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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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»ihr bringt ihm seit drei Jahren mehr ein, als ihr wert seid ... Ach, er pufft euch tüchtig in die Rippen, der Bourgeois von Les Aigues! Ihm geht's gut, dem Tapezierer ... Wie sagt Vater Brunet: ›Wenn's drei Besitzer wie ihn im Tale gäbe, wäre mein Glück gemacht!‹ ...«
    »Was haben Sie denn neues gegen die armen Leute ausgeheckt?« fragte Marie.
    »Meiner Treu,« erwiderte Vermichel, »die sind nicht dumm; geht, ihr werdet schließlich klein beigeben ... Was wollt ihr? Sie sind seit bald zwei Jahren mit drei Wächtern, einem berittenen Aufpasser, die alle geschäftig wie die Ameisen sind, und einem Flurschützen, der ein Werwolf ist, recht mächtig. Kurz und gut, die Gendarmerie wird sich jetzt für sie in Wichs werfen. Sie werden euch zermalmen!«
    »Ach was,« sagte Tonsard, »wir sind schon plattgedrückt genug. Was hier mehr Widerstand leistet, ist nicht der Baum, es ist das Gras.«
    »Scher dich den Teufel drum,« erwiderte Vater Fourchon seinem Schwiegersohne, »du hast Besitzungen.«
    »Kurz und gut,« hub Vermichel wieder an, »sie haben euch ins Herz geschlossen, die Leute da; denn von Morgen bis Abend denken sie nur an euch! Sie haben sich etwa so gesagt: ›Die Tiere dieser Leute fressen unsere Wiesen ab, wir wollen sie ihnen wegnehmen, ihre Tiere; selber können sie das Gras unserer Wiesen nicht fressen.‹ Da ihr alle Strafen auf dem Buckel habt, haben sie unserm Affen gesagt, er solle sich eurer Kühe bemächtigen. Heute werden wir damit in Gonches anfangen, wollen dort die Kuh der Mutter Bonnebault, die Kuh der Godin, die Kuh der Mitant packen ...«
    Sowie Marie den Namen Bonnebault gehört hatte, lief sie, die die Liebste Bonnébaults, des Enkels der Kuhbesitzerin war, in den eingezäunten Weinberg, nachdem sie ihrem Vater und ihrer Mutter zugeblinzelt hatte. Wie ein Aal glitt sie durch ein Loch in der Hecke und stürzte wie ein gehetzter Hase nach Conches zu.
    »Das werden sie so lange treiben,« sagte Tonsard ruhig, »bis sie sich die Knochen brechen; und das wird schade sein, denn ihre Mütter werden ihnen keine neuen machen.«
    »Ganz so möcht' es wohl gehen,« betonte Vater Fourchon.
    »Aber siehst du, Vermichel, erst in einer Stunde kann ich mit euch gehn, hab' wichtige Geschäfte im Schloß ...«
    »Wichtigere als drei Gerichtsgebühren zu fünf Sous? Man soll nicht in die Weinlese spucken, hat Vater Noah gesagt.«
    »Ich sage dir, Vermichel, daß mich mein Geschäft ins Schloß von Les Aigues ruft,« wiederholte der alte Fourchon und zog eine Miene von lächerlicher Gewichtigkeit auf.
    »Würd' es übrigens nicht besser sein, wenn mein Vater sich dünn machte?« fiel die Tonsard ein, »wollt ihr etwa die Kühe finden?«
    »Monsieur Brunet ist ein Biedermann und wünscht nichts lieber, als dort nur Kuhfladen zu finden,« antwortete Vermichel. »Ein Mann, der wie er verpflichtet ist, nachts auf den Wegen einherzutraben, muß vorsichtig sein!«
    »Wenn er's ist, tut er recht,« sagte Tonsard trocken.
    »Darum hat er«, fuhr Vermichel fort, »etwa so zu Monsieur Michaud gesprochen: ›Ich werde mich aufmachen, wenn die Sitzung zu Ende ist. ‹Wenn er die Kühe finden wollte, hätte er morgens um sieben Uhr aufbrechen müssen. Aber, seht, Monsieur Brunet muß doch gehen. Zweimal foppt man den Michaud nicht, der ist ein gerissener Hund. Ach, der Schuft!«
    »Das hätte bei der Armee bleiben sollen, so ein Eisenfresser wie der,« sagte Tonsard, »so was ist nur gut, um auf die Feinde losgelassen zu werden.«
    »Ich möchte schon, daß er mich mal nach meinem Namen fragt; er mag sich noch so schön einen Alten von der jungen Garde nennen, wenn wir einmal unsere Hinterklauen gemessen haben, wird er sicherlich seine Krallen einziehen.«
    »Nun hört,« sagte die Tonsard zu Vermichel, »wann kriegt man denn die Ankündigungen vom Fest in Soulanges zu sehen? Wir haben heute den achten August.«
    »Gestern hab' ich sie zu Monsieur Bournier nach Ville-aux-Fayes zum Drucken gebracht,« antwortete Vermichel. »Bei Mama Soudry hat man von einem Feuerwerk auf dem See gesprochen.«
    »Wieviel Leute werden da kommen!« schrie Fourchon.
    »Und was für Tage gibt's da für Socquard!« sagte der Wirt mit neidischer Miene.
    »Oh, wenn's nicht regnet,« fügte sein Weib hinzu, wie um sich selber wieder zu beruhigen.
    Man hörte den Trott eines von Soulanges kommenden Pferdes, und fünf Minuten später band der Gerichtsdiener sein Pferd an einen Pfahl, der zu dem Zwecke bei dem leichten Gitter, durch das die

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