Switching Places 01 - Spiel Mit Der Leidenschaft
gerichtet.
Madeline entspannte sich und sah den Tanzenden zu. Lady Tabard war nicht ganz so schrecklich, wie sie anfangs angenommen hatte. Ihre Vulgarität hatte zwar nicht nachgelassen, aber sie hatte ein scharfes Auge für Perspektiven und mochte Thomasin insgeheim vielleicht sogar. Das war gut. Madeline hätte die Aussicht verabscheut, sich mit einer bösen Stiefmutter abplagen zu müssen. Aber da sie Lady Tabard auf die richtige Fährte gebracht hatte, hatte sie ihrer Verantwortung für Thomasin Genüge getan.
Jetzt sorgte sie sich besser um sich selbst. Finster sah sie zu, wie Gabriel, mit einem Teller in der Hand, durch den Ballsaal auf sie zukam. Sie war bis jetzt noch nicht dazu gekommen, sich einen anderen Weg auszudenken, die Tiara zu gewinnen, und ihr war auch nichts eingefallen, was sie ihm als Gegenleistung anbieten könnte - sie seufzte tief -, außer dem, was er ohnehin schon verlangte.
»Miss de Lacy, ich dachte, Sie möchten vielleicht ein paar von den Köstlichkeiten probieren, die unser aufmerksamer Gastgeber für uns bereithält.« Gabriel präsentierte mit einer Verbeugung eine Serviette und einen Teller voller Delikatessen, die er nach ihrem Geschmack zusammengestellt hatte. Es schien, als erinnerte er sich an all ihre Vorlieben, und mit teuflischem Gespür tauchte er genau zu dem Zeitpunkt auf, als der Hunger an ihr zu nagen begann.
Eine Tatsache, die den Mitgliedern der feinen Gesellschaft gleichgültig war. Denn als Gesellschafterin war es ihr nicht erlaubt, ans Büffet zu gehen oder ein Glas Punsch zu trinken, ja nicht einmal, die Damentoilette aufzusuchen, obwohl sie Lady Tabard, was das betraf, bereits brüskiert hatte. Ihre Aufgabe war es, ruhig dazusitzen, Thomasin im Auge zu behalten und verfügbar zu sein, falls Thomasin Hilfe mit ihrem Kleid brauchte oder ein ungeschlachter Herr ihr unerwünschte Avancen machte. Es war langweilig und machte sie müde, zumal die Gesellschaft klein war und Thomasin sich bestens benahm.
Umso auffälliger war es allerdings, dass Gabriel auftauchte, gut aussehend und mit verführerischen Delikatessen. Sie ignorierte die schockierten Blicke der Matronen und nahm den Teller entgegen. Mit lauter Stimme und höchst förmlich sagte sie: »Ich danke Ihnen, Lord Campion.«
Seine Erwiderung fiel boshaft informell aus. »Keine Ursache, Miss de Lacy. Darf ich um das Vergnügen bitten, Ihnen beim Essen Gesellschaft zu leisten?« Er wies auf den Stuhl neben ihr.
Sie sah die Matronen den Hals recken, und ihre Manieren lösten sich in Wohlgefallen auf. Sie senkte die Stimme und zischte: »Ja, ja, setz dich und hör damit auf, um mich herumzuschleichen. Wir erregen schon Aufmerksamkeit.«
Ein kleines Lächeln zupfte an seinen Lippen, während er tat, wie befohlen. »Wenn du hungrig bist, bist du immer übellaunig.«
»Das bin ich nicht.« Sie biss in einen Teekuchen. Das raffinierte Zitronenaroma verschlug ihr den Atem, und sie seufzte hingerissen.
»Anscheinend, habe ich mich geirrt.« Er schaute ihr mit so dunkler Eindringlichkeit zu, wie sie sich den Zuckerguss von den Fingern leckte, dass sie sich geziert die Serviette auf den Schoß breitete und sie auch benutzte.
Es hatte seinen Grund, dass Frauen nichts ableckten, sobald ein Mann zugegen war; das war ihr früher nicht klar gewesen. »Es ist dein infames Angebot, das mir die Laune verdirbt«, sagte sie leise.
Er zog eine Augenbraue hoch und nickte den neugierigen Damen vor ihnen zu. »Willst du etwa hier darüber sprechen?«
Dass er Recht hatte, missfiel ihr fast genauso, wie diskret sein zu müssen. Sie holte Luft und fragte: »Gefällt Ihnen der Ball, Lord Campion?«
»Er ist ein verdammter Schwachsinn.«
Madeline grinste. Sie hatte ihn bei der obligatorischen Polonaise mit jeder der jungen Damen über die Tanzfläche trotten sehen. Außerdem hatte er mit den beiden Lady Achard getanzt, den drei Misses Greene und allen vier Vavasseur- Töchtern. Die Liste war endlos, weil der Ball vor jungen Damen in blässlichen, anschmiegsamen Kleidern nur so strotzte. Madeline war froh, dass er sich nicht amüsiert hatte. Andererseits hätte er sich wenigstens nicht mehr für sie interessiert, wenn er sich in eine andere verliebt hätte.
Sie hinterfragte ihre wirren Gedankengänge lieber nicht.
Er sah ihr zu, wie sie - genauso konzentriert wie zuvor den Teekuchen - eine Makrone aß. »Du solltest vielleicht erfahren, dass Monsieur Vavasseur behauptet, dich zu kennen und dich als die Duchess of Magnus
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