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syrenka

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Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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zuverlässiger, treuer Komplize sein konnte. Wovor hatte sie Angst? Es war Jahre her, dass er der kleine Bruder, die Petze, gewesen war.
    »Ich will zum Picknickgelände am Strand«, antwortete sie leise. »Bis Dad aufsteht, bin ich wieder da. Ich habe auch mein Handy dabei.«
    »Okay.« Sam langte in den Kühlschrank und zog die Hähnchenschnitzel heraus, die vom Abendessen übrig geblieben waren. Bevor sie die Hintertür zuzog, drehte Hester sich noch mal zu ihm um. »Sam?«, flüsterte sie. »Ich bin froh, dass es dich gibt!«
    Er schüttelte zwar den Kopf, musste aber grinsen. »Wo kommt das denn jetzt her? Du bist ja ganz schön komisch in letzter Zeit.«
    Die Nacht war kühl und klar. Eine sanfte Brise wehte. Kaum ein Mensch war noch auf der Straße. Das Picknickgelände lag im Dunkeln, nur ein paar müde Lichter der altmodischen schmiedeeisernen Laternen leuchteten. Hester lehnte ihr Fahrrad gegen ein Parkverbotsschild. Das vertraute Ziehen in ihrer Brust wies ihr wie ein Leuchtturm den Weg. Wenn sie es sich selbst gestattete, stellte sie sich vor, dass es Ezra war, der sie rief. Eilig und mit zitternden Händen schloss sie ihr Rad ab. Das ist doch alles verrückt, dachte sie.
    Warum war sie eigentlich hier? Wie kam das? Warum hattesie ihren Entschluss, Single zu bleiben, so schnell aufgegeben, nachdem sie Ezra begegnet war? Und was steckte hinter McKees Warnung? Woher hatte er gewusst, dass sie es nicht schaffen würde, den Strand zu meiden?
    Sie ließ das Licht der Laternen hinter sich und lief zum oberen Absatz der Steintreppe. Sie schloss die Augen und atmete tief ein, vom inneren Ruf überwältigt. Dann schlug sie die Augen wieder auf und wartete, bis sie sich erneut an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Der Mond stand in seinem letzten Viertel, aber die Nacht war so klar, dass sein bläuliches Licht ausreichte, um ihr den Weg zu zeigen.
    Hester zauderte – dies war ihre letzte Gelegenheit umzukehren. Und mit einem Mal wurde es ihr klar: Sie hatte ihren Widerstand schon in dem Moment aufgegeben, als sie ihr Fahrrad hinter dem Haus bereitgestellt hatte.
    Sie ließ sich die Treppe hinunterziehen. Sie betrat den Strand und lief zielstrebig los. Ihre Erwartung stieg, ihr Atem wurde flach und schnell. Und nun, zum ersten Mal, antwortete sie dem Ruf, den sie in ihrem Geist hörte.
    Ich bin hier , sandten ihre Gedanken aus. Ich bin hier!
    Sie sah ihn aus der Höhle treten und ihr entgegenblicken. Hesters Herz schlug so heftig, dass sie jeden Schlag in ihrem Brustkorb spürte. Sie ging schneller.
    Er kam auf sie zu. Hester begann zu laufen, um endlich bei ihm zu sein.
    Kurz bevor sie ihn erreichte, öffnete er die Arme. Es war die bewegendste, liebevollste Geste, die sie je gesehen hatte. Sie warf sich hinein und er schloss die Arme um sie. Sie schlang ihre Hände um seinen Hals und er wirbelte Hester einmal im Kreis herum.Mit den Händen hielt er ihre Hüften, ihre Wangen berührten sich, und das elektrische Gefühl wandelte sich zu einer magnetischen Anziehung, die sie aneinanderpresste.
    Hester konnte hören, wie er einatmete und dabei glücklich lächelte. Und sie drückte ihn so heftig an sich, dass sie fast befürchtete, ihm wehzutun. Ezra aber hielt sie weiter fest und setzte sie gar nicht mehr ab. Dabei sagte er kein Wort, sondern genoss einfach, dass sie da war. Hester drückte ihre Nase an die kühle Haut seines Halses. Er roch wie das Meer. Jetzt bog er seinen Kopf nach hinten, um sie ansehen zu können. Er betrachtete sie eingehend und sog ihren Anblick geradezu in sich auf. Hester spürte, wie sie rot wurde. Sie legte beide Hände an seinen Hinterkopf, zog sein Gesicht zu sich heran und küsste ihn auf die Augenlider, sodass er die Augen schloss. Dann küsste sie ihn auf seine Wangen und hinter sein Ohr. Als sie ihn erneut ansah, hatte er Tränen in den Augen. Er wirbelte sie noch einmal herum.
    »Ich kann noch gar nicht fassen, dass du wirklich hier bist«, flüsterte er.
    »Ich bin gekommen, sobald ich konnte«, flüsterte sie zurück.
    Jetzt küsste er sie seinerseits zum ersten Mal, zärtlich und sanft. »Ich weiß.«
    Dann setzte er Hester wieder ab, hielt sie aber weiter eng umschlungen. Hester wollte mehr. Sie stellte sich auf die Zehen und küsste ihn zaghaft auf die Lippen. Und er ließ sich auf sie ein, versuchte, sie Vertrauen fassen zu lassen, sein brennendes Begehren so gut es ging zu beherrschen und ihr Zeit zu geben. Fast zeitgleich spürte Hester wieder dieses Strömen, das sie schon

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