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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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hörte den Bus, der mit laufendem Motor unten im Ort vor der Post parkte, und das entfernte Brummen einer Motorsäge. Aus den Schornsteinen einiger Höfe stieg Rauch. Die Landschaft duftete nach Spätsommer oder frühem Herbst.
    Sie kannte sich besser aus als er. Wenn sie den Rucksack abwerfen und wie der Teufel den Pfad hinunter oder durchs Unterholz davonrennen würde, könnte sie ihm entkommen.
    Es war die Angst, die sie zurückhielt. Angst davor, dass er schoss oder sie einholte. Angst davor, was er mit ihr tun würde, wenn er sie einholte.
    Aus dem Laubwald klang das Gluckern des Bergbaches. Ihr war nie aufgefallen, dass man den Bach bis zum Pfad hörte.
    »Nicht so schnell«, sagte er keuchend.
    Bei dem Riesenfelsen, der anzeigte, dass sie die halbe Strecke geschafft hatten, legten sie eine Pause ein. Als Kind war Kristin immer vorgelaufen, um auf genau diesem Stein auf die Eltern zu warten. Bei der Erinnerung daran musste sie schlucken.
    Er stocherte mit einem Stock in der Moosschicht, mit der der Felsen überzogen war. Dabei pfiff er eine Melodie, die ihr vage bekannt vorkam.
    »Wohin wollen wir?«, fragte sie.
    Er pfiff weiter. Im Dickicht flog ein Vogel auf. Sie wurden von einem Schwarm winzig kleiner Insekten umschwärmt.
    Sie blinzelte die Tränen weg und drehte sich zu ihm um. Er stand lässig da und sah sie an. Pfeifend.
    »Was ist das für ein Lied?«, fragte sie.
    Die Frage ließ ihn lächeln, weswegen er nicht mehr pfeifen konnte. Aber die Antwort blieb er ihr schuldig. Bald hatte er alles Moos vom Stein gekratzt. Er schleuderte den Stock ins Dickicht.
    »Weiter!«
     
    Sie hatten fast Halvors Stall erreicht, als er ihr ein Zeichen gab, stehen zu bleiben, und dann nach rechts zwischen die Bäume zeigte. Sie sah ihn verdutzt an, aber er scheuchte sie mit einer ungeduldigen Handbewegung weiter. Sie folgten ein paar hundert Meter einem zugewachsenen Viehpfad. Sie musste sich ständig ducken, um Ästen und Zweigen auszuweichen. Er ging weit genug hinter ihr, um nicht von den zurückpeitschenden Zweigen getroffen zu werden. Sie versuchte, sich zu orientieren. Wo lag jetzt der Hof?
    An dem steilen Hang einer Schlucht, die sich in den Wald hineinzog, mussten sie sich die Hand geben, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten, als sie abwärts schlitterten. Sie folgten dem Bach, und als sie zwischen den Bäumen hervortraten, wusste Kristin wieder, wo sie waren. Sie erkannte die alte Straße. Hierher fuhren die Jugendlichen, wenn sie ungestört in ihren Autos sein wollten. Teilweise verborgen vom Gras und Gestrüpp am Wegrand lagen Zigarettenkippen, Kondome und leere Flaschen.
    Er führte sie weiter die Straße entlang, an dem zerschossenen Schild vorbei, auf dem einmal »60« gestanden hatte, und dann wieder zwischen die Bäume.
    Sie sah den Lieferwagen erst, als sie direkt davorstand. Es sah aus, als wäre er mit hohem Tempo direkt ins Unterholz gefahren worden. Als er allerdings begann, das Gestrüpp wegzuräumen, erkannte sie, dass er den Wagen nur getarnt hatte. Er schien nicht zu erwarten, dass sie ihm behilflich war. Sie stand reglos daneben, bis er alles Grünzeug entfernt hatte, unter dem der parkende Wagen verborgen gewesen war.

2
    Der Wagen springt sofort an. Er ist erleichtert. In letzter Zeit hatte er häufiger Probleme, wenn der Motor im Kalten oder Feuchten gestanden hatte, und er hatte schon die ganze Nacht überlegt, was er machen würde, falls der Motor nicht startete. Er fährt rückwärts auf die Straße, wobei er das Mädchen nicht aus den Augen lässt.
    Sie hat die Hände zwischen die Knie geklemmt und starrt auf einen Punkt vor der Windschutzscheibe. Er hat sie dazu gebracht, sich anzuschnallen, damit sie nicht plötzlich auf die Idee kommt, sich aus dem fahrenden Auto zu stürzen. Die Dummdreistigkeit von Mädchen kennt keine Grenzen.
    Er schiebt die Kassette mit »Hotel California« ein. Bevor er den Wagen abgeschlossen hat, hat er das Band genau bis an den Anfang dieses Liedes zurückgespult. Aber sie hört nicht zu.
    »Eagles«, sagt er.
    Sie zuckt zusammen und braucht eine Weile, in die Realität zurückzufinden. »Wie bitte?«
    Er zeigt mit einem Nicken zum Kassettenrekorder.
    Sie folgt seinem Blick.
    »Eagles!«, wiederholt er.
    Endlich scheint sie zu begreifen. Zumindest lächelte sie dümmlich.
    Das Gitarrensolo pfeift er mit, fast lautlos. Er schielt zu ihr hinüber. Aber sie scheint mit den Gedanken ganz woanders zu sein.
    Die Straße, die aus Juvdal herausführt, ist schmal

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