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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Orchester kostet, alles in allem mit Unterkunft, Fahrt und Honoraren, 8.000 Francs. Ich bekomme 1.000 Francs, machen bisher 11.000 Francs.«
    »Ich schreibe Ihnen gleich einen Scheck aus.« Carola sah Gombarelli fragend an. »Wie ist der Kartenverkauf?«
    »Schlecht, Signora …«
    »Wieviel Zuhörer werden im Saal sein?«
    »Ich schäme mich, es Ihnen zu sagen –« Gombarelli wurde tatsächlich rot. Carola nagte an der Unterlippe.
    »Wieviel?«
    »Zweiundvierzig, Signora –«
    »Was?« Das Herz stockte ihr einen Augenblick.
    »Zweiundvierzig und keiner mehr. Ein unbekannter Geiger –«
    »Das ist doch nicht möglich! Der Saal faßt eintausenddreihundert Personen … und nur zweiundvierzig –« Carola strich sich über die Augen. »Er … er wird ja vor einem leeren Saal spielen –«
    »Es hat den Eindruck, Signora.«
    »Das wird Jean seelisch völlig zerbrechen.«
    Gombarelli hob beschwörend beide Hände. »Ich kann es nicht ändern, Signora. Ich kann die Zuhörer nicht an den Haaren herbeiziehen. Ich habe gestern noch Freikarten angeboten … nicht einmal abgeholt hat man sie. Ja, wenn es Menuhin wäre …«
    »Auch er hat einmal anfangen müssen!« rief Carola.
    Gombarelli nickte. »Ja, als Wunderkind! Wenn Sie Ihrem Jean kurze Hosen anziehen und verbreiten, er sei vierzehn Jahre alt, haben wir vielleicht auch einen vollen Saal.«
    Carola antwortete nicht auf diese sarkastische Bemerkung. Sie ließ Gombarelli stehen und lief Leclerc nach, um ihm Mut zu machen.
    Als sie in das Künstlerzimmer kam, stand Leclerc am Fenster und hieb mit der Faust gegen die Wand. Die Gardine hatte er abgerissen, sie lag zerknüllt, zerfetzt und zertreten unter seinen Füßen.
    »Jean«, schrie Carola entsetzt. »Was ist denn?«
    Leclerc drehte sich nicht um. Nur sein Kopf sank nach vorn auf die Brust.
    »Hast du in den Saal gesehen?« fragte er dumpf.
    »Nein.«
    »Sieh hinein –«
    »Ich weiß –«
    Leclerc fuhr herum. Seine dunklen Augen waren wie irr.
    »Was weißt du?!«
    »Es sind zweiundvierzig Zuhörer im Saal –«, sagte sie kaum hörbar. Sie hob beide Hände und kam auf Leclerc zu. Aber kurz vor ihm blieb sie stehen, sie hatte Angst, daß er ihr die Hände wegschlug. Sein Gesicht zuckte wild.
    »Immerhin! Zweiundvierzig! Eine stolze Zahl. Ich dachte, der Saal wäre völlig leer. Die zweiundvierzig müssen sich versteckt haben. Oder sie frieren in der Einsamkeit und haben sich an die Heizung gesetzt.« Leclerc stampfte auf und hob die Faust. »Bande!« brüllte er. »Bastarde alle! Banausen! Ich spiele nicht! Ich denke nicht daran! Ich spiele nicht vor leeren Stühlen! Eher stelle ich mich auf den Marktplatz!«
    »Liebling –«, versuchte sie schwach, ihn zu beruhigen. Leclerc warf den Kopf in den Nacken.
    »Laß diese blöden Worte! Wenn das Orchester will, kann es spielen. Ich gehe nicht hinaus.«
    »Du mußt, Jean!«
    »Ich muß? Wer will mich dazu zwingen?«
    »Ich.«
    »Du? Ich lache! Hörst du – ich lache! Hahaha! Du hast die Möglichkeit, mich ins Bett zu zwingen … aber hier bestimme ich.«
    »Du bist gemein, Jean«, sagte Carola leise.
    »Eine lächerliche Figur bin ich!« schrie Leclerc. »Ein Popanz! Warum hat mir dieser Schuft von Gombarelli nicht gesagt, daß nur zweiundvierzig Karten verkauft wurden? Ich wäre nie gekommen!«
    »Eben darum hat er es nicht gesagt.«
    »Und nun trete ich nicht auf!« brüllte Leclerc.
    »Doch!«
    »Nein! Nein! Neineineinein –«
    »Wenn du dich wie ein dummer Junge benimmst, gehe ich weg«, sagte Carola ernst. Leclerc warf beide Arme in die Luft. Seine schwarzen Locken wirbelten um seinen Kopf.
    »Dann geh doch! Geh!« seine Stimme wurde schrill, alle Weichheit, alle Zärtlichkeit waren explodiert durch seinen Zorn. »Geh zurück, woher du gekommen bist! Kümmere dich wieder um das Glas kalte Milch! Tupf ihm den Schweiß von der Stirn! Bilde Hinter- und Vordergrund für Fotos mit ihm! Mach wieder bitte-bitte, damit er zu dir ins Bett kommt –«
    Carolas Augen wurden starr. Mit einem langen Schritt stand sie vor ihm. Dann holte sie weit aus und schlug ihn mitten ins Gesicht. Er taumelte von dem Schlag zurück, hielt sich mit beiden Händen die Backe und stöhnte.
    Carola wartete, ob er zurückschlug. Tu es doch, dachte sie, und es war wieder in ihr die eisige Entschlossenheit wie damals auf der nächtlichen Straße zum Wannsee, als sie vor der unbekannten Toten standen und den Schritt in das neue Leben wagten. Schlag zu, dachte sie. Ich habe es nicht anders

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