Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
»Fourchon hat ihr Schrecken verursacht; und man muß sie hier im Interesse der Religion, des Throns und des Landes selber erhalten.«
Michaud, der Hauptwächter von Les Aigues, war zweifelsohne des auf Vatels Augen verübten Attentats wegen gekommen. Doch, bevor ich den Beschluß berichte, der im Staatsrat gefaßt werden sollte, erfordert die Kette der Tatsachen die knappe Schilderung der Umstände, unter denen der General Les Aigues gekauft hatte, der schwerwiegenden Gründe, die Sibilet zum Verwalter dieser prachtvollen Besitzung machten, der Ursachen, die Michaud Hauptwächter werden ließen und endlich der vorhergehenden Geschehnisse, welche sowohl die Verfassung der Gemüter als auch die von Sibilet geäußerten Befürchtungen bedingten.
Diese kurze Darstellung wird das Verdienst haben, einige der Hauptdarsteller des Dramas einzuführen, ihre Interessen zu schildern und die Gefahren der Lage, in welcher sich der General Graf de Montcornet damals befand, verständlich zu machen.
VI
Eine Diebesgeschichte
Als Mademoiselle Laguerre gegen 1791 ihre Besitzung besuchte, nahm sie den Sohn des Examtmanns von Soulanges namens Gaubertin als Verwalter an. Die kleine Stadt Soulanges, heute ein einfacher Bezirkshauptort, war zur Zeit, wo das Haus Burgund gegen das Haus Frankreich Krieg führte, die Hauptstadt einer ansehnlichen Grafschaft. Ville-aux-Fayes, heute der Sitz der Unterpräfektur, ein einfaches kleines Lehen, hing damals wie Les Aigues, Ronquerolles, Cerneux, Conches und fünfzehn andere Kirchdörfer von Soulanges ab. Die Soulanges sind Grafen geblieben, während die Ronquerolles heute durch das Spiel jener Macht, welche sich der Hof nennt und aus dem Sohne des Hauptmanns du Plessis unter Hintansetzung der ersten Familien der Eroberungszeit einen Herzog machte, Marquis sind. Das beweist, daß Städte wie die Familien ein sehr wechselvolles Schicksal haben.
Der Sohn des Amtmanns, ein völlig vermögensloser Bursche, folgte einem Verwalter, der durch eine dreißigjährige Geschäftsführung reich geworden war und der Verwaltung von Les Aigues die Beteiligung zu einem Drittel bei der berühmten Kompagnie Minoret vorzog.
In seinem eigenen Interesse hatte der künftige Proviantbeamte den François Gaubertin, der damals großjährig geworden, seit fünf Jahren sein Rechnungsbeamter und damit beauftragt war, sein Sichzurückziehen zu begünstigen, als Verwalter vorgeschlagen. Aus Dankbarkeit für die Belehrungen, die er von seinem Vorgesetzten empfangen, versprach ihm dieser eine Generalquittung bei Mademoiselle Laguerre durchzusetzen, als er sie sehr erschreckt über die Revolution sah. Der alte Amtmann, der öffentlicher Ankläger im Bezirk geworden war, wurde der Beschützer der furchtsamen Sängerin. Dieser Fouquier-Finville der Provinz zettelte gegen die Theaterprinzessin, die auf Grund ihrer Liebschaften mit der Aristokratie augenscheinlich verdächtig war, einen Scheinaufruhr an, um seinem Sohne das Verdienst einer angeblichen Rettung zu verschaffen, mit deren Hilfe man die Generalquittung für den Vorgänger erhielt. Die Bürgerin Laguerre machte François Gaubertin dann ebensosehr aus Klugheit wie aus Dankbarkeit zu ihrem Premierminister. Der künftige Lebensmittelversorger der Republik hatte Mademoiselle nicht verwöhnt: er ließ ihr aus Paris dreißigtausend Livres jährlich zukommen, obwohl Les Aigues zu dieser Zeit vierzigtausend einbringen mußte. Das unwissende Opernmädchen war daher entzückt, als Gaubertin ihr sechsunddreißigtausend versprach.
Um das gegenwärtige Vermögen des Verwalters von Les Aigues vor dem Tribunal der Wahrscheinlichkeiten zu rechtfertigen, muß man notgedrungen seine Anfänge auseinandersetzen. Von seinem Vater beschützt, ließ der junge Gaubertin sich zum Maire von Blangy ernennen. Er konnte also trotz der Gesetze, indem er die Schuldner, die nach seinem Belieben von den erdrückenden Requisitionen der Republik heimgesucht werden konnten oder nicht, terrorisierte, um ein Wort jener Zeit zu gebrauchen, mit Silber zahlen lassen. Der Verwalter gab seiner Bürgerin, solange dies Papiergeld im Umlauf war, Assignaten, die, wenn sie auch kein Staatsvermögen, so doch wenigstens viele Privatvermögen schufen. Von 1792 bis 1795 zog der junge Gaubertin hundertfünfzigtausend Livres aus Les Aigues, mit welchen er an der Pariser Börse spekulierte. Mit Assignaten abgespeist, sah Mademoiselle Laguerre sich genötigt, ihre Diamanten, deren sie fortan ja nicht mehr bedurfte, zu Geld zu
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