Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
stehen mag; und je tiefer diese ist, desto kräftiger ist der Ausdruck ihres Hasses. So sah denn Tonsards Tochter weder Rigou noch Socquard, sie fiel in einen Sessel, versunken in ein finsteres und wildes Schweigen, das der alte Mönch beobachtete.
»Such' ne frische Zitrone, Aglaé,« sagte Vater Socquard, »und spül' selber ein Stengelglas aus!«
»Sie taten klug daran, Ihre Tochter hinauszuschicken,« sagte Rigou ganz leise zu Socquard, »sie war drauf und dran vielleicht tödlich verletzt zu werden.«
Und er zeigte mit einem Augenwink auf die Hand, mit der Marie einen Schemel gepackt hielt, um ihn Aglaé, nach der sie zielte, an den Kopf zu werfen.
»He, Marie!« sagte Socquard, sich vor ihr aufpflanzend, »um Schemel zu werfen, kommt man nicht hierher ... und wenn du mir meine Spiegel einschlägst, dann sollst du sie mir nicht mit der Milch deiner Kühe bezahlen!«
»Vater Socquard, Ihre Tochter ist eine giftige Schlange, ich bin ihr aber gewachsen, verstehen Sie! Wenn Sie Bonnébault nicht als Schwiegersohn wollen, so ist's Zeit, daß Sie ihm sagen, er solle wo anders wie bei Ihnen Billard spielen! ... Er verliert hier alle Augenblicke hundert Sous!«
Beim Beginn dieser Flut von mehr geschrienen als gesprochenen Worten nahm Socquard Marie um die Taille und warf sie trotz ihres Geschreis und Widerstandes hinaus. Es war Zeit für sie; denn Bonnébault verließ von neuem mit wutblitzenden Augen das Billard.
»Das wird so nicht ausgehen!« schrie Marie Tonsard.
»Empfiehl dich!« heulte Bonnébault, den Viollet mitten um den Leib festhielt, um ihn an einer Brutalität zu hindern; »scher' dich zum Teufel, oder ich spreche nie wieder mit dir und ich seh' dich nicht mehr an.«
»Du?« sagte Marie, Bonnébault einen wütenden Blick zuwerfend, »gib mir erst mein Geld wieder, und ich lasse dich Mademoiselle Socquard, wenn sie reich genug ist, um dich zu behalten.«
Dann rettete Marie sich, erschreckt, den Herkules Socquard Bonnébaults, der einen Tigersprung machte, kaum Herr werden zu sehen, auf die Straße.
Rigou ließ Marie in seinen Wagen steigen, um sie Bonnébaults Zorn zu entziehen, dessen Stimme bis nach Soudrys Hause schallte. Dann, nachdem er Marie geborgen hatte, kam er zurück, um seine Limonade zu trinken, wobei er die von Plissoud, Amaury, Viollet und dem Kaffeekellner gebildete Gruppe, die Bonnébault zu beruhigen suchten, musterte.
»Los! Sie sind an der Reihe zu spielen, Husar,« sagte Amaury, ein kleiner blonder junger Mann mit trübem Blick.
»Uebrigens hat sie sich gedrückt,« sagte Viollet.
Wenn je einer Ueberraschung gezeigt hat, so war's Plissoud im Augenblick, wo er den Wucherer von Blangy an einem der Tische sitzen und mehr mit ihm, Plissoud, als mit dem Zank der beiden Mädchen beschäftigt sah. Wider seinen Willen ließ der Gerichtsdiener auf seinem Gesichte die Art des Erstaunens sehen, welche die Begegnung mit einem Menschen, dem man übel will, oder gegen den man ein Komplott anzettelt, verursacht; und er kehrte plötzlich zum Billard zurück.
»Leben Sie wohl, Vater Socquard,« sagte der Wucherer.
»Ich will Ihren Wagen vorfahren,« antwortete der Kaffeewirt, »lassen Sie sich Zeit.«
»Wie soll ich's anstellen, um zu erfahren, was die Leutchen da sich erzählen, wenn sie um einen Satz spielen?« fragte sich Rigou, der im Spiegel des Kellners Gesicht sah.
Dieser Kellner war ein Allerweltskerl: er setzte Socquards Weinberge instand, kehrte das Café und den Billardraum aus, hielt den Garten sauber und besprengte das Tivoli, alles für zwanzig Taler jährlich. Er war immer ohne Jacke, außer bei großen Gelegenheiten, und hatte als ganzen Anzug eine blauleinene Hose, derbe Stiefel und eine Weste aus gestreiftem Samt an, vor der er eine Hausleinwandschürze trug, wenn er im Billardsaal oder im Café bediente. Diese Bänderschürze war das Abzeichen seiner Funktionen. Der Bursche war auf dem letzten Jahrmarkt von dem Kaffeewirt gemietet worden; denn hier im Tale, wie in ganz Burgund, vermieten sich die Leute fürs Jahr auf dem Marktplatze, genau so wie man dort Pferde kauft.
»Wie heißest du?« fragte ihn Rigou.
»Michel, Ihnen zu dienen!« antwortete der Kellner.
»Siehst du den Vater Fourchon nicht manchmal hier?«
»Zwei- oder dreimal in der Woche mit Monsieur Vermichel, der mir einige Sous schenkt, damit ich ihn benachrichtige, wenn seine Frau ihm auf den Pelz rückt.«
»Das ist ein braver Mann, der Vater Fourchon, unterrichtet und voll gesunden
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