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Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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PLATO, dem Riesenrechner der GWA, in Verbindung setzen konnte.
    Vor einem gewölbten Bildschirm standen einige Männer. Zah lengruppen und rotleuchtende Symbolisierungen wiesen auf einen soeben abgeschlossenen Auswertungsvorgang hin.
    Relings untersetzte, stämmige Gestalt war nicht zu übersehen. Er trug die dunkle Uniform der GWA, hatte sogar einige Auszeichnungen angelegt und wirkte wie ein Fels in der Brandung.
    Sein stark ergrautes Stachelhaar schimmerte im Licht der Kontrolleuchten.
    Als wir eintraten, wandte er den Kopf. An Stelle einer Begrüßung meinte er knurrig:
    »Der jüngste und unerfahrenste Schüler der Raumakademie kommt schneller aus dem Stationsorbit zurück als Sie. Haben Sie mit Imman noch eine Partie Schach gespielt?«
    »Im Leben nicht«, fiel der Zwerg prompt ein. »Wir …«
    »Ich traue Ihnen diese hohe Kunst auch nicht zu«, wurde er unterbrochen.
    Hannibal war sprachlos, und ich freute mich. Der Zwerg konn te eigentlich nur von Reling gebändigt werden.
    »Sie kennen die Gründe der Verzögerung«, warf ich ein. »Die Stationsmediziner bestanden …«
    »Schön, ich weiß«, unterbrach er erneut. »Normalerweise wä re es mir auch gleichgültig, ob Sie vier Stunden nach Eingang der Nachricht starten oder schon zehn Minuten danach. Im vorliegenden Falle eilt es. Huang-Ho Feng drängt aus Gründen, die noch ungeklärt sind. Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Wir zwängten uns zwischen den Geräten hindurch und erreichten schließlich einen kleinen Konferenztisch.
    Dr. Samy Kulot, unser Paramediziner von Henderwon-Island, schwenkte einen Hocker aus der Wand und nahm darauf Platz.
    Dr. Anne Burner, die fähige GWA-Psychologin, blieb an der Wand stehen und versuchte, ihre knochigen Schulterblätter irgendwo anzulehnen. Wegen der vielen Instrumente gelang es ihr nicht.
    Dr. el Haifara, der marserfahrene Mathematiker, drückte den Biochemiker Mirnam leicht zur Seite und fand dadurch auch noch eine Sitzgelegenheit.
    Reling rührte das alles nicht. Er schien anzunehmen, daß hier jedermann wußte, daß selbst an Bord eines Großraumflugzeugs der Platz beengt war; vor allem dann, wenn man jeden Winkel mit Geräten aller Art vollgestopft hatte.
    Dann sagte er doch noch ein Wort der Entschuldigung.
    »Wir haben uns im Rechen- und Kommunikationszentrum aufzuhalten. Tut mir leid. Ich erwarte wichtige Nachrichten. Kommen wir zur Sache.«
    Hannibal und ich fühlten uns angesprochen. Reling wartete weder Fragen noch irgendwelche vorbereitenden Argumente ab. Wir ahnten, daß die Sache wirklich eilig war. Auf eine telepathische Sondierung verzichteten wir. Ich mußte ständig an »die glühenden Kohlen« denken!
    Reling zog einige großformatige Farbbilder von brillanter Qualität aus einem Kunststoffumschlag und schob sie uns zu.
    »Kennen Sie diesen Mann? Wenn ja – wer ist er? Wie alt ist er? Fachgebiet? Haben Sie ihn jemals gesehen?«
    Ich fächerte einige Fotos auseinander. Alle zeigten sie einen sehr alten Mann in verschiedenartigen Posen und aus unterschiedlichen Perspektiven.
    Sein Gesicht glich einer aus tiefen Falten und Runzeln bestehenden Kraterlandschaft. Der Kopf war völlig kahl und von gelbbraunen Pigmentflecken bedeckt.
    Andere Bilder zeigten einen ausgemergelten Körper mit schlaffer Haut. Der Greis schien sich kaum noch auf den Füßen halten zu können.
    »Kennen Sie ihn?« wollte der Alte wissen.
    »Nein, tut mir leid, Sir«, verneinte ich. »Er scheint an der Schwelle des Todes zu stehen.«
    »Wie alt ist er? Schätzungsweise?« bohrte Reling weiter.
    »Über hundert Jahre«, meldete sich Hannibal. »So sieht er wenigstens aus.«
    Reling musterte uns der Reihe nach. Die übrigen Anwesenden sprachen kein Wort.
    »Sie irren sich gewaltig«, sprach uns der Alte schließlich an. »Den Mann haben Sie im März 2011 beim Zeitreiseeinsatz gesehen. Seine Name ist Dr. Angelo Percelli. Sie sind ihm allerdings nur flüchtig begegnet. Er stammt aus dem europäischen Unionsstaat Italien, geboren wurde er in Palermo. Dieser Greis erblickte am 9. September 1985 das Licht der Welt. Er wird also in wenigen Wochen sechsundzwanzig Jahre alt und galt als weiterhin auszubildender Mediziner, der soeben sein Staatsexamen bestan den hatte. Dr. Angelo Percelli, Konnat! Erinnern Sie sich wirklich nicht?«
    Ich starrte ihn fassungslos an. Der Name sagte mir nichts. Zur Zeit unserer Einsätze in der Atlantischen Epoche waren uns einige hundert Wissenschaftler begegnet. Möglich, daß Percelli dazugehört

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