Switching Places 01 - Spiel Mit Der Leidenschaft
kleiden.«
Keine Macht der Welt hätte Madeline dazu bewegen können, länger als nötig zu bleiben, also bis sie ihren Vater gesprochen und zur Rückkehr überredet hatte. Nicht nachdem sie sich in Gabriels Schlafzimmer dermaßen benommen hatte.
Unglücklicherweise musste sie ihn heute Abend sehen. Gütiger Himmel, hoffentlich hatte Vater es eilig, herzukommen.
Nichts an ihrer zurückhaltenden Art ließ auf ihre wütenden Überlegungen schließen. »Ich danke Ihnen für Ihre Großmut, Lady Tabard.«
»Jetzt, aber.« Lady Tabard griff nach ihrem Fächer. »Lasst uns zum Dinner nach unten gehen.«
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8
Rumbelow, wie er sich jetzt nannte, konnte den süßen Hauch der Genugtuung fast schmecken, als er den Salon begutachtete. Der Raum war groß, von Kerzen erhellt und komfortabel. Er hatte hier neun Männer versammelt, die dem Spielen so verfallen waren, dass sie blind für jede Gefahr waren, die ihren Familien drohte. Auf Rumbelows Befehl hin hatten sie ihre Frauen und ihre heiratsfähigen Kinder mitgebracht, damit sie sich auf dem Lande vergnügten.
Rumbelow war von den Reichen und ihrer Leichtgläubigkeit schon immer fasziniert gewesen.
Der alte Lord Achard saß in einem bequemen Sessel, das gichtige Bein auf eine Ottomane gelegt, den Gehstock mit knorrigen Fingern umfasst. Er und Lord Haseltine, zwei wirklich gute Freunde, debattierten aufgeregt über eine Whist-Partie, die vor dreißig Jahren in Flampton Court stattgefunden hatte. Haseltines Erbe, ein pickeliger, ungeselliger Siebzehnjähriger, saß dicht bei ihnen und hörte aufmerksam zu.
Die beiden Töchter Lord und Lady Achards standen hinten an der Wand. Die Augen weit aufgerissen beobachteten sie den gut aussehenden, elegant gekleideten Mr. Darnell, der sich mit der ältesten Mademoiselle Vavasseur unterhielt. Anscheinend hatten die Achard-Damen ein Faible für Mr. Darnell entwickelt, das aber zum Scheitern verurteilt war, weil Mr. Darnell sich ausschließlich fürs Spiel interessierte - und seinen geliebten Kammerdiener Norgrove. Er war zweifelsohne in Norgrove verliebt, was einen Skandal verursacht hätte, hätte irgendwer sonst davon gewusst. Aber außer Rumbelow, der es sich zum Geschäft gemacht hatte, jedermanns Geheimnisse zu kennen, wusste es keiner.
Der Marquis of Margerison und seine herrische Frau sahen hingerissen zu, wie ihr einziger Sohn und Erbe, Lord Hürth, einer gelangweilten Vavasseur-Tochter von seinen Pferden vorschwärmte.
Rumbelow betrachtete mit verächtlichem Blick Hürths Aufmachung. Ein junger Mann mit beständig zunehmender Leibesfülle hätte besser keinen silberdurchwirkten Gehrock mit zu enger Taille und ausgepolsterten Schultern tragen sollen. Die ganze Familie bestand aus Dummköpfen und Langweilern, aber Hürth war der Schlimmste von allen.
Baron Whittards ältester Sohn Bernard ignorierte die Annäherungsversuche Miss Jennifer Payborns, dem einzigen Kind Mr. Fred Payborns, eines Kohlenhändlers, der für sein Ungeschick beim Spiel berühmt war und dafür, dass er seine Verluste beim Kohlenhandel in null Komma nichts wieder wettmachte. Mr. Payborn mochte beim Kartenspiel ein schrecklicher Pechvogel sein, aber im Geschäftsleben machte er alles zu Geld, und er war vernarrt in seine Tochter.
Er würde ihr Bernard kaufen, wenn sie es wollte.
Er würde ihr das Leben erkaufen, wenn er musste.
Mr. und Mrs. Green waren, Rumbelows Ansicht nach, liebenswerte Narren und für nichts gut, außer Töchter in die Welt zu setzen, albern zu grinsen - und zu spielen. Diesmal nahm nur Mr. Greene am Spiel teil - Rumbelow wollte am Spieltisch keine romantischen Verwirrungen erleben, also hatte er nur Männer geladen. Mrs. Greene hatte allerdings schon einmal einen ganzen Landsitz auf eine Karte gesetzt.
Die Jüngeren unterhielten sich, flirteten und taten alles, einen reichen, adeligen Partner aus den passenden Kreisen zu finden. Die Älteren - Ladies, Mütter und Matronen - saßen zusammen, hielten ihre Teetassen in der Hand, studierten mit scharfem Blick ihren Nachwuchs und diskutierten dessen Aussichten.
Lord Tabard war während des Dinners eingetroffen und saß nun bei seiner vulgären Frau, die ihn wegen seiner undankbaren Tochter ausschalt. Wie es schien, wollte die fade Blondine Mr. Rumbelow nicht nachstellen, wie ihre Stiefmutter es von ihr verlangte. Rumbelows Blick verweilte auf dem Mädchen. Er konnte sie auf seine Flucht mitnehmen, wenn er wollte - aber er wollte nicht. Nicht wenn er - er lächelte -
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