T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
zu tun?«
»Warum bist du eigentlich so verdammt negativ?«, fragte Lyons, während sie zusammen den Empfangsbereich durchquerten. Sie legte ihren Schal ab, dann knöpfte sie die Jacke auf. Heutzutage brauchte man einen Code, um hier hereinzukommen, eine Kamera filmte jeden ihrer Schritte. Er fragte sich, warum bei all den Handy- und Computerkameras, die stets und überall im Einsatz waren, niemand etwas Außergewöhnliches in der Nähe von Cheryl Reynolds Haus gesehen oder bemerkt hatte. Das Problem war, dass ihre Praxis in einem reinen Wohngebiet lag; die Verkehrskameras sowie die Überwachungskameras der Geschäfte befanden sich alle näher am Wasser oder im Stadtzentrum.
»Brandt ist nicht der Einzige, der ihn gesehen hat. Ich habe die Unterhaltung einiger Deputys mitbekommen. Einer von ihnen – Gorski, glaube ich – spielt Poker mit ein paar Typen. Butch Johansen ist auch darunter, und er hat nach ein paar Bier behauptet, er habe erst vor kurzem einen Mann nach Church Island übergesetzt, der Reece zum Verwechseln ähnlich sah.«
»Solche Doppelgängergeschichten hat es schon viele gegeben, aber es ist nie ein Treffer daraus geworden. Dasselbe gilt für die Jagdhütte. Ich denke, der Fall Reece ist Schnee von gestern.«
»Tatsächlich? Das scheint der Sheriff anders zu sehen.«
Snyder betrat seinen abgeteilten Arbeitsplatz und legte Jacke und Schulterholster ab, während Lyons Richtung Toiletten im rückwärtigen Teil des Gebäudes deutete und mit klackernden Absätzen davoneilte.
Der Reynolds-Fall ging ihm an die Nieren – der erste Mord seit Jahren und nicht genug Ermittlungsergebnisse, um sich einen Reim darauf zu machen. Snyder setzte sich an seinen Schreibtisch, ging seine E-Mails durch und stieß auf eine Nachricht mit Dateianhang vom Labor. Ein paar Mausklicks später blickte er auf die Analyse jenes Haars, das man in Cheryl Reynolds Hauswirtschaftsraum gefunden hatte.
Als Lyons mit einer Tasse Kaffee für ihn und einem nach Altfrauenparfüm riechenden Kräutertee zurückkam, druckte er die Mail aus, nahm ihr seine Tasse ab und reichte ihr das Blatt.
»Danke«, sagte er und trank einen Schluck. »Sieht so aus, als sei das Rätsel um das schwarze Haar gelöst.«
Sie zog die Augenbrauen zusammen, lehnte sich mit der Hüfte gegen seinen Schreibtisch und fing an zu lesen. »Kunsthaar? Eine Perücke? Der Mörder hat eine Perücke getragen?«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht.« Er klickte eine Datei mit Tatortfotos an. »Schau mal, hier, auf dem Bücherregal in ihrer Praxis.«
Lyons beugte sich vor, um besser sehen zu können, und Snyder gab sich alle Mühe, nicht auf ihre Brüste zu starren, die beinahe den Schreibtisch streiften. Ein weiterer Mausklick, und das Foto im Regal, auf das er seine Partnerin hinweisen wollte, erschien in groß auf dem Bildschirm. Es zeigte Cheryl, als Raubkatze verkleidet, umgeben von ihren Katzen. Sie trug ein Kostüm im Leopardenmuster, einen Fellschwanz, Fellohren und hatte sich eine Katzennase mit Schnurrhaaren ins Gesicht gemalt. Auf ihrem Kopf saß eine schwarze Langhaarperücke.
»Ist die Perücke sichergestellt worden?«, fragte Lyons und nippte an ihrem Tee, den Blick auf den Monitor gerichtet.
»Mal sehen …« Noch mehr Mausklicks, und er hatte die Liste mit sämtlichen Gegenständen rund um den Tatort geöffnet. »Nein, die ist hier nicht zu finden.«
»Vor ein paar Wochen war Halloween.«
»Vorausgesetzt, das Foto stammt aus diesem Jahr. Könnte aber auch schon vor zehn Jahren aufgenommen worden sein.«
Sie schüttelte den Kopf. »Sieh doch, die Katzen auf dem Foto. Das sind dieselben wie jetzt. Ein paar von ihnen sind noch jung. Wenn der Nachbar recht hat, hat sie sie erst kürzlich aufgenommen, also stammt das Foto aus diesem Jahr.«
»Wo zum Teufel ist dann die Perücke?«
Lyons grinste. »Na, wo wohl? Beim Mörder natürlich.« Sie fischte ihren Teebeutel aus der Tasse und nickte, zufrieden mit sich selbst.
»Oder in der Bucht.«
»Zusammen mit Lester Reece?« Sie drückte den Beutel aus und warf ihn in den Mülleimer, dann fügte sie hinzu: »Vielleicht wird sein Skelett eines Tages an die Oberfläche gespült, in Frauenkleidern, mit Perücke, wie ein sexy, wenngleich etwas ausgemergeltes Miezekätzchen.«
»Hm«, grummelte er. Die Wahrheit war, dass das schwarze Haar, das man am Tatort sichergestellt hatte, ganz offensichtlich in eine Sackgasse führte. Das Problem war nur, es war der einzige Hinweis, den sie hatten.
Wumm!
Das
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