Symbiose (Schicksal)
musste mich kurz an den Randstein setzen, sonst hätte ich mich wohl übergeben. Ich sah zu Fabienne, die schon lange nicht mehr so gut gegessen hatte. Sie schlang das Zeug regelrecht runter und ich fragte mich, ob ich ihr vielleicht wirklich das Falsche zu essen gab. Doch dann kam wieder eine Welle von Düften auf mich zu, die meine Zweifel eindämmten. „Hey was ist los mit dir“? fragte mich Lucia. Sie sah mich an, als wäre diese Frage überflüssig. Manchmal hatte sie einen seltsamen Blick. So als könnte sie fühlen, was ich mich fühle. Hin und wieder fand ich es ein bisschen unheimlich, aber wahrscheinlich kannte sie mich einfach nur zu gut.
Wenn ich an den Tag zurück denke, an dem meine Eltern starben, hatte sie auch so einen Blick. Lucia hatte mich so mitfühlend und traurig angesehen, aber ich dachte mir, dass es ein ganz normaler Blick sein musste. Sie war meine beste Freundin und fühlte eben mit mir.
„Mir geht’s gut“ log ich obwohl ich doch wusste, dass Lucia schon erkannt hatte, wie es mir eigentlich ging.
„Wir können ja noch mal schnell zu dem anderen Stand gehen. Die hatten echt guten Salat, wie wäre es damit? “ fragte mich Lucia.
Wir beide gingen zum anderen Stand. Es gab wirklich gute und viele verschiedene Salate und ich war heilfroh, dass Lucia so gut aufgepasst hatte. Es wäre mir extrem peinlich gewesen, wenn die anderen wegen mir nochmal zum Supermarkt hätten fahren müssen. Als wir wiederkamen, hörten wir schon aus der Entfernung, wie sich Ana mit jemanden stritt. Es war der Typ in der dunklen Ritterausrüstung. Ana-Maria sagte in einem etwas lauteren Ton, dass sie nichts an seiner Note ändern könne. Er hatte die Aufgaben in dem Test einfach falsch beantwortet und daran konnte sie nun auch nichts ändern. Ich bin eigentlich kein Mensch der sich eimischt, deshalb ging ich zu den anderen. Es sah so aus, als würde der Typ gerade aufgeben wollen, als er plötzlich wieder anfing.
„Was soll das heißen, ich habe die Fragen falsch beantwortet? Das kann nicht sein. Für diesen Test habe ich mich wochenlang vorberietet. Es ist einer der wichtigsten Tests gewesen“ fing er an zu schreien.
„Ich verstehe ja, dass du aufgebracht bist, aber du hast kein Recht mich anzuschreien. Ich bin immer noch deine Lehrerin, Logan. Bitte vergiss das nicht!“ antwortete sie in einer schon etwas helleren Stimmlage. Man konnte ihr ansehen, dass es ihr unangenehm war. Ob es an der Note lag oder an dem jungen Mann konnte ich nicht erkennen.
„Sie wissen wirklich nicht, mit wem Sie sich hier anlegen“, erwiderte er mit einer sehr aggressiven Stimme. Ab da wusste ich, dass ich mich einmischen musste. Der Junge neben Logan stand nur da. Es schien so, als würde er sich für das Ganze unheimlich schämen, konnte scheinbar aber auch nicht eingreifen. Ich ging direkt auf Logan zu. Ich hatte keine blassen Schimmer davon, was ich sagen wollte. Aber alles war besser als zusehen zu müssen, wie Ana angeschrien wird. „Was ist dein Problem?“ rief ich ihm entgegen, als ich erst auf halben Weg war. „Nein, mach das nicht Youna, das brauchst du nicht. Er ist nur ein Schüler, der unzufrieden mit seiner Leistung ist“, sagte Ana-Maria mit einer Geh-Weg-Handbewegung.
„Genau das ist das Problem. Ich will den Test sehen, ich kann mir nicht vorstellen, dass es an mir lag. Sie wissen doch überhaupt nichts. Wie lange sind Sie nun bei uns? Ein halbes Jahr wenn es hoch kommt“, schrie Logan nun weiter.
„Das ist meine Freundin, die du da anschreist. Wenn sie sagt, dass du die Fragen nicht richtig beantwortet hast, dann wird das schon stimmen.“
Logan drehte sich um um zu sehen, wen er nun gleich als nächstes anschreien würde. Lucia war mittlerweile auch neben mir. Als er uns sah wurde sein Gesicht plötzlich weicher. Ich konnte es nicht glauben, wie gut er aussah. Seine tiefgrünen Augen strahlten mich regelecht an. Er hatte den Helm mittlerweile abgenommen und so sah ich sein weiches braunes Haar, das sich durch den Wind bewegte. Ich muss ausgesehen haben wie ein Trottel, denn erst durch den Rippenstoß von Lucia konnte ich was sagen. Doch er sah auch ein wenig verdattert aus. Es dauerte einen kurzen Moment, dann fuhr er fort. Mit einer ruhigen Stimme sagte er zu Lucia gewandt; „Es tut mir leid. Ich glaube, ich habe hier einen Fehler gemacht. Danke Frau Rodriguez.“ Er kratze sich verlegen am Hinterkopf. Lucia lächelte ihn an und ich tat das Selbe. Doch sein Blick war weiterhin auf Lucia
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