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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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Hamilton gemächlich auf den See zuschlenderte, zog er sich voller Vorfreude auf das erfrischende Bad bereits das Hemd aus und warf es sich lässig über die Schulter. Es war ja nur ein sehr kleiner See, und das andere Ufer war kaum mehr als einen guten Kilometer entfernt, sodass James im Geiste bereits plante, einfach einmal bis zur anderen Seite hinüberzuschwimmen.
    Plötzlich entdeckte er Teddys Pferd, das an einen der Bäume gebunden war, und nahm an, dass sein Studienkollege aus Oxford wohl ebenfalls eine kurze Abkühlung genösse. Er wollte gerade laut Teddys Namen rufen, als er beinahe über einen Mann und eine Frau gestolpert wäre, die sich im Gras liebten. Sofort erkannte James, dass es sich bei der nackten jungen Frau um Georgy Russell handelte und dass der Mann, der auf ihr lag, kein Geringerer war als Teddy Fox. »Gütiger Gott«, keuchte James angewidert. »Was zur Hölle treibt Ihr da?«
    Zu Tode erschrocken, dass man sie entdeckt hatte, sprang Teddy auf und zog sich seine Hose hoch, während er James mit großen Augen stumm anstarrte.
    »Das ist doch kein Dienstmädchen, Fox!«, fluchte James. »Das ist die Tochter des Herzogs von Bedford. Verschwinde, ehe ich dir eine Tracht Prügel verabreiche. Verdient hättest du's.«
    Teddy erwiderte noch immer nichts, sondern stieg mit bebenden
    Knien auf sein Pferd und galoppierte dann quer durch das kleine Wäldchen schnurstracks davon, während Georgy deutlich weniger verlegen nach ihrem Unterrock griff, um ihre Blöße zu bedecken.
    Galant bot ihr James seine Hand an und half ihr, aufzustehen. »Dieses durchtriebene Schwein hat Euch wahrscheinlich versprochen, Euch die Diamanten zurückzugeben, wenn Ihr dafür mit ihm -« Er sprach den Satz nicht zu Ende. Stattdessen reichte er Louisas älterer Schwester ihr Kleid. »Aber er hat die Diamanten nicht mehr, Verehrteste. Ich habe sie.«
    Georgy hingegen sagte ganz bewusst nichts und ließ ihren vermeintlichen Retter somit im Unklaren darüber, ob er mit seiner Vermutung nun recht hatte oder nicht. Scheinbar vollkommen ohne jede Eile schloss sie die Knöpfe an ihrem Unterkleid und griff dann nach ihrem Reitkostüm. »Und? Was werdet Ihr jetzt tun? Gebt Ihr mir meine Diamanten zurück?«
    »Aber natürlich. Selbstverständlich gebe ich Euch Euer Collier zurück.« Mittlerweile plagten James starke Gewissensbisse, weil ja auch er nicht ganz unschuldig war an der Entwicklung, die diese Posse nun genommen hatte. Hätte er die Diamantkette gleich gestern Abend Georgys Schwester übergeben, dann wäre nichts von alledem passiert - so dachte er zumindest und versprach: »Ich werde sie Euch nach dem Abendessen aufs Zimmer bringen.«
    Wie angewurzelt stand Louisa auf dem Pfad, der hinunter zum See führte, und starrte fassungslos auf die abstoßende Szene vor ihr: Ein halbnackter Abercorn hielt das Kleid ihrer Schwester in Händen, und ihre Schwester war sogar vollkommen nackt gewesen, bis sie schließlich träge nach ihrem Unterrock gegriffen hatte! Lu mochte ihren Augen kaum trauen, so entsetzt war sie, und doch sprach das Bild, das sich ihr dort darbot, Bände. Dann hatte Georgy es also tatsächlich geschafft, James Hamilton zum See hinunterzulocken, wo sie sich ihm splitterfasernackt hingegeben hatte, um ihre Halskette zurückzuerlangen. Hohl, ja, fast schon höhnisch hallten Georgys
    Worte in Louisas Kopf wider: »Ich warte, bis sie wieder von dem Jagdausflug zurück sind, und dann wirst du schon sehen. Meine Verführungsküste wirken auch bei Abercorn.«
    »Und ich habe auch noch behauptet, dass Abercorn für weibliche Tricks und Raffinessen unempfänglich wäre! Wie konnte ich nur so naiv sein!«, murmelte Louisa vor sich hin, als sie sich wie in Trance umdrehte und zurück zum Haus ging. Ihr Herz hämmerte, und in ihrer Brust breitete sich ein stechender Schmerz aus. Sie hatte das Gefühl, betrogen worden zu sein, und zwar sowohl von Abercorn als auch von ihrer Schwester. »Ich hasse ihn!«, fluchte sie. »Ich hasse ihn!«
    Louisa musste sich dringend wieder beruhigen und ging darum nicht geradewegs zurück auf ihr Zimmer, sondern stattete zuvor noch Baby Rachel einen kleinen Besuch ab.
    »Lulu!« Kaum dass Rachel ihre große Schwester sah, streckte sie ihr auch schon freudestrahlend die Ärmchen entgegen.
    Louisa nahm die Kleine auf und drückte sie fest an sich. Rachel war noch so unschuldig und so rein, dass Lu im Gegensatz dazu das Verhalten von James Hamilton und ihrer Schwester noch widerwärtiger erschien.

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