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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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sein erstes Opfer. Vielleicht sähen sie dem ersten Opfer ähnlich oder hatten den gleichen Vornamen. Spuren, die nicht offensichtlich waren, die aber auf denjenigen warteten, der sich die Zeit nahm, alle Zusammenhänge akribisch zu untersuchen. Mit dieser Art von Spielchen mit der Polizei rechnete er bei Aquarius. Diskrete Hinweise, raffinierte Andeutungen, mit dem blutigen touch of class des wahren Connaisseurs. Er würde seine Identität nicht mit einer Spraydose an eine weiße Betonwand sprühen.
    Doch wenn Rune Strøm Aquarius war, hatte er genau das gerade getan.
     
    Er versammelte die Leiter der Ermittlungsgruppen um dreizehn Uhr in seinem Büro.
    Allem Anschein nach hatten sie sich in ihrer Argumentation abgesprochen, um Vang zu überreden, Strøm vorläufig festzunehmen. Antonsen erdreistete sich zu der Äußerung, es würde einen Skandal geben, sollte Strøm schuldig sein und später herauskommen, dass die Polizei über Tage hinweg seinen Namen kannte, ohne zu reagieren.
    »Okay«, sagte Vang schließlich. Wenn Strøm unschuldig war, würde sich das rasch und schmerzlos herausstellen. So war es beinahe immer. Und sollte er schuldig sein, wäre Vang der Erste, der seine eigene Skepsis bedauerte.
    Sie schienen nicht verstanden zu haben, was er meinte.
    »Dann holt ihn her«, sagte er.
    Er bemerkte, wie die anderen Blicke wechselten.

2
    Rune Strøm war ein groß gewachsener Mann mit markanten Gesichtszügen und Augen, die ihrem Gegenüber auswichen, als würden sie von einem Magnet abgestoßen.
    Sie befanden sich in Elisabeth Grans Büro. Vang, Antonsen und Gran saßen auf hohen Stühlen hinter dem von Mappen übersäten Schreibtisch. Rune Strøm saß auf einem niedrigen Stuhl auf der anderen Seite. Er hatte die Arme verschränkt und die Beine übereinandergeschlagen. Vang kam er vor wie ein verängstigtes Kind in einem viel zu großen Körper.
    Er ist es nicht, dachte er.
    »Sie verstehen vielleicht, warum wir Sie zu dieser Befragung gebeten haben?«, begann Elisabeth Gran. Sie hatte eine psychologische Ausbildung gemacht und war wie kaum jemand sonst in der Abteilung befähigt, Verhöre zu leiten.
    Strøm breitete die Arme aus, um anzudeuten, dass er keine Ahnung hatte, das aber wohl auch keine Rolle spiele.
    »Sie haben bestimmt von dem letzten Aquarius-Video gehört…«
    Die drei Polizisten starrten ihn an. Er verzog keine Miene.
    Er ist es nicht!
    Gran fuhr fort: »In diesem Video wird der Mord an einem jungen Mädchen gezeigt. Marianne.«
    »Wie lautet die Frage?«, wollte Strøm wissen.
    »Sie wurde ertränkt«, sagte Gran. Ihre Stimme wurde härter; spitz und kalt: »Sie. Wurde. Ertränkt. Hören Sie? Ertränkt! In einer Badewanne.«
    Strøm presste die verschränkten Arme fester aufeinander und schob den rechten Fuß hinter das linke Bein. Ein menschlicher Knoten, der sich immer weiter zuzog. »Oh, boy«, murmelte er.
    »Da verstehen Sie doch sicher, dass wir mit Ihnen sprechen wollen.«
    Grans Stimme klang wieder freundlich. Mütterlich. Verständnisvoll. Als wollte sie nichts lieber, als ihm aus der Klemme zu helfen, in der er sich befand. »Sie werden nicht verdächtigt. Aber wir müssen mit Ihnen reden. Das verstehen Sie doch. Wir reden mit so vielen Menschen«, sagte sie. »Sie müssen keine Angst haben. Das ist ein ganz natürlicher Teil der Ermittlungen.«
    Natürlicher Teil der Ermittlungen, also bitte. Pass auf Junge, gleich geht sie dir an die Kehle!
    Sie legte eine Hand auf einen der Stapel auf dem Schreibtisch. Zuoberst lag Rune Strøms Akte. Vang sah, dass sie sich ihre langen Nägel lackiert hatte. Der Anblick verblüffte ihn. Die Nägel waren glänzend rot und sehr spitz. Zuvor waren ihm Elisabeth Grans Nägel nie aufgefallen.
    »Verstehen Sie?«, fragte Gran.
    Er ist es nicht!
    Rune Strøm räusperte sich. »Ich würde gerne mit einem Anwalt sprechen.«
    Verdammt, dachte Vang.
     
    Karianne Li war eine knappe Stunde später zur Stelle. Vang kannte sie flüchtig von ein paar anderen Gewaltdelikten. Sohn schlägt Mutter, Mann schlägt Frau, Mann schlägt Liebhaber der Frau. Solche Sachen. Sie war eine stille, effektive Anwältin; ein unauffälliger Typ, aber immer mit irgendeiner Trumpfkarte im Ärmel. Verdammt tüchtig. Sie sah wie eine Dreißigjährige aus, aber er schätzte sie trotzdem auf gut vierzig. Vielleicht sogar noch ein bisschen älter.
    Vang wies sie schnell in den Fall ein.
    »Ich verstehe nicht… Was haben Sie gegen ihn in der Hand?«, fragte sie, als Vang fertig

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