Tabu: Thriller
vorsichtig.
»Danke! Wir haben hier so ziemlich alles. Und was wir nicht haben, können wir besorgen.«
Sie blieben eine Weile stehen und musterten sich.
»Suchen Sie nach etwas Bestimmtem?«, fragte Quist.
»Ich weiß nicht, aber ich wurde neugierig, als ich sah, was Sie hier alles haben.«
»Spannend, nicht wahr? Wenn man sich für so etwas interessiert.« Ihr Blick folgte den Konturen von Vangs Körper, von den Füßen bis zum Kopf und wieder zurück. Erkennt sie mich wieder?
»So etwas?«
»Ach, Sie wissen schon… New Age, Mystik, Okkultismus, Östliche Philosophie und Weisheiten.«
»Ach so…«
»Aber man muss sich nicht unbedingt dafür interessieren, um hier etwas zu finden. Nur die wenigsten meiner Kunden sind wirklich auf der Suche nach etwas Bestimmtem. Dem Rest gefällt einfach…«, sie wedelte mit den Händen durch die Luft, »…die Aufmachung, die Kulisse, der Duft, der Geschmack. Für mich ist das völlig in Ordnung. Man muss ja auch nicht Bauer sein, um Gemüse zu mögen, oder?« Die letzte Phrase klang ziemlich eingeübt.
»Was ist das für ein Symbol?«, fragte Vang und deutete auf das Plakat mit dem Hexagramm.
Rita Quist trat zu dem Plakat und fuhr mit ihrem langen Zeigefingernagel über den Umriss des Sterns. Es gab ein klagendes Geräusch. »Ein Hexagramm!« Sie musterte Vang, als fragte sie sich, ob er es wirklich wert war, mehr zu erfahren. »Ein uraltes Symbol, das okkulten Magikern Schutz und Stärke geben sollte.« Sie ging zurück zum Tresen. »Darf es etwas sein?«, fragte sie, plötzlich ungeduldig.
Vang griff spontan nach einer Kerze, die in einem Korb auf dem Tisch lag. »Ich nehme so eine.«
Sie legte den Kopf auf die Seite. »Ich kenne Sie doch irgendwoher…«
Vang tastete nach seiner Geldbörse. »Ich glaube nicht, was kostet die?«
»Fünfzehn Kronen. Ich vergesse nie ein Gesicht. Namen und Daten kann ich mir nicht merken, Gesichter dafür umso besser.«
Namen und Daten? Vang trat von einem Bein auf das andere. »Der Name des Ladens ist interessant.«
Rita Quist begann, die Kerze in Packpapier einzupacken. »›Banshees‹, das stammt aus der keltischen Mythologie. Eine Art Elfenfrau, deren Schreien und Heulen in der Nacht ein Vorbote des Todes für die schottischen Klans war.« Sie lächelte entschuldigend und reichte Vang die Kerze. »Ein ungewöhnlicher Name für einen Laden, finden Sie nicht?«
Vang drehte die eingepackte Kerze zwischen den Fingern. »Sehr spannend«, sagte er.
5
Gegen acht war er zurück im Präsidium.
Håvard Alm und Antonsen warteten aufgeregt vor seinem Büro auf ihn. »Wo bist du gewesen?«, fragte Antonsen, ohne die Antwort abzuwarten. »Håvard und seine Jungs haben ein Muster gefunden!«
Alm und Antonsen starrten Vang wie zwei Welpen an, die auf Lob warteten.
»Muster?«, fragte Vang und bat sie in sein Büro. Keiner setzte sich.
»Linda Gabrielsen wurde im Juli 1976 getötet.« Antonsen hielt inne. »Una Mørch wurde im Juli 1996 gekidnappt.«
»Und das soll ein Muster sein?«, fragte Vang verständnislos.
»Lass uns ausreden!«, sagte Antonsen. »Håvard, erklär du!«
Håvard Alms Hände zitterten. »Im Mai 1981 wurde ein junges Mädchen im Vesletjern im Groruddal gefunden, erinnerst du dich an den Fall? Er wurde zu den Akten gelegt. Vermutliche Todesursache: Ertrinken.«
»Ich erinnere mich dunkel, aber damals war nie die Rede davon, dass sie ermordet worden ist, oder?«
»Wir gehen weiter. Oktober 1986. Erinnerst du dich?«
Vang dachte nach. »Mona?«, fragte er. »Die verschwundene Prostituierte?«
»Richtig. Nächstes Stichwort: Juli 1991.«
»Da fällt mir kein ungelöster Mordfall ein.«
»Eirin Granvik. Wurde vermisst gemeldet. Diese Frömmlerin. Ihr Boot wurde in Son gefunden.«
»Ach ja, die. Das wurde aber doch auch nicht als Mordfall eingestuft? Wurde sie jemals gefunden?«
Alm und Antonsen schüttelten lächelnd die Köpfe.
»Okay, wir haben vier oder fünf Frauen, die verschwunden sind oder ermordet wurden. In allen Fällen wurde ermittelt. Aber wo ist das Muster?«
»1976«, sagte Alm langsam. »1981, 1986, 1991, 1996.«
Vang sagte nichts. Antonsen nickte wieder. Alm streckte zwei Finger hoch.
»Alle fünf Jahre eine…«, sagte Vang.
»Genau. Eine junge Frau, jedes fünfte Jahr.«
»Oh, verdammt«, sagte Vang leise.
»Verdammt, ja!«, stimmte Antonsen lächelnd zu.
Frøydis
Sie hatte Todesangst. Noch nie hatte sie solche Angst gehabt. Nicht einmal bei Bjarnes Geburt, als sie im leichten
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