerseits entschuldigte.
Er sagte: »Du hast dein Wort gebrochen.«
»Was?«
»Du hattest geschworen, meine Frau zu werden. Das Datum stand schon fest. Die Anzeige war in der Times. Du hast dein Wort gebrochen.«
Ihr Zorn erwachte. Ein Zorn, der ihrer Schuldgefühle wegen umso leichter erwachte. Eine Duchess of Magnus brach niemals ihr Wort. Das war ein Familiencredo - aber sie hatte ihr Wort gebrochen. »Du hättest nicht spielen sollen, du wusstest, was ich davon hielt.«
»Es ging um Macht, Liebling. Hätte ich dieses Vermögen nicht gewonnen, dann hättest in unserem Eheleben du die Kommandos erteilt. So wie du alle herumkommandierst.«
»Stattdessen gibt es kein Eheleben.« Die Ungerechtigkeit der Anschuldigung tat ihr weh. »Und ich kommandiere auch nicht alle herum. Ich ergreife nur die notwendigen Schritte, für die manch andere zu träge sind, und bringe die Dinge in Ordnung.«
»Tatsächlich?« Sein Tonfall verspottete sie. »Wo ist Eleanor?«
Madeline setzte zu einer Erklärung an, hielt dann aber den Mund.
»Lass mich raten.« Er beobachtete sie, wie sie zur Kommode ging, die silbernen Bürsten berührte und die Rasierschale. »Du hast deine Cousine Eleanor zu Mr. Knight geschickt, damit sie dich bei ihm entschuldigt. Du hast sie immer schon für zu schüchtern gehalten, also hast du sie ins kalte Wasser geworfen, auf dass sie schwimmen lernt oder untergeht.«
»Sie schafft das.« Eleanor würde das schaffen.
»Oder sie ertrinkt. Mr.
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