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syrenka

syrenka

Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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einmal empfunden hatte. Irgendetwas floss von ihm auf sie über. Es erfüllte sie von Kopf bis Fuß, sodass ihr Körper es kaum aushalten konnte und es irgendwann aus ihr in die nächtliche Umgebung herausplatzen musste.
    »Das könnte mein Tod sein«, sagte sie atemlos, als sich ihre Lippen voneinander lösten.
    »So etwas darfst du nicht sagen!«
    Obwohl es ihr schwerfiel, machte sie sich von ihm los. Sie sah ihn an und hielt dabei seine Hände. Sie waren wunderschön: maskulin, unbehaart, voller Schwielen, aber mit sorgfältig gepflegten Fingernägeln.
    »Warum sieht alles an dir so aus, dass ich nicht anders kann, als dich zu lieben?«, fragte sie.
    »Wir sind füreinander bestimmt, Hester. Das wusste ich vom ersten Moment an, als ich dich in der Höhle sah. Bis dahin bin ich wie ein Schlafwandler durch ein trauriges Dasein getaumelt. Aber dann standest du plötzlich vor mir, ganz ohne Vorwarnung – wie das möglich ist, weiß ich noch immer nicht –, und ich war fassungslos vor Glück. Die Vorstellung, dass du wieder verschwinden könntest, bevor du selbst es bemerken würdest, war mir unerträglich.«
    »Als wir einander begegnet sind, war es aber doch viel zu dunkel, als dass du mich hättest sehen können«, erwiderte sie.
    »Aber wir kennen uns doch seit einer Ewigkeit, spürst du das nicht?«
    Eigentlich müsste seine eindringliche Art mir Angst machen , überlegte Hester. Stattdessen konnte sie in ihrem tiefsten Inneren – einem verborgenen Teil ihrer Seele, der sich der Logik entzog – nur zu gut verstehen, was er meinte. Vorsichtig ließ sie seine Hand los. »Entschuldige bitte, wenn wir uns berühren, kann ich keinen klaren Gedanken fassen.«
    »Lass uns ein paar Schritte gehen.«
    Er behielt die Hände in den Taschen und lief mit langsamen, weit ausholenden Schritten. Hester wickelte ihre Arme um ihre Brust – um sich nicht in seine Arme werfen zu müssen.
    »Hast du deine Nachforschungen beendet?«, erkundigte er sich.
    »Ja.«
    Eine Pause entstand.
    »Ist es so, wie ich befürchtet habe?«
    Hester zog die Liste ihrer weiblichen Vorfahren aus ihrer Tasche. Sie faltete sie auf und reichte sie Ezra. »Nach deinen Kriterien deutet alles auf einen Fluch hin.«
    »Das tut mir sehr leid.«
    »Wenn dem wirklich so wäre – wie kann man einen Fluch herbeiführen? Und wie kann ich ihn aufheben, Ezra?« Sie unterschlug, was sie eigentlich hätte sagen wollen: Jetzt, wo es auf einmal so wichtig für mich ist, weil ich an nichts anderes mehr denken kann als an dich!
    Aber er verstand bereits. »Darf ich daraus schließen, dass du deine bisherige Strategie, sämtliche Liebhaber abzuweisen, aufgibst?«
    Sie hörte den neckenden Unterton in seiner Stimme. Sein Blick war fest auf den Sand gerichtet, aber er lächelte.
    »Manchmal kannst du einen um den Verstand bringen!«, platzte sie heraus. »Das ist eine ernste Angelegenheit, und wenn es keine Lösung für sie gibt, werde ich niemals mit jemand zusammen sein können.«
    »Das tut mir wirklich leid. Ich möchte dir gern helfen. Dennoch ist der Draufgänger in mir wegen dieses Kusses gerade ein bisschen abgelenkt, und er hofft ...«
    »Wenn du mir nicht helfen willst, muss ich mich an diesen alten Ziegenbock, Pastor McKee wenden. Der offenbar an den ersten Anzeichen von Alzheimer leidet und mir empfehlen wird, Knoblauch um den Hals zu tragen.«
    Unvermittelt blieb Ezra stehen. Hester lief noch ein paar Schritte, bevor sie es bemerkte. Dann drehte sie sich um.
    »Sprich nicht mit McKee«, sagte er. Seine Stimme war völlig verändert. Sie klang leise und drohend wie Donnergrollen.
    »Wie bitte?«
    »Du sollst nicht mit ihm sprechen – und auch nicht auf ihn hören!«
    Der Wind frischte auf und Sandkörner peitschen gegen Hesters Hals. Einige Haarsträhnen lösten sich aus ihrem Pferdeschwanz. Sie schob sie sich aus der Stirn.
    »Woher kennt ihr euch?«
    »Glaub mir, Hester, er hat Dinge getan, die dich schaudern ließen. Du musst dich von ihm fernhalten!« Er sah zum Himmel hinauf und hielt sich die Stirn, um sich zu beherrschen. »Wie viele Male soll dieser alte Narr denn mein Leben zerstören dürfen?«
    »Dasselbe hat er von dir auch gesagt«, sagte Hester leise.
    »Dass ich sein Leben zerstört hätte?« Er fasste sie am Ellbogen. »Hat er das etwa gesagt?«
    Hesters Lippen wurden schmal. »Nein, er hat gesagt, dass ich ihm vertrauen ... und mich von dir fernhalten soll.« Sie sah auf ihren Arm. »Du tust mir weh«, sagte sie ruhig.
    »Gütiger Himmel!«

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