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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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handgemaltem Porzellan, und das Gebäck auf dem Silberteller sah selbst gebacken aus.
    Vang lächelte und nickte. »Ich ermittle in einem speziellen Fall und muss das Nachbarhaus unter Aufsicht halten. Der Mann, der dort wohnt, könnte ein wichtiger Zeuge für uns sein.« Er hob die Kaffeetasse an die Lippen.
    »Rune? Der Arme, in was hat er sich denn jetzt wieder verstrickt? Ach je, nimmt das denn nie ein Ende?« Nach jedem Satz spitzte sie die Lippen.
    »Vermutlich hat er selbst überhaupt nichts getan«, versicherte ihr Vang halbherzig. »Aber es ist möglich, dass er uns als Zeuge wichtige Informationen geben kann. Nur als Zeuge!«
    Ein leiser Luftzug ließ den Kronleuchter an der Decke klirren.
    »Bitte, gehen Sie behutsam mit ihm um. Der arme Junge!« Die Alte beugte sich vor und senkte die Stimme: »Es geht ihm nicht gut. Wissen Sie, er hat vor vielen Jahren seine Verlobte verloren. Eine fürchterliche Geschichte! Fürchterlich! Sie ist ertrunken, wissen Sie! In ihrer Badewanne. Das arme Mädchen. Rune kam ins Gefängnis!« Sie schnaubte. »Ausgerechnet Rune! Dabei kann er keiner Fliege was zuleide tun! Ins Gefängnis.« Die Lippen spitzten sich wieder. »Aber guter Mann, so bedienen Sie sich doch!«
    »Danke, danke!« Er legte sich ein Stückchen Sandkuchen auf den Teller. »Er war nur in Untersuchungshaft. Das ist eine reine Routinemaßnahme. Und er wurde schließlich nie verurteilt.«
    Aber die Alte hatte keinen Platz für solche Feinheiten. »Das hat ihn kaputtgemacht, wissen Sie. Das Gefängnis. Zerstört! Anschließend ist er zurück nach Hause gezogen. Davon hat er sich nie mehr ganz erholt! Der gute Junge. Kaputtgemacht hat es ihn! Wissen Sie, als er noch zur Schule ging, hat er mir immer den Rasen gemäht.«
    »Ach ja? Dann ist er hier in Grefsen aufgewachsen?«
    Sie schob den Teller mit dem Gebäck zu ihm hinüber. »Bedienen Sie sich doch, ich vertrage kein Gebäck. – Ja, Rune hat all die Jahre hier gewohnt. Abgesehen von dem halben Jahr, in dem er verlobt war. Sein Vater starb im gleichen Sommer. Das Herz. Danach zog er zurück zu seiner Mutter. Sie haben sich wirklich umeinander gekümmert. Das können Sie mir glauben. Er nahm das mit Linda, seiner Verlobten, schrecklich schwer. Wurde nie wieder der Alte. Früher war er immer ein lieber, netter Junge, aber nach diesen Geschehnissen hat er nie wieder gelächelt. Zog sich zurück. Ein Eigenbrötler. Das ist nicht gesund. Nicht für einen erwachsenen Mann. Das Gefängnis hat ihn kaputtgemacht, wissen Sie. Furchtbar.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Der arme Rune.«
    »Dann hat er nie eine neue Frau gefunden?«
    »Eine Frau? Nicht, dass ich wüsste. Aber ich spioniere ihm ja auch nicht nach.« Die Alte kniff die Lippen zusammen und bohrte ihren Blick in Vang. »Aber Ragnhild hat ja auch nie etwas erzählt.«
    »Ragnhild?«
    »Seine Mutter. Ragnhild! Gottesfürchtig wie ein Engel. Pastorentochter aus dem Odal. Eine solche Jugend bleibt nicht ohne Konsequenzen, wissen Sie. Sie war eine gläubige Kirchgängerin. Keine einfache Frau, diese Ragnhild, streng, aber rechtschaffen.«
    Eine gewaltige Wanduhr begann einen mehrstimmigen Glockenschlag.
    »War er nachts viel unterwegs?«, fragte Vang und schlürfte seinen Kaffee.
    »Nachts? Woher soll ich das denn wissen? Da schlafe ich.«
    »Haben Sie häufig Kontakt zu seiner Mutter?«
    »Ragnhild? Gott sei ihr gnädig. Ja, wissen Sie das denn nicht? Der arme Rune.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sie senkte die Stimme wieder. »Eine fürchterliche Tragödie. Noch so jung, die Gute. Sie wurde kaum sechzig. Gehirnschlag. Ich glaube, sie ist im Juli gestorben.«

Morgenstunde
    Sie schlief viel zu lange.
    In der Nacht hatte sie von einer unterseeischen Ruinenstadt mit Meerjungfrauen und Krokodilen mit Menschenaugen geträumt, während ihre Träume gegen Morgen eine Landschaft mit Zypressen und griechischen Tempeln geformt hatten, in denen jemand ihren Namen gerufen hatte. Sie war wach geworden, als Gustav und Ådne von Patrick und Claes abgelöst wurden, hatte sich aber nur umgedreht, die Decke über den Kopf gezogen und war wieder eingeschlafen.
    Als sie endlich wach wurde, kämpfte sie sich wie durch Teer an die Oberfläche.
    Sie hatte einen Geschmack nach rohem Fleisch im Mund. Die Sonne, die den kleinen Spalt zwischen Rollo und Fensterrahmen gefunden hatte, explodierte wie ein Lichtblitz in ihren Augen. Mit einem Stöhnen wälzte sie sich auf die andere Seite des Bettes und sah blinzelnd auf den

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