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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Trotzdem gefror etwas in ihrem Körper. Sollen wir ins Bett gehen? Eine Frage, die man sich unter Paaren stellte. Unter Geliebten. Unter Menschen, die einander etwas bedeuteten. Aus seinem Mund klang das wie ein Todesurteil.
    Sie nahmen die Stühle mit hinein. Er verschloss die Tür und zog den Schlüssel ab.
    »Es war ein langer Tag«, sagte sie und starrte beunruhigt auf das Doppelbett.
    Er folgte ihrem Blick. »Du kannst hinten liegen«, sagte er, »an der Wand.«
    Er wird es nicht tun… er wird es nicht tun… er wird es nicht tun …
    Sie zog Hose und Strümpfe aus, nicht aber das Hemd, und kroch ins Bett. Setzte sich dicht an die Wand.
    »Wird dir das nicht zu warm? Mit dem Hemd?«, fragte er. Seine Stimme hatte plötzlich etwas Warmes.
    »Ich friere nachts leicht.«
    »Ich muss dich leider fesseln.«
    Sie unterdrückte ein Schluchzen.
    Er holte zwei Nylonseile aus seiner Tasche, wickelte ihr Lappen um die Handgelenke, ehe er die Seile darum schlang und sie an das Bettgitter fesselte. Sie konnte die Arme etwas bewegen, sich aber nicht umdrehen.
    Ich bin hilflos… er kann mit mir machen, was er will …
    Er machte das Licht aus.
    In der Dunkelheit sah sie seine Konturen, als er sich auszog und die Kleider ordentlich zusammengelegt auf dem Stuhl platzierte. Das Bett knarrte, als er sich auf den Rand setzte.
    Er wird es nicht tun… er wird es nicht tun… er wird es nicht tun …
    Er legte sich hin. Sein Oberarm streifte sie.
    Mein Gott, bitte, bitte lass es ihn nicht tun …
    Er holte tief Luft, zitternd.
    »Gute Nacht«, flüsterte er.
    Es dauerte eine Weile, bis es ihr gelang einzuschlafen.

23 Uhr 30
    Der Tipp von Ann-Reidun Skard brachte ihn nicht weiter.
    Gunnar hatte den ganzen Abend darauf verwendet, die verschiedenen Quellen aufzuspüren, mit denen er bereits über Rune Strøm gesprochen hatte, doch keiner von ihnen kannte jemanden, der in der Nähe von Ammerud wohnte. Der Einzige, den er nicht erreicht hatte, war Tor Berg. Dabei war ihm aufgefallen, dass die Zahnarztpraxis im Stovnercenter nicht weit von Ammerud entfernt war, weshalb Berg eine gewisse Verbindung zu dieser Gegend hatte und damit sogar selbst Linda Gabrielsens früherer Geliebter und der gefürchtete Täter sein könnte.
    Dennoch… Das passte nicht wirklich. Tor Berg war nicht der Typ dafür. Er war definitiv nicht Aquarius.
    Gunnar erreichte ihn schließlich zu Hause, nachdem er den ganzen Abend bei ihm angerufen hatte. Berg erklärte, er sei gerade von seinem Schachabend zurückgekommen. Sonst würde er mit Sicherheit schon lange schlafen.
    Gunnar räusperte sich. Er war müde und erschöpft und wusste nicht recht, wie er es formulieren sollte. »Es ist nur ein Schuss ins Blaue«, sagte er mit heiserer Stimme. »Ich rufe Sie an, um mich zu erkundigen, ob Sie jemals von einer Person im Bekanntenkreis von Rune und Linda gehört haben, die in der Nähe von Ammerud wohnte?«
    »Nein«, antwortete Berg spontan. Dann verstummte er. »Moment mal.« Er lachte kurz. »Witzig, dass Sie das fragen. Ich habe hier im Center mal jemanden getroffen. Eine der Randfiguren der Clique. Das muss letztes Jahr gewesen sein. Wir sind ins Gespräch gekommen. Er sagte, er wohne in Rødtvet. Und das ist nicht weit von Ammerud entfernt. Als wir noch zur Schule gingen, hab ich mich nicht weiter für ihn interessiert. Er war ein verschlossener Typ. Ein bisschen seltsam. Hitchcock. Ein gut aussehender Kerl. Freundlich und nett. Aber irgendwie extrem distanziert. Als lebte er in seiner eigenen Welt. Auf einem anderen Planeten. Keiner kannte ihn richtig.«
    »Hitchcock? Hieß er wirklich Hitchcock?«
    Tor Berg lachte. »Natürlich nicht, so haben wir ihn nur genannt, weil…«, er hielt die Luft an, und Gunnar Borg hörte förmlich, wie ihm mit einem Mal alles klar wurde, »…weil er immer und überall am Filmen war.«

00 Uhr 30
    Die Fenster waren dunkel.
    Ein braun gebeiztes, zweigeschossiges Haus aus den Fünfzigerjahren, umgeben von einem gepflegten Garten voller Rosen, Beeren und Obstbäume. Der Kiesweg von der Straße bis zur Treppe war geharkt. Zwei gepflasterte Streifen führten zu der geschlossenen Garage. Zwischen den Pflastersteinen wuchs Gras. Gerade geschnittene Hecken, frisch gemähter Rasen. Am Giebel des Hauses hing eine große Parabolantenne.
    Das Haus lag in einem stillen, etwas abseits gelegenen Viertel am Ende einer Sackgasse, die an einem Wäldchen oberhalb des Hügels zwischen Rødtvet und Vesletjern endete. Durch den Wald waren es zu Fuß

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