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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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wirklich ein aktives Mitglied der Clique. Mehr sporadisch. Hab mich nach dem Abitur ganz zurückgezogen. Zahnarztstudium, Kredite zurückzahlen, Frau und Kinder. Sie wissen, wie das ist. Als ich von Lindas Tod gelesen habe, gehörte ich eigentlich schon längst nicht mehr zum inner circle. Wenn Sie verstehen.«
    Gunnar verstand.
    Er hatte jede Menge Fragen, aber Tor Berg konnte keine davon beantworten. Nach zehn Minuten bedankte sich Gunnar für die Hilfe und lächelte beim Hinausgehen der wartenden Patientin voller Mitgefühl zu.

2
    Er fuhr mit einem Taxi vom Stovnercenter ins Stadtzentrum und bat den Fahrer, über den Markveien und am Laden von Rita Quist vorbeizufahren. Als er sah, dass der Laden geöffnet hatte, forderte er den Fahrer auf zu halten.
    Rita Quist stand wie eine Matrone hinter dem Tresen, als Gunnar unter der Türschelle in das schwere Duftpotpourri trat. Sie nickte ihm freundlich zu. Als er sich aber hoffnungsfroh mit der abgenutzten Zauberformel vorstellte – »Borg mein Name. Vom Dagbladet ! Gunnar Borg!« -, verengten sich ihre Augen. »Zur Hölle mit Ihnen!«, fuhr sie ihn an.
    Er zuckte zusammen, erschrocken über die unerwartete Aggressivität.
    »Ihr verdammten Lügner, alle miteinander! Ihr schreibt, wie es euch passt. Von mir erfahren Sie nichts. Raus hier!«
    »Sie missverstehen mich«, sagte er mit tiefer, großväterlicher Stimme, legte beide Hände auf den Tresen und beugte sich zu ihr vor. »Ich bin hier, um Ihnen zu helfen.«
    Sie zögerte einen Augenblick, ehe sie die nächste Schimpfsalve auf ihn abfeuerte.
    »Ich glaube nicht, dass Rune schuldig ist«, sagte er.
    Sie stand reglos da, groß und wuchtig wie eine Vigeland-Statue, und glotzte ihn an. »Was wollen Sie damit sagen?« Ihre Stimme war eine Spur freundlicher, aber immer noch misstrauisch.
    »Ich glaube nicht, dass Rune der Mörder ist«, sagte er.
    »Sie glauben nicht, dass Rune der Mörder ist…« Skeptisch.
    »Ich glaube, dass die Polizei den falschen Mann gefasst hat. Aber ich brauche Unterstützung, um das zu beweisen. Ihre Unterstützung.«
    »Unterstützung? In welcher Form?«
    Er war alt genug, um sich ein Zwinkern herauszunehmen. »Zuerst einmal – in Form Ihrer Kooperationsbereitschaft?«
    »Und wo ist der Haken? Ich kenne euch Journalisten. Ihr lügt das Blaue vom Himmel herunter! Warum sollte ich Ihnen glauben?«
    Er zuckte mit den Schultern, als wollte er sagen: Einem ergrauenden Ehrenmann wie mir kann man doch nur vertrauen.
    Argwöhnisch musterte sie ihn vom Kopf bis zu den Zehen. Vielleicht studiert sie ja gerade meine Aura, dachte er amüsiert.
    »Sie haben eine dunkelgrüne Aura«, sagte sie prompt.
    »Jesses«, sagte er. »Dunkelgrün? Du liebe Zeit.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Erzählen Sie mir einfach, woran Sie sich erinnern. Was Rune und Sie in der Zeit gemacht haben, für die Sie ihm ein Alibi gegeben haben. Was Sie der Polizei gesagt haben. Alles, woran Sie sich erinnern.«
    Sie holte tief durch die Nase Luft. »Stört es Sie, wenn ich rauche?«, fragte sie, ohne seine Antwort abzuwarten. Sie nahm eine selbst gedrehte Zigarette und zündete sie mit einem altmodischen Feuerzeug an. Und dann erzählte sie. Von dem Ausflug in die Hütte im Fjell und dass sie nicht wüsste, wie der Ort hieß, weil ihr solche Dinge nicht wichtig waren. Einzig und allein die Essenz des Ausflugs war von Bedeutung, nicht, was auf irgendwelchen Schildern an irgendwelchen Bahnhöfen stand. Das klang vielleicht an den Haaren herbeigezogen, aber es war nun einmal so. Sie hatte diese Angewohnheit entwickelt, weil sie an Dyslexie litt, an Wortblindheit. Namen, Daten, all diese Dinge blieben ihr nicht im Gedächtnis haften. Gesichter, Gefühle, Stimmungen speicherte sie dagegen über lange Zeiträume. Rune Strøm sei ein liebenswerter, rücksichtsvoller Mann, der niemals, niemals!, auf die Idee käme, einen Menschen zu töten, sagte sie. Sie erzählte von ihrem Besuch bei der Polizei, wie verunsichert sie sich gefühlt habe und dass sie sich prompt in Halbwahrheiten verstrickt habe, weil die Polizisten so aufdringlich gewesen seien. Außerdem habe sie die ganze Zeit befürchtet, etwas Falsches zu sagen, etwas, das Rune belastete. Sie erinnerte sich daran, wie am Boden zerstört Rune nach Lindas Tod und seiner Festnahme gewesen war – jetzt war es noch schlimmer.
    »Erzählen Sie mir von damals«, bat Gunnar.
    »Als Linda starb? Oje, das ist so lange her.«
    »Sie gehörten einer Clique an?«
    »So könnte man es

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