T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
thematisieren? Oder gar Schlimmeres?
»Über uns.«
Ihr Puls schoss in die Höhe. »Und worüber genau?«
»Darüber, dass es ›uns‹ nicht mehr gibt.« Er blickte auf seine Hände hinab, bevor er den Blick hob. »Du fühlst das doch auch, Ava. Das weiß ich.«
Sie antwortete nicht. Wusste nicht, wie sie mit seiner plötzlichen Aufrichtigkeit umgehen sollte.
»Wir sind bestenfalls höflich zueinander. Keiner von uns vertraut dem anderen. Wir nehmen uns kaum Zeit füreinander.« Sein Gesicht nahm einen frustrierten Ausdruck an. »Ach, zum Teufel, daran bin ich genauso schuld wie du.«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte sie. »Möchtest du, dass wir einen Neuanfang machen? Uns trennen?«
»Ich möchte, dass du dich erholst, Ava, wieder gesund wirst. Ich weiß, dass du deine Medikamente nicht nimmst, und jetzt versuchst du auch noch, Dr. McPherson unter dem lächerlichen Vorwand loszuwerden, wir hätten ein Verhältnis miteinander.«
Du lieber Himmel, auf ein solches Gespräch war sie nicht vorbereitet gewesen. Gerade jetzt nicht, da sie ihren eigenen Plan verfolgen wollte.
»Willst du das unbedingt heute Abend besprechen? Hier?«
»Ich möchte lediglich reinen Tisch machen. Zunächst einmal: Ich habe weder eine Affäre mit deiner Therapeutin noch mit einer anderen Frau. Das bildest du dir nur ein. Genauso wie du dir einbildest, Noah zu sehen oder zu hören, obwohl du genauso gut wie ich weißt, dass er fort ist. Für immer.«
Sie schnappte nach Luft. »Ich dachte, du hättest gesagt, wir würden ihn finden …«
Er beugte sich über den Tisch und senkte die Stimme. »Ich wollte bloß, dass es dir bessergeht, doch inzwischen bin ich der Überzeugung, das wird erst gelingen, wenn du nach St. Brendan zurückkehrst.«
Wie bitte?
Wollte er sie etwa einweisen lassen?
»Wenn du allerdings nicht nach St. Brendan möchtest, werden wir eine andere Nervenklinik für dich finden, in Seattle oder in San Francisco oder wo immer du hinwillst!« Er starrte sie an, als habe er sie noch nie zuvor gesehen. »Du bist krank, Ava. Du brauchst Hilfe!«
Aha. Jetzt legte er die Karten auf den Tisch. »Warum möchtest du mich so unbedingt loswerden?«
»Das habe ich dir gerade eben erklärt.«
»Ob du es glaubst oder nicht, Wyatt, es geht mir langsam besser. Ich fange an, mich zu erinnern. An alles. Stück für Stück. Und zwar nicht wegen der Medikamente, mit denen ich mich fühle wie ein Zombie, auch nicht wegen einer Psychiaterin, die in dich verliebt ist.«
»Ich sagte doch, dass wir –«
»Stopp! Hör einfach auf damit, okay?«, beharrte sie. Zorn stieg in ihr auf. »Ich fange an, mich zu erinnern.« Sie sah, wie er leicht die Augen zusammenkniff, und wusste, dass sie ihre Zunge im Zaum halten sollte, doch sie konnte es nicht. Nicht jetzt. Nicht wenn sie sich langsam wieder wie die alte Ava Garrison Church fühlte. »An eins erinnere ich mich nur allzu lebhaft: Die Affäre mit Evelyn McPherson ist nicht deine erste, Wyatt.«
Er blieb ruhig. Widersprach nicht. Doch das nervöse Zucken neben seinem Auge zeigte ihr, dass sie recht hatte.
»Ich dachte, der Grund, dass ich mich von dir scheiden lassen wollte, sei der, dass ich mein Leben nach dem Verschwinden von Noah nicht mehr auf die Reihe bekam, doch es steckte mehr dahinter, nicht wahr? Du hattest eine Affäre … eine Affäre mit einer Frau aus deinem Büro. Kurz bevor wir unseren Sohn verloren haben und alles den Bach runterging.«
»Es war lange vorbei! Ich hatte dir gesagt, dass es eine Kollegin aus der Kanzlei war!«
»Beth Wells. Ich erinnere mich.« Wenn er überrascht war, verbarg er es auf bewundernswerte Weise. »Ich kenne die Anzeichen, Wyatt, und jetzt ist es wieder so weit. Du hast recht. Wir haben die emotionale Bindung verloren, die wir einst zueinander hatten.«
»Hast du jemals auch nur für eine Minute erwogen, dass wir uns
deinetwegen
entfremdet haben? Deine Besessenheit, was Noah anbelangt, hat dich von mir weggetrieben, nicht andersherum.«
»Das stimmt nicht.«
Er presste die Kiefer aufeinander, der nervöse Tic neben seinem Auge machte sich noch stärker bemerkbar. »Die einzige Möglichkeit, dass du wieder so wirst wie früher, besteht darin, dich erneut in einer Klinik behandeln zu lassen. Ich habe mich gegen diese Erkenntnis gewehrt, hatte gehofft, du würdest ohne ärztliche Hilfe zu mir zurückfinden, doch das ist nicht geschehen. Ich habe einen Fehler gemacht, deiner Rückkehr nach Hause zuzustimmen, und als dein Vormund
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