Symphonie des Todes
reden.«
»Ich werde dafür sorgen, dass du es erfährst, sobald sie offiziell von uns benachrichtigt worden ist.«
Er wandte sich ihr wieder zu. Feeney hatte Recht gehabt, ging es ihr durch den Kopf. Er fühlte sich verantwortlich, wurde jedoch zugleich allmählich wütend. Das sah sie ihm an.
»Sag mir, was du über diese Sache weißt, Eve. Zwing mich nicht dazu, mir die Informationen hinter deinem Rücken zu besorgen.«
»Ich fahre jetzt auf das Revier. Nachdem ich die nächsten Angehörigen verständigt und meinen vorläufigen Bericht geschrieben habe, werde ich zusammen mit meinem Team sämtliche uns zur Verfügung stehenden Beweismittel studieren und analysieren. Währenddessen werden die Pathologen und die Leute im Labor ihre Arbeit tun. Dr. Mira erstellt gerade ein Profil. Außerdem gehen wir jeder Menge anderer Spuren nach, über die ich hier am Tatort gewiss nicht mit dir reden werde. Während all diese Dinge passieren, versuche ich mich dagegen zu wehren, dass das FBI die Fälle übernimmt, und werde sicherlich gezwungen, gegenüber den Medien eine Erklärung abzugeben.«
»Was für anderen Spuren geht ihr nach?«
Dass er sich auf diesen einen Teil ihrer Erklärung stürzen würde, hatte sie bereits geahnt. »Ich habe gesagt, dass ich nicht bereit bin, zum jetzigen Zeitpunkt darüber zu reden. Lass mir ein bisschen Raum. Gib mir ein bisschen Zeit, um nachzudenken. Ich bin nicht so gut darin wie du, mir Sorgen um einen Menschen zu machen, den ich liebe, und gleichzeitig ganz normal meiner Arbeit nachzugehen.«
»Dann lass mich dir was verraten, was dir bestimmt bekannt vorkommt, weil du es nämlich selber ständig sagst. Ich bin durchaus in der Lage, auf mich selber aufzupassen.«
Eigentlich hätte dieser Satz sie wütend, ärgerlich oder zumindest ungeduldig machen sollen. Das Einzige, was sie jedoch empfand, war die wachsende Sorge um den ihr angetrauten Mann. Er, der so gut wie nie die Kontrolle über sich verlor, stand kurz davor, die Fassung zu verlieren. Und in seinen heißen Zorn mischte sich die Trauer um den toten Freund.
Also tat sie etwas, was sie bisher in der Öffentlichkeit, und vor allem, während andere Polizisten in der Nähe waren, stets vermieden hatte. Sie schlang ihm beide Arme um den Hals, zog ihn eng an ihre Brust und presste ihre Wange sanft an sein Gesicht.
»Es tut mir Leid«, murmelte sie und wünschte sich, sie wäre besser darin, andere zu trösten. »Es tut mir verdammt Leid.«
Der Zorn, der in seinem Herzen gelodert hatte, kühlte ein wenig ab. Seufzend schloss er seine Augen und nahm seine Gattin fest in die Arme.
Dies war das erste Mal in seinem Leben, dass ihm ein anderer Mensch in einer derartigen Situation Trost durch Verständnis bot. Diese Erkenntnis nahm ihm etwas von seiner Trauer und gab ihm einen Teil des Gleichgewichts zurück.
»Ich komme damit zurzeit nicht gut zurecht«, erklärte er ihr leise. »Und ich habe das Gefühl, als wäre ich in einem Sumpf gefangen, aus dem es kein Entrinnen gibt.«
»Das gibt es.« Sie trat einen Schritt zurück und strich ihm übers Haar. »Versuch, eine Zeit lang an etwas anderes zu denken. Dann wirst du sicher klarer sehen.«
»Ich werde dich heute Abend brauchen.«
»Ich bin heute Abend da.«
Er nahm ihre Hand, hob sie an seine Lippen und ließ sie wieder los. »Danke.«
Sie wartete, bis er in seinen Wagen gestiegen und losgefahren war. Am liebsten hätte sie ihm einen Streifenwagen zur Bewachung hinterhergeschickt. Doch das würde er merken, und er wäre garantiert sauer genug, in einer Höllenfahrt die Verfolger abzuhängen. Also ließ sie ihn einfach ziehen.
Als sie sich wieder umdrehte, schauten etliche Kollegen geflissentlich an ihr vorbei. Doch es wäre reine Zeitverschwendung, jetzt verlegen zu werden. Deshalb winkte sie Peabody zu sich und meinte: »Machen wir uns an die Arbeit.«
In seinem Firmensitz nahm Roarke den privaten Fahrstuhl hinauf in sein Büro. Er spürte, dass sich der Zorn in seinem Innern erneut aufbaute. Doch das durfte nicht passieren, nicht, solange er nicht etwas Zeit für sich alleine hätte und die Möglichkeit bekäme, sich auf irgendeine Weise abzureagieren, dachte er.
Er wusste, wie man sich beherrschte. Dank dieser mühevoll erlernten Fähigkeit hatte er die schlimmen Jahre und die Jahre des Aufbaus überlebt. Es war eine Fähigkeit, die ihm dabei geholfen hatte, das zu schaffen, was er jetzt besaß, und der zu werden, der er inzwischen war.
Aber wer war er genau,
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