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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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klopfte an die Tür. Fest.
    Sie warteten eine Minute, zwei. Aus dem Dickicht schallte Vogelgezwitscher herüber. Sie hörten das ferne Rauschen eines Baches.
    »Scheint nicht zu Hause zu sein«, bemerkte Roffern.
    Gunnar sah auf die Uhr. Drückte die Klinke runter. Die Tür war offen.
    »Hallo? Halvor Bye?«, rief er in den Flur. »Hallo? Ist jemand zu Hause?«
    »Auf dem Land schließt doch keiner ab«, murmelte Roffern.
    »Das ist nicht…« Gunnar schüttelte den Kopf und sah Roffern an.
    »Vielleicht ist er auf dem Feld?«
    »Hallo?«, rief Gunnar noch einmal. »Hallo?«
    Sie gingen hinein.
    Er erkannte den Geruch sofort. Den süßlichen, metallischen Duft, bei dem sich der Speichel im Mund verdickte. Der Gestank von Kriegsschauplätzen.
    »Mein Gott«, flüsterte er, hauptsächlich zu sich selbst. Sein Magen krampfte sich zusammen.
    »Oh!«, platzte Roffern heraus. »Hat der Schlachtfest oder was?«
    Er hat es noch nicht begriffen, dachte er.
    »Roffern, wollen Sie vielleicht lieber draußen warten?«
    »Warum?«
    »Ich glaube, hier ist was passiert. Der Geruch…«
    »Schon in Ordnung«, sagte Roffern. Aber Gunnar glaubte, dass er immer noch nicht verstanden hatte.
    Auf einer Kommode im Flur stand ein gerahmtes Foto von Kristin. An der Wand entdeckte Gunnar ein Jagdgewehr.
    An den Wänden im Wohnzimmer hingen ein paar ausgestopfte Tierköpfe.
     
    Halvor Bye lag auf dem Küchenboden auf dem Bauch in einem schwarzen See aus gestocktem Blut. Sein Gesicht war ihnen zugewandt, als schaute er ihnen entgegen. Seine Augen waren offen. Sein Mund ebenfalls. Die Zunge hing heraus.
    Er war von Fliegen bedeckt.
    Gunnar stützte sich stöhnend am Türrahmen ab.
    Hinter ihm drehte Roffern sich um und erbrach sich.

10 Uhr 30
    Der Wasserfall war traumhaft schön im Sonnenschein.
    Sie waren in die Felsschlucht unterhalb des Wasserfalls hinabgeklettert und starrten wie zwei Zwerge den Schwindel erregend steilen Abhang hinauf. Die Wassermassen dröhnten. Feine Tropfen legten sich wie ein feuchter Film auf ihre Hände und Gesichter.
    Er hielt ihre Hand, als sie über die glatten Steine balancierten. In einem Stromwirbel sah Kristin einen Fisch. Die Steine am Ufer waren mit einer nassen Moosschicht überzogen. Eine knorrige Birke schien mitten aus dem Wasser herauszuwachsen.
    Er hatte die Videokamera mitgenommen, und sie musste posieren, während er sie aus verschiedenen Winkeln vor dem Wasserfall filmte. Er war vollauf mit der Filmerei beschäftigt. Mit der freien Hand dirigierte er sie hin und her, einen Schritt noch, so, ja!
    »Probier mal!«, rief er ihr durch das Rauschen zu.
    Sie hielt die Hand hinters Ohr. »Was?«
    »Probier es mal! Das Wasser!«, rief er lauter.
    Er filmte sie, wie sie sich hinkniete, mit den Händen eine Schale formte und daraus trank. Das Wasser war eiskalt und schmeckte metallisch.
    »Gut?«, rief er.
    »Eiskalt!«
    Auf der anderen Seite des Flusses flitzte ein Eichhörnchen einen Stamm hinauf, verharrte kurz und war verschwunden.
    Sie umrundeten einen Felsvorsprung, und das Dröhnen des Wasserfalls wurde leiser. Die Stromschnelle verbreiterte sich und floss in gemächlicherem Tempo weiter ostwärts.
    »Wohin sind wir unterwegs?«, fragte sie.
    »Nirgendwohin. Ich wollte nur ein paar Aufnahmen von dir machen.«
    Sie nickte, als ob sie verstehen würde.
    »Und danach?«, fragte sie.
    »Heute Nachmittag fahren wir weiter.«
    Sie nickte wieder. Es schien ihr am sichersten, ihm nicht zu widersprechen.
    »Und wo wollen wir hin? Danach?«
    Er sah sie an, und sie hielt seinen Blick fest, bis sie wegschauen musste. Sie fühlte sich, als würde flüssiges Eis durch ihre Adern gepumpt.

11 Uhr 15
    Sie waren außer Atem und schweißgebadet, als sie oben am Hang endlich Bø entdeckten.
    Wir kommen zu spät, dachte Gunnar.
    Entweder ist er hier oder er hat sie bereits abgeschlachtet, wie er Halvor und all die anderen Frauen abgeschlachtet hat.
    Sie gingen in dem Dickicht unterhalb der Hütte in Deckung. Roffern benutzte ein Zoomobjektiv, um das Haus, die Fenster und die Umgebung abzusuchen.
    »Ich kann niemanden sehen«, flüsterte Roffern.
    Gunnar drehte sich um und schaute den steilen Pfad hinunter. »Wann kommt der Rest, was glauben Sie?«
    »Der Sheriff sagte, er hätte drei Mann losgeschickt. Ich tippe mal, die sind sportlicher als wir!«
    Gunnar seufzte ungeduldig. »Ich halte es nicht aus, hier zu warten und Däumchen zu drehen.«
    »Sind Sie wahnsinnig?«
    »Ich geh rauf und seh nach.«
    »Wäre aber

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