Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
»ich gefalle Godain, der ein kleiner Stöpsel ist; ich gefalle dem kleinen Charles, der den Grafen begleitet, der junge Lupin aber hat Bange vor mir. Ich wiederhole dir, die kleinen Männer lieben mich und erklären in Ville-aux-Fayes oder Soulanges: »ein schönes Stück Mädchen,« wenn sie mich vorübergegehen sehen. Nun wohl, du wirst den schönen Männern gefallen ...«
»Ach, Cathérine, wenn das wahr ist, das!« ... rief die Péchina entzückt.
»Aber gewiß, das ist so wahr, daß Nicolas, der schönste Mann des Bezirks, verrückt nach dir ist; er träumt von dir, wird irrsinnig darüber und dabei wird er von allen Mädchen geliebt! Das ist ein stolzer Bursche! ... Wenn du ein weißes Kleid anziehst mit gelben Bändern, wirst du am Marientage angesichts all der vornehmen Welt von Ville-aux-Fayes die Schönste bei Socquard sein. Nun, willst du... Halt, ich schnitt Gras da für unsere Kühe: ich hab hier in meiner Kürbisflasche ein bischen gekochten Wein, den mir Socquard heut morgen geschenkt hat,« sagte sie, indem sie in der Péchina Augen jenen fiebernden Ausdruck sah, den alle Weiber kennen; »ich bin ein gutes Mädchen, wir wollen ihn teilen... du wirst dich geliebt fühlen...«
Während dieser Unterhaltung war Nicolas, indem er sich die Grasbüschel aussuchte, um seine Füße darauf zu setzen, geräuschlos bis zu einem dicken Eichenstumpf in geringer Entfernung von dem Erdhaufen, wo seine Schwester die Péchina niedergesetzt hatte, herangeschlichen. Cathérine, die von Augenblick zu Augenblick um sich sah, bemerkte schließlich ihren Bruder, als sie nach ihrer Feldflasche mit gekochtem Weine langte.
»Hier, fang an,« sagte sie zu der Kleinen.
»Das brennt mich!« rief Genèvieve, Cathérine die Flasche zurückgebend, nachdem sie zwei Schlucke daraus getan hatte.
»Dummes Ding! schau,« antwortete Cathérine, die ländliche Flasche mit einem Zuge leerend, »sieh, wie das runtergeht, das ist ein Sonnenstrahl, der einem in den Magen leuchtet!«
»Und ich hätte meine Milch zu Mademoiselle Gaillard tragen sollen!« ... rief die Péchina. »Nicolas hat mir Bange gemacht! ...«
»Du liebst Nicolas also nicht?« »Nein,« erwiderte die Péchina. »Was hat er mir denn nachzustellen? Ihm fehlt's doch nicht an willfährigen Geschöpfen!«
»Wenn er dich aber allen Mädchen des Tales vorzieht, Kleine?«
»Das tut mir seinetwegen leid,« sagte sie.
»Man sieht wohl, daß du ihn noch nicht kennst,« erwiderte Cathérine.
Indem sie diese schrecklichen Worte sagte, packte Cathérine Tonsard die Péchina mit blitzartiger Geschwindigkeit bei der Taille, warf sie ins Gras, raubte ihr, sie platt auf den Boden drückend, all ihre Kraft und hielt sie in dieser gefährlichen Lage fest. Als das Kind seinen verhaßten Verfolger bemerkte, hub es aus voller Kehle zu schreien an, versetzte Nicolas einen Fußtritt in den Bauch und schleuderte ihn damit fünf Schritte zurück, dann überschlug sie sich wie ein Akrobat mit einer Gewandtheit, die Cathérines Berechnungen täuschte, und erhob sich, um zu entfliehen. Cathérine war auf dem Boden sitzen geblieben, streckte die Hand aus, packte die Péchina beim Fuße und ließ sie der Länge nach, mit dem Gesicht gegen die Erde, hinfallen. Dieser furchtbare Fall gebot den unaufhörlichen Schreien der mutigen Montenegrinerin Einhalt. Nicolas, der sich trotz der Wucht des Trittes wieder erholt hatte, sprang wütend herzu und wollte sein Opfer fassen. In dieser Gefahr packte das wennschon vom Weine betäubte Kind doch Nicolas an der Kehle und preßte sie ihm mit ehernem Druck zusammen.
»Sie erdrosselt mich! ... Zu Hilfe, Cathérine,« schrie Nicolas mit einer Stimme, die mühsam durch den Kehlkopf drang. Die Péchina stieß ebenfalls durchdringende Schreie aus; Cathérine versuchte sie zu ersticken, indem sie eine Hand auf des Kindes Mund legte, das sie blutig biß. In dem Augenblicke zeigten Blondet, die Gräfin und der Pfarrer sich am Waldessaume.
»Da sind die Bourgeois von Les Aigues!« sagte Cathérine und half Geneviève sich zu erheben.
»Willst du dein Leben behalten?« fragte Nicolas Tonsard das Kind mit einer rauhen Stimme.
»Und?« sagte die Péchina.
»Sag ihnen, daß wir spielten, und ich verzeihe dir,« antwortete Nicolas mit finsterer Miene. »Wirst du's sagen? verdammter Racker! ...« wiederholte Cathérine, deren Blick noch schrecklicher war als Nicolas' Morddrohung.
»Ja, wenn ihr mich in Frieden laßt,« entgegnete das Kind. »Uebrigens werde ich
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