Switching Places 01 - Spiel Mit Der Leidenschaft
er mir und seinen Untergebenen gegenüber seine Verpflichtungen einhält«, sagte sie mit einstudierter Munterkeit in der Stimme.
»Sehr umsichtig von dir.« Gabriel hätte am liebsten ihre Hand berührt und ihr versichert, dass sie exzellente Arbeit geleistet hatte. Aber sie durfte ihr Gleichgewicht nicht wiederfinden. Er wollte, dass sie sich ihr Schicksal ausmalte, bevor sie zur Gelassenheit zurückfand. »Du warst vier Jahre lang fort. Wie ist Lord Magnus überhaupt ohne dich zurechtgekommen?«
»Ich habe einen tüchtigen Verwalter eingestellt. Er hat sich als überaus passend und ehrlich erwiesen. Ich bin eine gute Menschenkennerin.« Sie klappte den Mund zu, als sei ihr aufgegangen, dass sie entweder doch keine gute Menschenkennerin war oder einen Fehler begangen hatte, Gabriel abzuweisen.
Er sparte sich eine entsprechende Bemerkung. Sie war ein kluges Mädchen. Sie wusste es auch so.
»Was ist das nur für eine Gesellschafterin!«, drang Lady Margerisons schrille Stimme an Madelines Ohr. »Unschicklich und dreist. Sie gehört unter Aufsicht gestellt.«
Gabriel sah die Dame finster an.
»Gabriel, du musst gehen, aber vorher ...« Ihre Augen waren groß und ernst, als sie ihn fragte: »Vorhin, als wir übers Küssen gesprochen haben ... und ... und ...«
»Über Geschlechtsverkehr?«, ergänzte er hilfsbereit.
»Warum hast du mir all diese unverschämten Fragen gestellt?«
Er stand auf, und verbeugte sich, um sich zurückzuziehen - fürs Erste, zumindest. »Ich wollte wissen, ob du den Wert dieser Tiara aufwiegst.«
Rumbelow erholte sich einen Augenblick lang vom Tanz, der Konversation und den schmachtenden Mädchen und besah sich den Ballsaal. Alles lief wie geplant. Im familiären Milieu der Hausgesellschaft entspannten sich die Gäste. Die jungen Ladys flirteten und biederten sich bei dem nächstbesten, vermögenden Gentleman an, genau wie die Dirnen auf der Straße.
Alle, bis auf die kleine Thomasin, waren sie von der einen in die andere Ecke des Ballsaals vor Lord Hürth geflohen.
Rumbelow würde gehen und Thomasin retten. Sie mochte ihn zwar genauso wenig wie Hürth, aber es amüsierte ihn herauszufinden, wie Thomasin wohl reagierte, wenn sie zwischen Regen und Traufe steckte.
Auch die Spieler wirkten gelassen und widmeten sich ihren Geliebten, Ehefrauen und Kindern, weil sie sich ab morgen ja im Witwenhaus einschlössen, um zu spielen, als hinge ihr ganzes Seelenheil an einer Karte. Auch wenn es eigentlich ihre Brieftaschen waren. Denn ihre Seelen waren längst verloren.
Zehntausend pro Kopf und zehn Spieler, machte Hunderttausend. Die Kosten beliefen sich auf zwanzigtausend Pfund, aber die Handwerker würden jemanden, der außer Landes geflohen war, kaum belästigen können. Er würde nie mehr irgendein Ding drehen müssen. Vielleicht würde er trotzdem weitermachen.
Er lächelte und betrachtete die blökenden Schafe, die nur darauf warteten, ausgenommen zu werden. Ja, vielleicht würde er irgendwann weitermachen, nur um sich zu beweisen, dass er es noch konnte.
Thomasins »Gesellschafterin« saß an der Wand und trug eine Miene zur Schau, die man nur als trotzig bezeichnen konnte. Natürlich, Campion war hinter ihr her wie der Teufel. Sie plante etwas; und Rumbelow hätte viel gegeben zu erfahren, was sich hinter der spröden Fassade verbarg.
Vielleicht dachte sie auch nur an die Neuigkeiten, die Monsieur Vavasseur im ganzen Ballsaal verbreitete. Dass sie die Duchess war und nicht deren Gesellschafterin. Rumbelow grinste zähnefletschend. Genau, wie er es vorhergesehen hatte, entwickelten sich die Dinge in eine interessante Richtung.
Natürlich hätte er gern gewusst, was Big Bill zu Ihrer Gnaden gesagt hatte. Big Bill behauptete, er habe ihr nur den Hof gemacht. Big Bill war immer schon ein Dummkopf gewesen, in diesem Fall ein betrunkener Dummkopf, aber an Mord und Raub hatte er nie etwas auszusetzen gehabt. Also behielt Rumbelow ihn in seiner Nähe und setzte ihn häufig ein. Rumbelow hatte Big Bill nie für einen gefährlichen Dummkopf gehalten, und falls er »Miss de Lacy« irgendetwas erzählt hatte, das ihr Vertrauen in den Gastgeber untergraben hatte, dann zeigte sie es nicht. Vielleicht war ja alles in Ordnung.
Womöglich würde er Big Bill eliminieren müssen, wenn dieser Job vorbei war.
Rumbelow seufzte. Es war schwer, alten Freunden Lebewohl zu sagen, aber das Geld würde ihm den Schmerz versüßen.
Der große, elegante, sonst so schweigsame Lord Campion plauderte mit
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