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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Radiowecker.
    Halb zwölf. So lange hatte sie nicht mehr geschlafen, seit sie ihre nächtlichen Eskapaden durch die Stadt aufgegeben hatte. Vor einer Million Jahren.
    Sie taumelte aus dem Bett und zog eine Jeans und ein uraltes Schlabber-T-Shirt (BOY TOY) an. Fuhr sich mit den Händen durch die Haare.
    Sie sah bestimmt völlig zerstrubbelt aus. Als sie barfuß ins Wohnzimmer schlurfte, starrten Patrick und Claes sie an und lachten.
    »Sie sind gerade aufgewacht, oder?«, bemerkte Patrick.
    »Euch auch einen Guten Morgen, Jungs«, sagte sie gespielt munter.
    »Beruhigend, dass Fernsehstars morgens wie normale Menschen aussehen«, sagte Claes mit einem Grinsen.
    Sie duschte lange und schminkte sich sorgfältig. Nahm sich viel Zeit, um den Nagellack aufzutragen. Patrick hatte Kaffee aufgesetzt, und nach einer Stunde fühlte sie sich schon fast wieder wie ein Mensch.
    Sie aß ein halbes Knäckebrot mit Käse, während sie durch die Aftenposten blätterte. Zwei ganze Seiten waren dem Fall gewidmet. In erster Linie ging es um den Film mit Mariannes Ermordung. Die Polizei hatte die Bilder auf einer Pressekonferenz gezeigt und den Medien vier erschütternde Schwarzweißbilder zur Verfügung gestellt, die auch die Aftenposten gerne mit ihren Lesern teilte. Unten auf der gleichen Seite stand in einem Kommentar, dass der Sturm der Entrüstung über »24 Stunden!« inzwischen auch Richard Wolter zur Vernunft gebracht habe.
    Das Telefon klingelte. Sie hatte eine neue, geheime Privatnummer, die nur die Polizei, ihre Vorgesetzten bei der Arbeit und Gunnar kannten. Und Halvor. Er war es, der anrief. Er hatte gerade in der Lokalzeitung etwas über das neue Video gelesen. Sie entschuldigte sich, dass sie ihn dieses Mal nicht vorbereitet hatte.
    Sie sprachen über alltägliche Dinge. Darüber, welche Bücher sie in der letzten Zeit gelesen hatten und womit sie sich die Zeit vertrieben. Er sprach von dem goldenen, fast reifen Getreide. Und dass er abends zu einer Gemeindeversammlung gehen wollte, auf der sie über den Verlauf der neuen Regionalstraße informiert werden sollten. Über die neuen Wirte des Cafés am Ort. Die ganze Zeit über sah sie das Dorf vor sich, die steilen Hänge und die kleinen Felder zwischen den Felskuppen, die dichten Fichtenwälder, die Laubwäldchen und den Fluss, der schäumend weiß aus dem Mårsjø entsprang. Sie konnte den Wald beinahe riechen.
    Wieder einmal nahm sie sich fest vor, dorthin zu fahren, sobald Aquarius gefasst war.
    Wenn er denn gefasst werden sollte.
    Danach.

Verblasste Erinnerungen
    Er hieß Rune Strøm.
    Gunnar Borg saß in seinem engen Büro. Vor ihm auf dem Schreibtisch lag ein zerknitterter, gelber Umschlag. Er schwitzte. Die Wärme war erdrückend. Er hatte den Schlips gelockert und die zwei oberen Knöpfe seines Hemdes geöffnet. Eine Fliege flog immer wieder gegen die Scheibe des gekippten Fensters. Warum spürt die die Zugluft nicht und fliegt einfach raus?, fragte sich Gunnar. Unten auf der Straße wurde etwas Schweres aus einem Lkw entladen, die Leute stöhnten und dirigierten sich gegenseitig. Wenn sie versuchen würde, einen anderen Weg als direkt durch die Scheibe zu finden, zum Beispiel nur ein paar Zentimeter weiter links, wäre sie seit Langem frei . »Blöde Fliege«, murmelte er, senkte den Blick und starrte auf die Zeitungsausschnitte und seine zitternden Hände.
    Rune Strøm.
    Er hatte die dünnen Ausschnitte aus dem Umschlag gezogen und auf dem Tisch ausgebreitet. Einige davon trugen seine Signatur.
    Heute werden alle Artikel elektronisch archiviert, so dass man sie mithilfe einiger weniger Tastenkombinationen auf den Bildschirm holen konnte. Doch vor zwanzig Jahren schnitten die Archivare noch immer jeden Artikel aus der Zeitung aus, markierten ihn und legten ihn in den entsprechenden Umschlag.
    Rune Strøm hatte damals einen eigenen Umschlag bekommen. Er war nicht sonderlich dick. Der älteste Ausschnitt war eine Notiz: Frau tot in der Badewanne gefunden . Danach waren einige Tage vergangen, ehe die Redaktion erwacht war: Rätselhafter Tod durch Ertrinken: Mord oder Unglücksfall? Dann kam der erste Artikel, den er selbst geschrieben hatte: Tod in der Wanne: Verlobter unter Mordverdacht . Es folgten ein paar Artikel über die Untersuchungshaft sowie eine Aussage von Strøms Rechtsanwalt und als Letztes Gunnars Exklusiv-Interview: Verlobter kommt zu Wort: Ich habe Linda nicht getötet !
    Er fragte sich, warum er sich nicht an diesen alten Fall erinnert hatte, als

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