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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich
plötzlich einen Luftzug, und ich sah auf, um festzustellen, wo er herrührte.
Die Glastür zur Terrasse schwang auf — und dann ging alles so schnell, daß sich
das Bild verwischte.
    Die beiden Ganoven standen mit
dem Rücken zur Tür, die Pistolen in der Hand und die Blicke auf Johnny
gerichtet. Einer von ihnen hatte plötzlich Puddingknie und fiel um. Der andere
wollte sich umdrehen, aber da traf ihn ein schwarzer Pistolenlauf am Hals, und
er knickte ein, griff sich mit beiden Händen an die Kehle und bekam
Froschaugen, weil er nämlich im Augenblick nicht atmen konnte.
    Der Rest des Menschen, der zu
dem Arm mit der schwarzen Pistole gehörte, kam zum Vorschein. Am liebsten hätte
ich hurra gerufen, aber meine Stimme spielte im Moment nicht mit. Noch nie im
Leben war ich so froh gewesen, eine dunkle Brille zu Gesicht zu bekommen.
    » Buenas noches «, grüßte Rafael höflich. »Störe
ich?«
    »Laß das Ding fallen«, grollte
Charlie. »Oder ich mache aus Rio ein Sieb!«
    »Der arme Johnny«, meinte
Rafael bedauernd. »Ich werde um ihn weinen. Aber wenn ich ihn schon nicht
retten kann, will ich ihn wenigstens rächen.«
    »Was?« fragte Charlie mit der
langen Leitung.
    Der Lauf von Rafaels Pistole
richtete sich auf Milroyds Magengegend. »Wenn du
Johnny erschießt, erschieße ich Milroyd , amigo «, erklärte Rafael. »Das scheint mir
eine faire Lösung.« Er verneigte sich andeutungsweise. » Por favor ,
Señor — möchten Sie als erster abdrücken?«
    »Wirf deine Kanone weg, du
Hornochse!« befahl Milroyd Charlie mit Diskantstimme. »Willst du mich
umbringen?«
     
     
     

7
     
    Charlie ließ die Pistole
fallen, und ein paar Augenblicke lang herrschte Stille im Zimmer; sie wurde von
einem schrillen Pfeifgeräusch unterbrochen. Es stammte von dem Kerl, den Rafael
am Hals erwischt hatte und der nun wieder zu atmen begann.
    Johnny hatte sich nicht vom
Fleck gerührt, und ich dachte schon, er fürchte sich. Nun jedoch stieß sein
Ellbogen urplötzlich nach hinten, bohrte sich mit Vehemenz in Charlies Magen,
worauf Charlie drei Schritte rückwärts taumelte und sich dann unvermittelt
hinsetzte. Er sprach kein Wort, saß nur da und hatte Tränen in den Augen, und
sein Gesicht färbte sich allmählich grün.
    »Ich habe draußen ein Weilchen
gelauscht, Johnny«, erklärte Rafael. »Wie ich sehe, will Milroyd Ihre Fragen
nicht beantworten, und das finde ich gar nicht nett von ihm. Ich glaube, wir
sollten ihm bessere Manieren beibringen, damit er künftig höfliche Fragen in
gleicher Weise beantwortet.«
    Rafael trat einen Schritt näher
an Milroyd heran, mit einem verträumten Lächeln im Gesicht. »Ich bin ein ganz
ausgezeichneter Lehrer«, sagte er freundlich. »In meiner Heimat ist mir noch
keiner begegnet, der meinen Methoden widerstanden hätte. Wir haben da nämlich
eine recht einfache Technik — wir fangen bei den Ohren an. Wir schneiden die
Läppchen ab, eins nach dem anderen natürlich, und wenn das den Betreffenden
noch immer nicht bessert, schneiden wir ihm auch die Zungenspitze ab. Das hindert
ihn nicht am Reden, müssen Sie wissen. Allerdings lispelt er dann für den Rest
seiner Tage, vorausgesetzt, er verblutet nicht.«
    Rafael trat noch einen Schritt
näher, und Milroyd wich angsterfüllt zurück. Er blickte flehentlich zu Johnny
herüber. »Rio!« krächzte er. »Halt mir diesen Wahnsinnigen vom Leib!«
    Johnny zuckte die Schultern.
»Du hörst ja, was der Onkel sagt, Alex«, meinte er gut gelaunt. »Ich freue mich
schon aufs Zuschauen.«
    »Er ist imstande und tut’s
wirklich«, piepste Milroyd. »Er ist verrückt, das merkt man schon an dieser
schwarzen Brille. Ich weiß Bescheid, mein Psychiater hat’s mir erzählt. Er ist
innerlich völlig durcheinander — ein Sadist ist er, jawohl!«
    »Mavis«, rief Rafael klangvoll
wie Bing Crosby, »in der Küche liegt bestimmt ein scharfes Messer. Holst du es
mir, bitte?«
    »Nein!« zeterte Milroyd. »Holen
Sie ihm kein Messer! Ich rede ja schon. Was willst du wissen, Johnny? Du
brauchst nur zu fragen, weiter nichts. Frag mich, und ich sage dir alles.«
    »Okay«, meinte Johnny. »Aber
paß auf, daß die Antworten auch stimmen. Ein zweites Mal kommst du vielleicht
nicht mehr zu Wort.«
    »Ich sage die Wahrheit, so wahr
ich hier stehe«, erklärte Milroyd beschwörend.
    Rafael sah enttäuscht drein.
»Sie meinen, ich brauche das Messer nicht?«
    »Noch nicht«, sagte Johnny.
    »Dann will ich mich auf andere
Weise nützlich machen«, erklärte

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