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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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zwischen den Sachen hervor und drückte die Gesprächstaste.
    »Hallo?«, rief sie.
    Mit einem scharfen Blick entsicherte er die Waffe.
    »Hallo, ich bin’s.«
    Gunnars Stimme. Wie von einem Planeten am anderen Ende des Weltraums.
    »Warst du unterwegs?«, fragte er.
    »Ich…«
    »Kristin? Hallo?«
    »Ich bin noch da. Die Verbindung ist etwas schlecht.«
    »Wollte doch mal hören, wie es dir da oben in deiner Hütte geht?«
    »Wunderbar.«
    »Ich mach mir Sorgen um dich, weißt du.«
    »Ja.«
    »Ist es nicht zu kalt?«
    »Ach was.«
    »Stör ich dich? Bist du am Schreiben?«
    »Gar kein Problem.« Jedes Wort war wie ein Widerhaken, der sich in ihren Hals bohrte.
    »Kristin? Schwächelt dein Akku? Du bist zwischendurch kaum zu verstehen.«
    »Ich hab ihn gestern erst aufgeladen. Bei Halvor.« Gleich würde sie anfangen zu weinen.
    Er fuchtelte wütend mit dem Revolverlauf vor ihrem Gesicht herum.
    »Na dann.« Er klang verwirrt. Sie war sonst nie so kurz angebunden. Bestimmt glaubte er, dass sie enttäuscht war. »Ich will dich nicht bei deiner Schreiberei stören. Dann mach’s mal gut!«
    »Bis bald!«, flüsterte sie.
    Sie schaltete das Handy aus und kniff die Augen zusammen.
    »Braves Mädchen«, sagte er.

6
    Ein paar Kilometer weiter fährt er an eine Norol-Tankstelle, um zu tanken. Er steckt seine Karte in den Automaten, tippt die PIN ein und nimmt den Zapfhahn. Er lässt sie nicht aus den Augen, doch sie rührt sich nicht. Er hat ihr angedroht, sie und die Leute an der Tankstelle zu erschießen, wenn sie schreit. Als der Tank voll ist, hängt er den Zapfhahn wieder ein. Er winkt dem Mann zu, der in der Tankstelle steht und ihn durch die Scheibe betrachtet. Der Mann grüßt zurück. Wäre das ein amerikanischer Film, würde ich jetzt reingehen und ihn abknallen, denkt er.
    »Braves Mädchen«, sagt er wieder, als er den Motor startet und auf die Straße fährt.
    Sie erwidert nichts.
    »Warst du schon mal hier?«, fragt er.
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Ich schon«, sagt er.
    »Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Es stand doch in der VG , dass du hier raufwolltest, um ein Buch zu schreiben.«
    »Sie wissen ja eine Menge über mich«, sagt sie.
    Und er beginnt zu erzählen. Wie er sie observiert hat. Wie er, freundlich und umgänglich, direkt vor der Sendung, in der Redaktion angerufen hat: »Hallo, hier ist Halvor, Kristins Bruder. Wir planen eine Überraschungsparty für einen gemeinsamen Freund, und ich hab dummerweise Kristins Handy-Nummer verbummelt. Sie haben sie nicht zufällig da?« Er war glücklicherweise an einen ahnungslosen, hilfsbereiten Kollegen geraten.
    Er lacht, ein stolzes, selbstzufriedenes Lachen.
    »Und Sie kennen also Rune Strøm?«, sagt sie.
    Sein Lächeln löst sich auf, der Griff ums Lenkrad wird fester. Wie oft will sie ihn das eigentlich noch fragen?
    »Seine Freundin kannte ich besser«, sagt er ausweichend. Er will lachen, es klingt aber eher wie ein Husten.
    »Sie haben Mariannes Kleider in Rune Strøms Mülltonne gefunden…«, sagt sie. Das ist wahrscheinlich als Frage gemeint, aber er antwortet nicht.
    »Die haben Sie dort deponiert«, fährt sie fort. »In der Mülltonne. Sie haben Mariannes Kleider in seine Mülltonne gelegt.«
    »Es ist schon fast peinlich, wie leicht es ist, andere zu manipulieren. Das ist wie mit einer Modelleisenbahn. Der Zug fährt, wohin man will. Manchmal auch aufs Abstellgleis.«
    »Woher wussten Sie, dass die Polizei ihn verdächtigen würde?«
    »Weil ich es so wollte.«
    »Weil Sie es so wollten?«
    »Kristin, jetzt enttäuschst du mich aber.«
    »Aber…«
    »Wieso, glaubst du, habe ich Marianne in der Badewanne ertränkt?«
    Sie ist einige Sekunden still. Dann entschlüpft ihr ein Schluchzer.
    Sie fahren ein paar Kilometer.
    »Hören Sie auf? Wenn er verurteilt wird?«, fragt sie.
    Er antwortet nicht gleich. Sein Blick ist auf die Straße geheftet. Dann sieht er sie an. »Nein. Früher oder später würde ich ein neues Mädchen umbringen.«

Der Liebhaber

I
    Der Zahnarzt Tor Berg gewährte Gunnar ein kurzes Gespräch zwischen zwei Patienten.
    Er war ein energischer Mann mit schütterem Haar, flaumigem Bart und langen, spitzen Fingern. Es schien ihm unangenehm zu sein, in die Sache hineingezogen zu werden, zugleich war aber auch seine Neugier geweckt. Er kannte Rune vom Gymnasium, erzählte er, danach brach der Kontakt allerdings ab. Er hatte keine Ahnung, wieso sein Name nach so vielen Jahren plötzlich wieder aufgetaucht war. »Ich war nie

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