Symbiose Herbstgewitter
bedrückt. »Meine Regierung fordert Klarheit, ist aber nicht bereit, dafür den Preis einer solchen Zerstörung zu zahlen. Ich möchte doch vorschlagen, auf das Vorhaben Ihres Obersten TS-20 einzugehen. Die Flucht sollte während des Transports nach Peking erfolgen oder kurz nach der Landung. Vor dem Start auf keinen Fall. Es würde meine Lage weiterhin verschlechtern. Ich brauche Erfolge, keine Mißerfolge, die mir letzten Endes angelastet werden könnten.«
»Werden würden«, korrigierte Hannibal. »Ich will Ihnen nicht wehtun, Huang, aber wir müssen wirklich alles vermeiden, was Sie weiterhin in die Sackgasse bringen könnte. Wir meinen es gut – und …«, er unterbrach sich und hustete rauh, »… und außerdem legen wir keinen Wert darauf, in vier Wochen oder noch schneller einem neuen Abwehrchef des GAS gegenüberzustehen.«
Huang-Ho Feng lächelte nur. Er hatte aber durchaus verstanden.
Kao Ming-Hoa ergriff das Wort.
»Ich stimme TS-20 ebenfalls zu, obwohl die Flucht aus dem Hauptquartier der Abwehr fraglos wirkungsvoller wäre. Davanger wird allmählich nervös. Wir müssen handeln. Noch hat er nicht gesprochen, sondern nur andeutungsweise versprochen. Damit können wir nichts beginnen. Da es zwecklos wäre, den Mann mit Ralowgaltin zu verhören, bleibt nur übrig, den Transport zu beschleunigen. Die Gefangenen sollen ohnehin in den nächsten Tagen nach Peking übergeführt werden. Das könnte schon morgen geschehen. Dabei gebe ich allerdings einen Unsicherheitsfaktor zu bedenken, Gentlemen.«
»Zweitausendzweihundert Flugkilometer bis zur Hauptstadt«, fiel ich ein.
Er warf mir einen schnellen Blick zu, der von seiner Überraschung zeugte.
»Sehr richtig, TS-20. Zweitausendzweihundert Kilometer. Das ist für weit überschallschnelle Maschinen, die überdies einen Jä ger-Geleitschutz erhalten müssen, nicht viel. Immerhin müssen die Flugzeuge starten, Höhe gewinnen, sich formieren und auch wieder landen. Das dauert länger als die Reise an sich. Das ist die kritische Phase, die Unbekannte ausnutzen könnten.«
»Das ist eine meiner Hoffnungen, Kao.«
Er nickte mir zu. Als er überlegend die Augen zusammenkniff, wußte ich, daß wir auf der gleichen Wellenlänge lagen.
»Sie haben aber sicherlich eingeplant, daß die Hoffnung trügerisch sein könnte, nicht wahr?«
Ich sann unwillkürlich über das von ihm häufig gebrauchte »nicht wahr« nach. Es war eine kleine Ablenkung und für den Einsatz unbedeutend.
»Haben Sie es eingeplant?« fuhr mich der Alte an.
»Natürlich. Ich brauche die marsianische Ausrüstung wie besprochen. Dazu eine GAS-Wachmannschaft, bestehend aus ein geweihten Leuten. Die Rettungsausrüstung der Transportmaschi ne ist zu überprüfen, notfalls zu modernisieren. Wir brauchen Hö henrettungsgeräte, lenkbar und einen gewissen Vorsprung. Alle anderen Details sind besprochen. Der Einsatz wird kompliziert. Zufälligkeiten müssen berücksichtigt oder ausgeschaltet werden. Ihre Geleitschutzjäger bereiten mir Kummer, Kao.«
»Wir können sie mit dem besten Willen nicht abziehen oder gar vergessen«, wies mich Huang-Ho Feng ab. »Ich verstehe und würdige Ihre Sorgen, Colonel, aber meine Regierung besteht auf der Absicherung des Luftraums.«
»Können Sie die Piloten der Himmelsstürmer nicht informieren, Sir?«
»Auf gar keinen Fall. Das Luftabwehrkommando würde tausend Fragen stellen. Sie laufen daher Gefahr, von den nichteingeweihten Piloten augenblicklich verfolgt und beschossen zu werden.«
Wir erkannten immer mehr, daß der Geheimdienst des Großasiatischen Staatenbunds, so großartig er war, doch nicht über die Kompetenzen der GWA verfügte. Für uns wäre es eine Kleinigkeit gewesen, zwanzig bis dreißig ausgesuchte Jägerpiloten zu finden, sie und ihren Kommandeur zu unterrichten und anschließend einer phantastisch funktionierenden Zusammenarbeit sicher zu sein. Die Männer hätten bis zum Abschluß des Einsatzes geschwiegen und sich sogar bereit erklärt, einige Wochen Urlaubssperre auf sich zu nehmen.
Das ließ sich im politischen und militärischen Gefüge des GAS anscheinend nicht bewerkstelligen. Kompetenzbereiche waren hier unantastbar.
Wir suchten nach anderen Lösungen – und fanden sie! Entscheidend wichtig waren drei Punkte!
Dr. Davanger durfte nicht argwöhnisch werden. Die Personen, die er anscheinend gut kannte und an die er uns verweisen wollte, mußten die Flucht als logisch akzeptieren.
Danach mußten wir den Geleitschutzjägern
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