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syrenka

syrenka

Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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es zu erwarten. Du besitzt eben eine starke Seele, Hester. Ich kann dir deinen Wunsch nicht übel nehmen.«
    »Eines Tages werde ich Sie erlösen, versprochen ...«
    »Und wenn du stirbst, Liebes? Von dir hängt doch alles ab. Was ist, wenn du aus der Kirche trittst und draußen von einer Kutsche überfahren wirst?«
    »Von einem Auto«, murmelte Hester.
    »Auch gut.« McKee nickte und lächelte sie an. »Dann also von einem Auto.«
    Fieberhaft spielte Hesters Hirn die verschiedenen Möglichkeiten durch. Sie konnte die Geister erlösen, bevor sie alt wurde. Sie konnte ein Testament aufsetzen, für den Fall, dass sie unerwartet starb, und darin um ihre Erlösung bitten. Nur – wie sollte jemand anders dies tun können, wenn niemand sonst die Geister sehen, hören und berühren konnte? Man würde ihre Anweisungen als Ausbrüche einer Wahnsinnigen auffassen.
    »Und du darfst die Meereshexe nicht vergessen«, mischte sich McKee in ihre Gedanken. »Glaubst du wirklich, sie würde dir und Ezra gratulieren und dann ihrer Wege ziehen? Glaubst du wirklich, du hättest gewonnen? Es gibt keinen Sieger über Squauanit, und das weißt du. Aber auch das ist noch nicht alles, Hester. Es gibt da noch einen Zusammenhang, von dem ich hoffte, dass du ihn selbst erkennen würdest – eine Erklärung. Aber dem ist wohl nicht so. Schau: Ich hege die Vermutung, dass dein eigener Fluch mit unserer Erlösung in Verbindung steht. Das habe ich gemeint, als ich sagte, alles hängt mit allem zusammen.«
    »Woher wissen Sie von meinem Fluch? Ich habe Ihnen gegenüber nie etwas davon erwähnt.«
    »Schon bei unserer ersten Begegnung war mir klar, dass nur er dich in die Krypta geführt hat. Du hast nach Hinweisen auf deine eigene Geschichte gesucht. Du wusstest, dass sich hier eine Tragödie abgespielt hat, du wusstest, dass der Sarkophag eine bestimmte Bedeutung für deine Familie hat. Vor allem aber hast du mir damals in die Augen gesehen und ich habe deine Seele erkannt.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, auch wenn ich es selbst nicht verstehe, dass du eine fremde Seele in dir trägst; die Seele einer Person, der ich schon einmal begegnet bin. Hester, mein geliebtes Kind, du trägst die Seele von Sarah Doyle in dir, von Ezras Frau.«
    »Syrenkas Seele«, murmelte Hester. Sie stellte die Beine auf die unterste Treppenstufe, umklammerte ihre Knie und versuchte, ihren Atem unter Kontrolle zu halten.
    Needa hatte beharrlich behauptet, Hester sei Syrenka. Noo´kas hatte sie dafür bestraft, dass sie zu viel von Syrenka in sich trug. Bei ihrer ersten Berührung hatte Ezra sie Syrenka genannt. Und jetzt sagte Pastor McKee, sie trage Sarahs Seele in sich – Sarah, die in Wirklichkeit niemand anders war als Syrenka.
    »Ich will nicht behaupten, ich wüsste, wie so etwas möglich ist«, fuhr McKee fort. »Ich war noch nie besonders scharfsinnig, auch nicht zu meinen Lebzeiten. Aber durch irgendein Ereignis ist in dieser schrecklichen Nacht Sarahs Seele auf dich übergegangen – auch wenn du noch gar nicht auf der Welt warst. Nur wie ... dahinter komme ich einfach nicht ...« Seine Stimme erstarb.
    Needas schwer verständliche Erklärungen gingen Hester durch den Kopf: Sie hatte von einer immer wiederkehrenden Strafe für Hesters Familie gesprochen, von einem Kreislauf des Schmerzes, der ewig andauern würde. Wegen einer gestohlenen Seele. Solange die Seele des Kindes aus Selbstsucht festgehalten wird, wird immer eine Seele zu viel auf der Welt sein, hatte Needa gesagt. Hester war klar, dass es sich um die Seele des Kindes handelte, das Syrenka benutzt hatte, um Ezras Gefühle und die von Linnie und Pastor McKee an die Erde zu binden. Aber wer war dieses Baby gewesen? Und wie konnte Syrenkas Seele beinahe hundertvierzig Jahre später ohne Verluste auf Hester übergehen? Wo hatte sie sich bis dahin versteckt gehalten?
    Sämtliche Todesfälle in ihrer Familie waren innerhalb weniger Tage nach der Entbindung eingetreten. Als hätte jede Mutter als Preis für jene Seele ihr Leben geben müssen. Aber warum hatten sie alle sterben müssen – für ein einziges Baby?
    Wer war dieses Baby?
    Hester hatte Kopfschmerzen und fühlte sich ein wenig schwindelig. War es wirklich so entscheidend, einen Zusammenhang mit ihrem eigenen Fluch herauszufinden? Schließlich konnte sie die immer wiederkehrenden Todesfälle in ihrer Familie ganz einfach dadurch durchbrechen, dass sie kinderlos blieb – was ja schon immer ihr Plan gewesen war. Nein,

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