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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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herauszögern, Sie zu belästigen.«
    Es war still am anderen Ende der Leitung. »Billige Retourkutsche!«, sagte er leise.
    »Oh, tut mir leid.«
    »Ich habe keine Zeit für solche Plänkeleien!«
    Er legte auf. Einfach so.
    Kristin saß mehrere Minuten mit zusammengepressten Zähnen da, bis sie sich wieder gefangen hatte.
    Sie bemerkte Skaug nicht, der neben dem Tisch stand und sie musterte. »Läuft was nicht nach Plan?«, fragte er.
    »Vang! Er… ohhh !«
    »Vielleicht muntert dich das ja auf?« Er legte die Listen mit den Einschaltquoten und dem Rating vom Vorabend auf ihren Schreibtisch.
    Kristin suchte in der Programmliste nach »24 Stunden!«. Die Achtzehn-Uhr-Sendung hatte eine Einschaltquote von 15,3 Prozent gehabt, die Zweiundzwanzig-Uhr-Sendung 20,5 Prozent!
    Sie grinste Skaug an.
    Damit zogen sie mit den TV2-Nachrichten gleich und bliesen der »Dagsrevyen« in den Nacken. Der Wirbel um die Videos hatte die Zuschauer neugierig gemacht.
    Skaug ging vor ihr in die Hocke. »Lust, heute was ganz anderes zu machen?«
    »An was denkst du?«, fragte sie.
    »Etwas, das weder blutig noch gefährlich ist, sondern bellt?«
    »Was hast du für mich? Einen Hund?«
    Er erhob sich und grinste provozierend. »Ich brauche noch einen abschließenden Beitrag. Was richtig Knuddeliges. Welpenausstellung in Hellerudsletta! Was gibst du mir dafür?«
    Kristin bohrte ihm den Zeigefinger in den Bauch. »Wenn du nicht so furchtbar hässlich wärst, würde ich dir einen Kuss mitten auf die Schnauze geben!«

2
    Der Umschlag im Postfach war weiß und hatte das Logo der Stadtverwaltung Oslo in der linken oberen Ecke. Ihr Name und die Adresse standen maschinengeschrieben auf einem selbst klebenden Etikett. Darum beunruhigte es sie auch nicht weiter, als sie eine Videokassette aus dem Umschlag zog. Keine gewöhnliche VHS-Kassette wie die ersten zwei, sondern eine Super-VHS.
    Der Brief, der mehrmals gefaltet in einem kleinen Umschlag steckte, war ebenfalls maschinengeschrieben.
    Liebe Kristin Bye,
    auf der Pressekonferenz der Polizei wurde gefragt, ob ich schon einmal gemordet hätte. Die Antwort ist Ja, mehrere Male, aber das ist schon eine Weile her. Ich bin aus der Übung. Aber mit dem Morden ist es wie mit dem Fahrradfahren – einmal gelernt, beherrscht man es für den Rest seines Lebens.
    Ich bin nie geschnappt worden. Beim ersten Mal war es knapp davor, aber ich bin glatt wie ein geölter Aal (wenn du verstehst). Einige meiner Opfer wurden niemals gefunden. Ich wollte es so. Aber das erste Mädchen haben sie gefunden, natürlich, ich habe nicht versucht, es zu verstecken. Es gelang ihnen nicht, mich zu fassen, obwohl sie es hätten schaffen können, wenn sie sich nur ein bisschen Mühe gegeben hätten. Inzwischen ist die Sache bald verjährt. Die Akten verstauben in den Polizeiarchiven. Aus dem Sinn und vergessen.
    Das zweite Opfer haben sie ebenfalls gefunden. Was ihnen aber auch nicht weitergeholfen hat. Weil niemand den Zusammenhang erkannte. Weil keiner begriff.
    Das dritte und vierte Opfer wurden nie gefunden. Weil ich es so wollte.
    Und vielleicht sind es ja noch mehr?
     
    Glaub nicht, dass die Polizei diesen Brief über den Schrifttyp der Schreibmaschine zurückverfolgen kann. Ich bin nicht dumm. Ich stehe in einem Bürofachgeschäft und probiere eine Schreibmaschine aus. Clever, was?
    Und noch etwas: keine voreiligen Hoffnungen. Das Farbband werde ich mitnehmen.
    Ich lege eine neue Videokassette bei.
    Ein hübsches, junges Mädchen.
    Ich habe sie nicht in Gefangenschaft gef ilmt, diesmal nicht. Damit mache ich es euch schwerer, weil ihr nicht wisst, ob ich ein Spiel mit euch treibe. Ob ich wirklich ich bin. Oder ein makabrer Spaßvogel.
    Vielleicht ist es doch blutiger Ernst?
    Wenn ihr das Video in der Abendausgabe zeigt, lasse ich die
    Frau eventuell leben. Wenn nicht, stirbt sie.
    Du hast die Wahl.
    Gruß, Aquarius
    Die Aufnahmen waren fünf Minuten lang. Sie zeigten eine junge Frau auf der Straße, in einem Villenviertel und auf einem großen, kahlen Platz mit vielen anderen jungen Menschen. Blindern?, dachte Kristin. Sie schien nicht zu merken, dass sie gefilmt wurde.
    Als auf dem Bildschirm Schneegestöber erschien, sahen sie sich an.
    »Und was zum Teufel war das jetzt?«, fragte Wolter.
    »Keine Gefangene. Kein Mord«, stellte Skaug erleichtert fest.
    »Ein schlechter Scherz?«, schlug Kristin vor.
    »Würde mich nicht wundern«, sagte Wolter. »Das weicht völlig von den ersten beiden Sendungen ab. Ein anderer

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