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Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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wies ich ihn scharf zurecht. »Mein verehrungswürdiger Meister unterrichtete mich über eine Episode in Neo-Calthurion, in der Sie eine äußerst minderwertige Rolle spielten. Sie verleugneten Professor Toterlay.«
    »Ich darf mir erlauben, Erhobener, Sie …«
    »Sie dürfen meinen Stuhl in eine sitzgerechte Position rücken und für mich sowie den Erhobenen Bockosch die Speisen am Ausgabeschalter abholen. Beeilen Sie sich. Halt – noch etwas, Dr. Davanger! Ich möchte von Ihnen wissen, weshalb Sie als ehemaliger Stellvertreter des Naahrgars das Genie meines Meisters nicht in rechter Art gewürdigt haben. Zu der Zeit, als Sie Professor Toterlay diskriminierten und behaupteten, er hätte in Neo-Calthurion niemals eine eigene Alkohol-Bar besessen, in der Sie ebenfalls fleißig verkehrten – zu dieser Zeit war ich bereits ein DNS-aufgestockter Toterlay-Schüler mit einem Intelligenzquotienten von 52,4 Neu-Orbton. Hätten Sie und die anderen normalmenschlichen Dummköpfe, denen Sie entweder vorstanden oder auch unterstanden, diese Tatsache logikgerecht ausgewertet und entsprechend gehandelt, dann würden wir uns hier nicht gegenüberstehen. Und nun holen Sie die Speisen. Ich werde Sie vorübergehend in meiner Nähe dulden.«
    »Vorsicht, Kao Ming-Hoa nähert sich«, flüsterte er plötzlich. »Hören Sie zu, Apoll. Wenn Sie mich hier herausholen, biete ich Ihnen Sicherheit, Anerkennung, volle Befehlsgewalt und ein mit Marsgeräten hervorragend eingerichtetes Forschungszentrum größten Ausmaßes. Überlegen Sie sich mein Angebot. Ich meine es ernst. Andere Leute können Ihnen das nicht bieten.«
    »Sie etwa?« entgegnete ich kaum hörbar.
    »Nur ich«, beteuerte er hastig. »Ich traue es Ihnen zu, einen Ausweg zu finden. Toterlay-Schüler sollten das beherrschen. Vorsicht!«
    »Sie haben Redeverbot, meine Herren!« ertönte eine laute, scharfe Stimme. »Gehen Sie zu Ihrem Platz zurück, Davanger, oder ich werde Sie isolieren.«
    Kao Ming-Hoa wurde von zwei bewaffneten Posten begleitet, deren Maschinenwaffen drohten. Kao wirkte hart und gnadenlos. Zwischen seinen Lippen steckte eine Zigarette.
    Ich beschloß, mich sofort »zu empören«, und drehte mich unvermittelt um.
    »Schweigen Sie, Sie Höhlenwilder«, herrschte ich ihn an. »Was fällt Ihnen ein, einen Normalmenschen, der seine Dienstleistungspflicht mir gegenüber erkannt hat, zurechtzuweisen? Wahren Sie gefälligst die guten Sitten und entfernen Sie Ihr widerwärtiges Suchtmittel, das zu verbrennen Sie sich in einem Speiseraum nicht scheuen.«
    Kao starrte mich verblüfft an. Er heuchelte es nicht; er war es.
    »Meinen Sie etwa meine Zigarette?« erkundigte er sich.
    »Der Grad Ihrer Intelligenz ist noch geringer, als ich toleranterweise angenommen hatte. Weg mit dem schädlichen Rauschmittel! Ihr Anblick deprimiert mich. Entfernen Sie sich. Sofort!«
    Hannibal ließ einige undefinierbare Laute hören; aber Kao reagierte endlich der Rolle entsprechend.
    Er wurde ausgesprochen zynisch.
    »In diesem Fall muß ich Euer griechisch-römische Gottheit aber sehr um Entschuldigung bitten. Sie nennen sich doch Apoll, nicht wahr?«
    »Der Name wurde mir von meinem Meister, Professor Toterlay, verliehen.«
    »Sie haben vergessen, ›verehrungswürdiger Meister‹ zu sagen. Schon gut, erregen Sie sich nicht, Apoll. Kleine Unterlassungssünden können auch Erhobenen unterlaufen. Und nun hören Sie auf meine Worte, Sie Gigantgenie. Ich …«
    »Soll ich ihn töten, Apoll?« fiel Hannibal ein.
    Er hatte leise gesprochen, aber man hatte die Worte trotzdem gehört. Die erste Folge war, daß die Maschinenwaffen der Wächter blitzschnell herumschwenkten.
    Kao winkte ab. Dann kamen seine Befehle.
    »Führen Sie den Körpergeschädigten ab. Peinlich genaue Untersuchung, Röntgen-Totalaufnahme. Anschließend zum Verhör. Das Mittagessen wird ihm später nachgereicht. Stellen Sie fest, wieso oder wodurch Bockosch der Meinung sein kann, er könnte mich hier, an dieser Stelle töten. An alle: Der Saal ist in zehn Minuten zu räumen. Beeilen Sie sich. Wer mir mitteilt, wo ein eventuell als Waffe verwendbarer Gegenstand versteckt ist, erhält gewisse Vergünstigungen. Dr. Davanger, was haben Sie Apoll zugeflüstert?«
    »Ich habe dem Erhobenen meine Ehrerbietung erwiesen.«
    »Das werden wir feststellen. Was halten Sie von einer peinlichen Befragung unter Ralowgaltin?«
    Davanger besaß persönlichen Mut. Er lachte dem offenbar erregten Oberst ins Gesicht – und verriet dabei eine

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