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Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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vorschnell auf den Öffnungsschalter zu drüc ken. Er sollte sich nicht schon wieder belauscht fühlen.
    Er zögerte auch nicht mehr länger, sondern öffnete die Tür. Im Gang ertönten Kommandos. Die beiden Wachtposten wurden abberufen. Wahrscheinlich würden sich die Männer wundern und sich fragen, warum man sie eigentlich doppelt und dreifach vereidigt hatte. Weshalb durften sich nicht jene sehen, die offenbar an Bord waren?
    Ich fühlte instinktiv, daß die überspitzten Vorsichtsmaßnahmen so schnell wie möglich wieder auf ein vernünftiges Maß reduziert werden mußten. So ging das auf die Dauer nicht weiter.
    »Seien Sie uns willkommen, Reg«, begrüßte ich den Eintretenden. »Sie haben doch hoffentlich Ihren kleinen Schock überwunden? Es tut mir leid, aber wir befinden uns in einer schwierigen Situation. Es ist nicht gut, selbst von alten Freunden für tot gehalten zu werden.«
    »Es ist alles in Ordnung, Konnat«, wehrte er ab. »Von einem Schock kann auch keine Rede sein. Ich bin schließlich über Ihre parapsychischen Fähigkeiten informiert. Man kann jedoch erschrecken, wenn man plötzlich zwei glühende Kohlen über sich schweben sieht.«
    Ich sann über den Vergleich nach.
    »Sehen meine Augen so furchterregend aus?« erkundigte ich mich bestürzt.
    Er lächelte und entschloß sich zu einer offenen Aussage.
    »Ja! Haben Sie das noch nie kontrolliert? Hannibal wirkt in der Konzentrationsphase wesentlich friedfertiger, eigentlich nur angespannt. Bei Ihnen ist das anders.«
    »Ich werde also zu einem reißenden Raubtier?«
    »Man könnte den Eindruck gewinnen. Ich hätte dafür eine Menge hochwissenschaftliche Erklärungen parat, möchte mich jedoch auf den normalen Sprachgebrauch beschränken. Ihre Mentalität ist von Natur aus anders als die Ihres Kollegen. Sie zögern wesentlich länger als er, überlegen sorgsamer und halten sich zurück, wann immer es geht. Aber wenn Sie die Kontrolle über sich verlieren, dann …«
    Er unterbrach sich und hüstelte.
    Ich hatte genug gehört. Steamers war aufrichtig gewesen.
    »Ich verstehe. Vielen Dank. Ich kann die Auskunft gebrau chen. Verzerrte sich mein Gesicht?«
    »Das zu behaupten wäre unrichtig. Es wird anders, das ist alles. Sie scheinen in der unkontrollierten, vom Ego erzwungenen Konzentrationsphase überdies eine Schockwelle auf wahrscheinlich hypnosuggestiver Ebene auszustrahlen. Das ist neu, Sir! Ich habe bereits mit Dr. Kulot darüber gesprochen. Es sollte auf Henderwon-Island untersucht werden.«
    »Eine Schockwelle? Hatten Sie etwa den Eindruck, geistig überlappt zu werden?« fragte ich fassungslos.
    »Mehr noch, Sir. Ich war wie gelähmt. Es war ein echter Pa raüberfall. Normalerweise sollte man von einer Bewußtseinsbelauschung nichts spüren. Ich fühlte mich körperlich angegriffen.«
    Hannibal sagte keinen Ton, und da wußte ich, daß er es längst bemerkt hatte. Ich musterte ihn prüfend. Er begann laut und falsch zu pfeifen.
    »Das hättest du mir sagen sollen, Kleiner!«
    »Nein, mein Lieber, das sollte dir ein Geschädigter mitteilen. Mir hättest du nicht geglaubt.«
    »Sie werden erwartet«, lenkte Steamers ab. Er war peinlich be rührt. »Es eilt, Sir. Darf ich bitten.«
    Wir gingen. Ich war um eine unangenehme Erfahrung reicher geworden.
    Wir blieben auf dem gleichen Deck, bogen jedoch mehrmals ab. Für einen Augenblick bemerkte ich einen Mitarbeiter aus Mirnams Maskenbildnerteam. Wir wußten, daß der Chef dieser Abteilung ebenfalls an Bord war.
    Steamers öffnete eine weitere Schiebetür. Dahinter stand ein hochgewachsener, durchtrainierter Mann mit schußbereiter Dienstwaffe. Es war eine Thermorak, wie sie von aktiven Schatten getragen wurde.
    Seine Dienstmaske ließ sein Gesicht so puppenhaft unpersönlich werden, daß man ihn wirklich nicht identifizieren konnte.
    Wir kannten jedoch jede seiner Regungen. Auf diesen Mann konnte man sich verlassen.
    »Wie geht es Ihnen, TS-19?« sprach ich ihn an. »Wenn Sie im Lande sind, ist das Unheil nicht weit entfernt. Haben Sie etwa durchgeladen?«
    »Das ist so Brauch, Sir«, lachte er.
    Ich lauschte der Stimme nach. Ja, das war TS-19, unser ständiger Verbindungsmann zum Hauptquartier.
    Wir schüttelten uns kurz die Hände, tauschten belanglose Bemerkungen aus und betraten dann den nächsten Raum.
    Er glich einer hochtechnifizierten Schaltzentrale. Im Hintergrund bemerkte ich einen durch Schutzgatter abgesicherten Programmierungstisch. Es war sicher, daß man sich von dort aus mit

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