Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
Wächter, dessen Herz von dieser Ironie lebhafter getroffen wurde als seine Augen von der Asche.
In diesem Moment erschien Charles, der Lakai, der vorhin erst nach Blondet ausgeschickt worden war, an der Pforte des »Grand-I-Vert«.
»Was haben Sie denn, Vatel?« fragte der Diener den Wächter.
»Ach,« antwortete der Jagdaufseher, sich die Augen abtrocknend, die er ganz offen in den Bach getaucht hatte, um sie vollends zu säubern, »ich hab' hier Schuldner, und sie sollen den Tag verfluchen, an dem sie das Licht der Welt erblickt haben.«
»Wenn Sie es so verstehen, Monsieur Vatel,« sagte Tonsard kalt, »werden Sie merken, daß wir in Burgund keine Angst in den Knochen verspüren!«
Vatel verschwand. Wenig begierig auf des Rätsels Auflösung, blickte Charles in die Schenke:
»Kommt ins Schloß, Ihr und Eure Otter, wenn Ihr eine habt,« sagte er zum Vater Fourchon.
Der Alte erhob sich schnell und folgte Charles.
»Nun, wo steckt sie denn, die Otter?« fragte Charles, ungläubig lächelnd.
»Hier,« sagte der alte Seiler und ging an die Thune.
Das ist der Name des Baches, der die Mühle und den Park von Les Aigues mit einer Ueberfülle von Wasser versorgte. Die Thune fließt die ganze Bezirksstraße entlang bis nach dem kleinen Soulanger See, den sie durchströmt, und von wo aus sie wieder der Avonne zueilt, nachdem sie die Mühlen und die Gewässer des Schlosses von Soulanges gespeist hat.
»Da, ich hab' sie an der Straße nach Les Aigues mit einem Stein um ihren Hals versteckt!«
Als der Alte sich bückte und wieder aufrichtete, fühlte er das Hundertsousstück in seiner Tasche nicht mehr, wo das Metall so wenig zu finden war, daß er ebensogut fühlen mußte, ob sie leer oder gefüllt war.
»Ach, die gemeinen Biester,« schrie er, »wenn ich auf Ottern Jagd mache, jagen sie den Schwiegervater. ... Sie nehmen mir alles, was ich noch verdiene, und sagen, es geschähe zu meinem Besten. Oh, ich glaube, daß es sich um mein Bestes [Fußnote: unübersetzbares Wortspiel mit bien (Bestes) und bien (Gut).] handelt! Wenn nicht mein armer Mouche da wäre, der der Trost meiner alten Tage ist, würde ich ins Wasser gehen. Kinder sind der Ruin der Väter! – Sie sind nicht verheiratet, Monsieur Charles? Heiraten Sie niemals, dann brauchen Sie sich auch nicht vorwerfen, schlechten Samen gesät zu haben! ... Ich, ich glaubte mir Flachs kaufen zu können und schon ist er versponnen, mein Flachs! ... Der Herr da, der so höflich ist, hatte mir zehn Franken geschenkt; nun gut, meine Otter ist jetzt schön teuer geworden.«
Charles mißtraute Vater Fourchon dermaßen, daß er die dieses Mal recht aufrichtigen Klagen für die Vorbereitung zu dem hielt, was man im Geschäftsstil eine »Couleur« nennt, und beging den Fehler, seine Meinung in einem Lächeln durchblicken zu lassen, das der boshafte Alte auffing.
»Nun hört, Vater Fourchon, Haltung, he, Ihr sollt mit Madame sprechen,« sagte Charles, als er eine ziemliche Menge funkelnder Rubine auf der Nase und den Backen des Alten erblickte.
»Ich weiß Bescheid, Charles: als Beweis möge dienen, daß ich, wenn du mich im Dienerzimmer mit den Frühstücksresten und einer oder zwei Flaschen spanischen Weins bewirten willst, dir drei Worte sagen will, die dir eine Tracht Prügel ersparen werden! ...«
»Sprecht, und François soll Befehl von Monsieur erhalten, Euch ein Glas Wein zu geben,« antwortete der Lakai.
»Bestimmt?«
»Bestimmt!«
»Also schön; du schwatzst immer mit meiner Enkelin Cathérine unter dem Bogen der Avonnebrücke; Godain ist in sie verliebt; er hat euch gesehen und besitzt die Dummheit, eifersüchtig zu sein ... Ich sage: die Dummheit, denn ein Bauer darf keine Gefühle hegen, die nur reichen Leuten erlaubt sind. Wenn du also am Festtage von Soulanges ins Tivoli gehst, um mit ihr zu tanzen, wirst du mehr tanzen, als du möchtest! ... Godain ist geizig und bösartig, er ist im Stande, dir den Arm zu zerbrechen, ohne daß du ihm was anhaben kannst ...«
»Das wäre zu teuer bezahlt! Cathérine ist ein schönes Mädchen, das aber ist sie denn doch nicht wert. Und warum ärgert Godain sich nur so? Die anderen ärgern sich nicht!«
»Ach, er liebt sie so, daß er sie heiraten will ...«
»Und sie wird dann verprügelt werden! ...« sagte Charles.
»Das kommt noch drauf an,« entgegnete der Alte, ... »sie schlägt nach ihrer Mutter, gegen die Tonsard nicht die Hand aufgehoben hat, so sehr hatte er Bange, sie den Fuß aufheben zu sehen! Ein
Weitere Kostenlose Bücher