Symphonie der Herzen
Tyrone County ihre Büros hatten. Dort machte James Lu mit Clive O’Brien, Patrick McGowan, Ross Begley und Joseph Quinn bekannt. Großzügig lud Louisa natürlich auch diese Herren zu ihrer anstehenden Party ein.
Als sie das Rathaus schließlich wieder verließen, bedankte James sich bei Louisa, dass sie sich so widerspruchslos seinen Plänen angepasst hatte. »Und sobald wir zu Hause angekommen sind, schicken wir auch noch dem Herzog und der Herzogin von Caledon eine Einladung. Ich habe da nämlich bereits so eine Idee ...«
»Das hätte ich mir ja denken können, du gerissener Teufel«, lachte Louisa. »Du hast doch bei fast allem so deine Hintergedanken.«
»Da hast du nicht ganz unrecht«, räumte er ein, »denn Caledon ist in Tyrone der offizielle Vertreter der englischen Krone. Und dann könnte ich eigentlich auch gleich noch den königlichen Vertreter von Donegal einladen. Ich möchte nämlich irgendwann gerne selber einmal Vizekönig sein.«
»Vizekönig!«, seufzte Louisa andächtig. »Und ich wäre dann Vizekönigin?«
James wackelte einmal vielsagend mit den Augenbrauen. »Ja, das wärst du. Ich fürchte allerdings, ich muss dir erst noch eine ganze Menge beibringen, ehe du diese Rolle auch wirklich standesgemäß ausfüllen kannst.«
Während James den Richter von Omagh besuchte, schlenderte Louisa einmal durch die diversen Geschäfte des Ortes und dachte dabei bereits voller Vorfreude an die geplante Dinnerparty. Denn das war ihre Chance, sich endlich für James’ Großzügigkeiten revanchieren zu können. Ihr junger Ehemann war in politischer Hinsicht sehr ehrgeizig, und sie würde alles daransetzen, ihn in seinem Vorhaben zu unterstützen. Zumal ihre Mutter ihr ja ein leuchtendes Beispiel dafür gewesen war, wie man auch als bloße Gastgeberin durchaus einen gewissen Einfluss auf die Karriere seines Mannes haben konnte. Louisa brannte also geradezu darauf, sich zu beweisen.
James wartete bereits auf sie, als Louisa aus der Buchhandlung kam. Zügig nahm er sie mit zur Kanzlei seines Anwalts und Notars.
»Ich freue mich sehr, endlich die schöne Lady Abercorn kennenzulernen.« Rowan Maloney vollführte eine tiefe Verbeugung und drängte Lu, sich in dem bequemen Ledersessel niederzulassen.
»Ebenfalls sehr erfreut«, antwortete sie und erkundigte sich sogleich: »Und wart Ihr nicht auch einer der Anwälte, die unseren Ehevertrag ausgehandelt haben?« Louisa gab sich höflich, doch distanziert.
Maloney wollte gerade etwas erwidern, als James sich einmischte: »In jedem Fall wird dieser Gentleman hier derjenige sein, der, falls ich vor dir sterbe, dafür sorgen wird, dass du einen nicht unbeträchtlichen Teil der Einkünfte von Barons Court erhältst.« Er schwieg einen Moment, ehe er hinzufügte: »Das Anwesen an sich geht natürlich an meinen zukünftigen Sohn und Erben über.«
Lu begriff sofort, dass dieses Arrangement weitaus großzügiger war als die Vorkehrungen, die ihr eigener Vater für ihre Mutter getroffen hatte. Dennoch hakte sie nach: »Dann verwaltet Ihr wohl auch die jährlichen Unterhaltszahlungen, die ich von meinem Vater erhalte, Mr Maloney?«
»Ja, das tue ich, Euer Hoheit.« Dabei erschien ein verschmitztes Funkeln in seinen Augen. »Lord Abercorn hatte sogar höchstpersönlich mit dem Anwalt Eures Vaters verhandelt, damit der verehrte Lord Russell einer solch umfangreichen Mitgift zustimmte.«
Ernst schaute Lu ihren Ehemann an, ehe sie sich mit scheinbar vollkommen unbeteiligtem Tonfall wieder zu Maloney umwandte: »Dann habt Ihr ja quasi Hand in Hand gearbeitet, um meinem Vater auch wirklich alles abzuverlangen, was er irgend aufbringen konnte.«
Was Louisa in diesem Augenblick jedoch nicht bemerkte, war, wie James seinem Notar einmal beschwichtigend zuzwinkerte, sodass Maloney nichts mehr erwiderte und einfach Schweigen bewahrte, bis Abercorn geschickt das Thema wechselte und auf die Verpachtung seiner Flachsspinnerei an die Gebrüder Herdman zu sprechen kam. Er bat seinen Anwalt, einen entsprechenden Vertrag aufzusetzen, und lud ihn anschließend ebenfalls zur Dinnerparty nach Barons Court ein.
Als das junge Ehepaar an diesem Abend nach Hause zurückkehrte, fanden beide Post für sich vor: James hatte einen Brief von seinem schottischen Anwalt Angus Murray erhalten, und auf Louisa warteten ein Brief von ihrer Mutter und einer von Georgy. Doch Lu wollte sie nicht sofort lesen, sondern verwahrte sie lieber, um die Briefe dann abends, wenn sie sich in ihrem Boudoir zu
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