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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Mikrofon mit der gelben 24. »Kristin, stell dich ein bisschen weiter nach rechts. Und Herr Vang, bitte sehen Sie nicht in die Kamera. Konzentrieren Sie sich auf die Interviewerin. Kristin, ich mach jetzt’ne Probeaufnahme.«
    Kristin zählte bis zehn ins Mikro und hielt es dann zu Vang, der Hallo-Hallo-Hallo rief, bis Roffern zufrieden war. »Bereit, wenn du bereit bist«, sagte er zu Kristin.
    »Dann legen wir los.«
    »Band läuft!«
    Kristin räusperte sich. »Was hält die Polizei von den Videoaufnahmen von der Frau, die irgendwo gefangen gehalten wird?«
    »Wir nehmen das sehr ernst…«
    »Stopp!«, rief Roffern. »Herr Vang, bitte nicht in die Kamera sehen! Kristin, bitte.«
    Sie hielt zwei Finger hoch, um einen Neustart zu signalisieren. »Was hält die Polizei von den Videoaufnahmen von der Frau, die irgendwo gefangen gehalten wird?«
    »Wie schon gesagt, wir nehmen das…«
    »Moment«, sagte Kristin. »Sie dürfen nicht sagen, wie schon gesagt. Wir versuchen es noch einmal.« Sie hielt drei Finger hoch und wartete ein paar Sekunden. »Was hält die Polizei von den Videoaufnahmen von der Frau, die irgendwo gefangen gehalten wird?«
    »Die Osloer Polizei nimmt diese Sache sehr ernst. Wir haben letzte Nacht und heute den ganzen Tag die Aufnahmen und Briefe analysiert, wissen aber noch nicht, wer die Frau ist.«
    »Sie ist also nicht vermisst gemeldet worden?«
    »Bei der Polizei jedenfalls nicht, nein.«
    »Kann es sich um einen schlechten Scherz handeln?«
    »Wir können natürlich nicht ausschließen, dass jemand die Aufnahmen an Kanal 24 geschickt hat, um dem Sender und der Polizei einen Streich zu spielen. Die Situation, die die Bilder zeigen, sind allerdings von derart ernster Natur, dass wir sie meiner Meinung nach als echt einstufen müssen.«
    »Hat die Polizei konkrete Spuren, denen sie folgen kann?«
    »Abgesehen von der Handschrift auf den Briefen und Briefumschlägen sowie der Marke der Videokassette haben wir keine Anhaltspunkte. Wir bitten deshalb die Zuschauer um Mithilfe, in erster Linie, um die Frau zu identifizieren, aber auch, um – wenn möglich – aufzuklären, warum sie gefangen gehalten wird.«
    »Wie gehen die Ermittlungen weiter?«
    »Wir werden das Material weiter untersuchen, erwarten im Laufe des Abends aber auch die Hinweise aus der Bevölkerung. Heute Abend um acht wird eine Pressekonferenz im Präsidium stattfinden.«
    Kristin zögerte. »Dann habe ich keine weiteren Fragen. Wollen Sie noch etwas hinzufügen?«
    »Glaube nicht.«
    »Okay, das lief doch gut.« Sie drehte sich nach hinten um. »Bist du zufrieden, Roffern?«
    »Jawohl, jetzt brauchen wir noch ein paar Bilder zum Schneiden. Herr Vang, können Sie noch mal reingehen und dann wieder rauskommen und an der Kamera vorbeigehen? Und sehen Sie bitte nicht in die Kamera.«
    »Wir brauchen diese Bilder, um damit meinen Kommentar zu unterlegen«, erklärte Kristin.
    »Wissen Sie, ich mache das nicht zum ersten Mal. Ich weiß nicht, wie oft ich schon zu Ehren irgendwelcher Kameraleute durch diese Tür gegangen bin.«
    Er lächelte Kristin professionell zu. Sie erwiderte sein Lächeln ebenso professionell.
     
    Als Kristin im dunklen Regieraum saß, vor sich auf jedem Monitor das Bild der Frau auf der Matratze, überkam sie Übelkeit. Diese Geschichte betraf sie auf eine ganz andere Art und Weise als all die anderen Reportagen, an denen sie gearbeitet hatte. Sie war mit den Jahren ziemlich abgestumpft. Unglücke und Tragödien setzten ihr nur selten zu. Sie errichtete einen Schutzwall aus professioneller Gleichgültigkeit zwischen sich und den Sorgen der anderen. Aber irgendwo in dieser Stadt lag diese arme Frau an eine Wand gekettet, und der Täter hatte sich in den Kopf gesetzt, dass ebensie – Kristin Bye, achtundzwanzigjährige, frisch gebackene Fernsehjournalistin – davon erfuhr.

3
    Die erste Zeitung rief bereits während der Sendung an. Ein Reportageleiter von VG berichtete, ein Team sei auf dem Weg, um Kristin und Wolter zu interviewen. Kurz darauf meldeten sich Dagbladet und NTB , dann eine Handvoll Lokalradios, von denen Kristin kaum gehört hatte, und zu guter Letzt verkündete die Frau am Empfang, bei ihr stünden ein Journalist und ein Fotograf der Zeitung Aftenposten .
    Wolter und Kristin zögerten den Moment hinaus, ehe sie alle ins Sitzungszimmer baten. Die Journalisten waren aufgeputscht und ungeduldig, professionell aggressiv, und stellten ihre Fragen wild durcheinander …
    »Was wissen Sie über die

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