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System Neustart

System Neustart

Titel: System Neustart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Pinzette wieder hinein. Tastete damit herum. Und zog langsam und vorsichtig ein fünf Zentimeter langes, durchsichtiges, biegsames Röhrchen heraus, das an beiden Enden mit einem winzigen roten Korken verschlossen war. Es sah aus wie eine Hippie-Techno-Halskette. Ajay betrachtete es genauer und blickte dann mit gerunzelter Stirn zu Hollis hoch.
    »Hm«, sagte Heidi. »Da hat jemand der Ameise einen Tracker verpasst. Bigend.«
    »Nicht unbedingt«, sagte Hollis. »Können die uns hören?«, fragte sie Ajay, denn plötzlich hatte sie Angst.
    »Nein«, sagte er. »Das war da drin eingeschlossen. Der Schaumstoff sollte dafür sorgen, dass es nicht klappert. Eine Audiowanze würde man nie so aufbauen. Dafür braucht man ein kleines Nadelmikrofon, das in das Vinyl eingebettet ist. Was soll ich damit machen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich kann es wieder reintun. Und den Sockel drankleben. Jede Wette, dass Heidi das so hinbekommt, dass man gar nicht sieht, dass es mal geöffnet worden ist.«
    »Im Moment mache ich mir weit mehr Sorgen um Garreth«, sagte Hollis.
    »Das haben wir doch besprochen«, entgegnete Heidi. »Du musst diese Nummer anrufen. Das ist alles. Wenn du ihn so nicht erreichst, gehen wir zu Plan B über.«
    »Oder«, sagte Ajay, der noch immer die Trackingwanze betrachtete, »du könntest das behalten, die Ameise aber wieder zukleben. Damit hättest du ein wenig Spielraum.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wenn du die Wanze in der Nähe der Ameise versteckst statt in der Ameise, glauben die trotzdem, sie sei noch in der Ameise. Also gehen sie davon aus, dass die Wanze da ist, wo die Ameise ist. Daraus ergeben sich gewisse Möglichkeiten. Spielraum, wie gesagt.« Er zuckte mit den Schultern.
    »Die hab ich seit Vancouver«, sagte Hollis zu Heidi. »Hubertus hat sie mir gegeben. Ich dachte, ich hätte sie dortgelassen, absichtlich, aber dann habe ich sie in New York in meinem Gepäck entdeckt. Irgendjemand hat sie in meinen Koffer getan, bevor ich nach Paris geflogen bin.«
    »Mach, was Ajay sagt«, sagte Heidi und zerzauste ihm seinen Wasserfall. »Er ist wirklich äußerst praktisch veranlagt. Und jetzt kommt mit!«
    »Wohin?«
    »In dein Zimmer. Um ihn anzurufen. Ich werde deine Zeugin sein.«

38. Es wird heiß
    Bigend hatte Frühstück Nr. 7 bestellt: zwei Spiegeleier, Blutwurst, zwei Streifen Frühstücksspeck, zwei Scheiben Brot und einen Becher Tee. »Die Blutwurst ist hier genau richtig«, sagte er. »Sonst wird sie oft zu lange gekocht. Und ist dann zu trocken.«
    Milgrim und Fiona aßen thailändische Nudelgerichte. Milgrim fand es erstaunlich, dass so etwas in einem Lokal angeboten wurde, wo man ein Frühstück bekam, wie Bigend es bestellt hatte, aber Fiona hatte ihm erklärt, dass die Thais beide Küchen miteinander verschmolzen hätten, so wie die Italiener einst gelernt hatten, neben Pasta-Gerichten auch das komplette englische Frühstück anzubieten. Nur dass das Ganze bei den Thais noch überzeugender wirkte.
    Das Lokal war winzig, kaum größer als Bigends Vegaswürfel, aber völlig überfüllt. Die Kundschaft bestand aus Büroangestellten, Bauarbeitern und Künstlertypen, die zu Mittag oder ein spätes Frühstück aßen. Das Essgeschirr war bunt zusammengewürfelt. Bigends Teebecher wurde von einem lächelnden Teddybären geziert.
    »Sie glauben nicht, dass Laubfrosch mir in Paris gefolgt ist?«
    »Sie sind zu Ihrem Hotel zurückgegangen«, sagte Bigend. »Ich habe angerufen und gesagt, dass Aldous Sie abholen würde. Sie haben zwar das Telefon benutzt, das Sleight Ihnen gegeben hat, aber ich habe nicht gesagt, wo Sie hinfahren oder mit wem Sie sich treffen würden. Fiona ist dem Hilux gefolgt.« Er nickte in ihre Richtung.
    »Wir wurden nicht beschattet«, sagte Fiona.
    »Aber ich habe zuerst Hollis angerufen«, sagte Bigend, »um herauszufinden, wo sie untergebracht war, damit ich Sie dorthin schicken konnte. Möglicherweise haben die das Gespräch abgehört. Aber wenn Laubfrosch in Paris war, als Sie dort angekommen sind, nehme ich an, dass er entweder Hollis zu Selfridges gefolgt ist oder wusste, dass sie dorthin gehen würde.«
    »Warum sollten sie an Hollis interessiert sein? Was hat sie mit Myrtle Beach und diesen Armeehosen zu tun?«
    »Es geht dabei um Sie und mich«, sagte Bigend. »Vielleicht haben die beobachtet, dass wir am Tag zuvor zusammen Mittagessen waren. Sleight hat mit Sicherheit Verbündete bei Blue Ant. Wahrscheinlich haben sie angenommen, dass Hollis etwas mit diesem

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