Symphonie des Todes
keine Sorgen darüber zu machen, ob Roarke sich einem von uns an die Fersen heftet, wenn ich mit seiner Polizistin fertig bin. Weil er dann nämlich selber nicht mehr leben wird. Und dafür werden Sie bezahlen.«
»Wenn es Ihnen gelingt, Roarke innerhalb der in unserem Vertragszusatz erwähnten Frist zu eliminieren, erhalten Sie dafür das festgelegte Honorar. Habe ich bisher etwa jemals nicht bezahlt?«
»Dann würde ich an Ihrer Stelle schon mal Vorkehrungen treffen, um das Geld zu überweisen.«
Damit brach er die Übertragung ab, schob seinen Stuhl zurück, stand auf und lief im Zimmer hin und her. Als er merkte, dass die größte Wut verebbte, ging er in das hübsche Arbeitszimmer in der oberen Etage, wo bereits sein Laptop stand.
Er setzte sich an den Schreibtisch, atmete tief durch, rief die frei verfügbaren Informationen über Eve auf seinem Notebook auf und betrachtete eingehend ihr Foto.
15
R oarke brauchte gar nicht bis in Eves Büro zu gehen, denn auf dem Weg dorthin traf er sie schon im Flur vor einem der Süßwarenautomaten an. Sie und die Maschine hatten offensichtlich gerade Streit.
»Ich habe die passenden Münzen eingeworfen, du blutsaugender, geldgieriger Hurensohn.« Um das Gesagte zu untermauern schlug sie mit der Faust dorthin, wo das Herz des Geräts gesessen hätte, hätte es eins gehabt.
JEDER VERSUCH, DIESES GERÄT ZU MANIPULIEREN ODER ZU BESCHÄDIGEN, IST STRAFBAR, erklärte die Maschine in einem weinerlichen Singsang, der, wie Roarke vermutete, den Blutdruck seiner Gattin in die Höhe schießen ließ.
DIESES GERÄT IST MIT EINEM SCANNER AUSGERÜSTET, DER DIE NUMMER IHRES DIENSTAUSWEISES AUFGENOMMEN HAT, LIEUTENANT EVE DALLAS. BITTE WERFEN SIE DIE PASSENDEN MÜNZEN FÜR DAS VON IHNEN GEWÄHLTE PRODUKT EIN UND HÖREN SIE AUF ZU VERSUCHEN, DIESES GERÄT ZU MANIPULIEREN ODER ZU BESCHÄDIGEN.
»Okay, ich werde es nicht länger versuchen, du elektronischer Straßenräuber. Ich werde es einfach tun.«
Roarke wusste, dass ihr rechter Fuß, den sie nach hinten schwingen ließ, bereits aus dem Stand heraus Lähmungen bei ihrem Gegenüber zu verursachen vermochte. Ehe sie jedoch tatsächlich einen Treffer landen konnte, trat er neben sie und brachte sie dadurch kurzfristig aus dem Takt.
»Wenn Sie gestatten, Lieutenant.«
»Wirf diesem räuberischen Schweinehund bloß nicht noch einmal irgendwelche Münzen in den Rachen«, fing sie an und atmete, als er genau das tat, vernehmlich zischend aus.
»Ich nehme an, du hattest einen Schokoriegel ausgewählt. Hast du etwa wieder einmal keine ordentliche Mittagspause gemacht?«
»Geh mir bloß nicht auf den Wecker. Du weißt, dass dieses Ding weiter klauen wird, wenn Leute wie du seinem Treiben weiter Vorschub leisten.«
»Meine liebe Eve, es ist doch nur eine Maschine. Es denkt also ganz sicher nicht.«
»Hast du etwa noch nie etwas von künstlicher Intelligenz gehört, Kumpel?«
»Nicht bei einem Automaten, an dem man Schokoriegel kaufen kann.«
Er drückte auf den entsprechenden Knopf.
SIE HABEN DEN EXTRA GROSSEN ROYAL-CHOCO-LATE-TRAUMRIEGEL GEWÄHLT. DIESES PRODUKT HAT ACHTUNDSECHZIG KALORIEN UND ZWEI KOMMA EIN GRAMM FETT. ES BESTEHT AUS SOJA UND SOJANEBENPRODUKTEN, MILCHERSATZ, DEM CHEMISCHEN SÜSSSTOFF SWEET-T UND DEM SCHOKOLADENERSATZSTOFF CHOC-O-LIKE.
»Klingt echt umwerfend lecker«, meinte Roarke und zog den Riegel aus dem Schlitz.
DIESES PRODUKT HAT KEINEN BEKANNTEN NÄHRWERT UND KANN BEI EINIGEN MENSCHEN REIZ-BARKEIT ODER SCHLAFLOSIGKEIT VERURSACHEN. ICH WÜNSCHE GUTEN APPETIT UND EINEN SCHÖNEN TAG.
»Du kannst mich mal«, schimpfte Eve und riss bereits die Packung auf. »Sie haben mir schon wieder meine eigenen Schokoriegelvorräte geklaut. Dabei hatte ich sie extra hinter meinem AutoChef versteckt. Zwei Riegel echter Schokolade, nicht dieser künstliche Mist. Trotzdem haben sie das Zeug gefunden. Früher oder später werde ich die Diebe auf frischer Tat erwischen und ihnen langsam und genüsslich das Fell über die Ohren ziehen.«
Trotzdem munterte der erste Bissen sie ein wenig auf. »Was machst du überhaupt hier?«
»Dich bewundern. Und zwar mehr, als ich dir sagen kann.« Unfähig sich zurückzuhalten, umfasste er ihr Gesicht mit beiden Händen und gab ihr einen Kuss. »Mein Gott, wie habe ich bloß all die Jahre überstanden, bevor du in mein Leben getreten bist?«
»Das ist ja wohl totaler Blödsinn.« Trotz der Freude über seine Worte sah sie sich verstohlen
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