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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Einzelgänger, vielleicht ein
Erpresser — obwohl er mir nicht danach aussieht.«
    »Wieso nicht?«
    »Erstens hat er so ’n vornehmen
Akzent«, sagte Alex. »Und der ist echt, darauf kannst du dich verlassen. Sieht
eigentlich eher nach ’m Universitätsprofessor aus.« Er schüttelte sich. »Wenn
ich geahnt hätte, was mir bevorsteht, hätte ich ihm seinen Wanzenbart
angebrannt, als ich ihn zum erstenmal zu Gesicht bekam.«
    Johnny nahm sich Zeit, eine
Zigarette anzuzünden. »Und was ist mit dem Pilzkopf, der gegenwärtig die Witwe
Stern tröstet?«
    »So ein Beatjüngelchen? Ich
hatte keine Ahnung, daß es ihn gibt. Ich war noch nie in Sterns Haus, und seine
Frau kenne ich gar nicht.«
    Johnny nickte. »All right,
Alex, ich glaube, du darfst deine Ohren behalten.« Er sah zu Rafael hinüber.
»Wir brechen jetzt auf, mehr erfahren wir hier doch nicht.«
    »Wie Sie meinen, amigo «, stimmte Rafael zu. »Nur eine
Kleinigkeit noch.« Er ging auf Alex zu, der bis zur nächsten Wand zurückwich,
lächelte ihn leutselig an, packte sein Schießeisen weg, und Alex atmete schon
erleichtert auf.
    Rafael hob lächelnd beide Arme
in Schulterhöhe, ballte die Fäuste und ließ sie aufeinanderprallen — das heißt,
sie wären aufeinandergeprallt, wäre nicht Milroyds Kopf dazwischen gewesen. Alex glitt bewußtlos zu Boden.
    Rafael ließ seinen Blick ein
letztes Mal durch den Raum schweifen.
    »Wir hinterlassen alles hübsch
ruhig und friedlich«, erklärte er voll Genugtuung. »Jedenfalls haben wir uns
revanchiert.«
    Wir gingen hinaus zu Johnnys
Kabriolett. »Wie sind Sie denn überhaupt hergekommen?« fragte er Rafael.
    »Mein Thunderbird steht unten
auf der Straße«, antwortete Rafael. »Nachdem ich Mavis heimgebracht hatte, fuhr
ich zu unserem Haus zurück. Dort war Arturo wieder zu sich gekommen.« Er schlug
sich vor die Stirn. » Santa Maria , wie er mich beschimpft hat! Ich sei ein Attentäter, der bei Nacht eine Furie
ins Haus bringe, die ihn zu ermorden trachte. Und natürlich will er nicht
glauben, Mavis allein habe ihm so zugesetzt, er behauptet, mindestens sechs
starke Männer hätten ihn hinterrücks überfallen.«
    Rafael hielt inne und brannte
sich eine Zigarette an. »Aber das war nur der Anfang. Dann hat Arturo
angekündigt, was mich zu Hause erwartet. Er will mich schlagen, brennen,
foltern und in Stücke reißen lassen. Meinen Kopf will er mit Zement ausgießen
und am Stadttor ausstellen lassen. Und dann will er ein neues Gesetz erlassen,
wonach ihn jeder vor Betreten der Stadt anspucken muß.«
    »Wie unhygienisch«, meinte ich.
    »Ich leide ja nicht an
übermäßigem Stolz«, log Rafael, »aber nach einer Weile war ich es leid, mir
Arturos Geschwätz anzuhören, zumal er anfing, sich zu wiederholen. Also griff
ich ihn mir mit einer Hand, diesen Wicht, trug ihn ans tiefere Ende des
Swimming-pool und ließ ihn los.«
    »Kann er denn schwimmen?«
erkundigte sich Johnny interessiert.
    »Weiß nicht.« Rafael zuckte die
Schultern. »Ich habe mich auch nicht vergewissert. Ich war empört, verstehen
Sie? Und deswegen bin ich auch hierher zurückgekehrt. Ich dachte mir,
vielleicht sollte ich mal ein paar Köpfe einschlagen und ein paar Mann
erschießen — abwechslungshalber, statt immer nur selbst Prügel einzustecken.
Na, den Rest wißt ihr ja.«
    »Sie sind wirklich gerade zur
rechten Zeit gekommen«, sagte Johnny. »Wollen Sie mir noch einen Gefallen tun?«
    »Sie brauchen nur ein Wort zu
sagen, amigo .« Rafael verbeugte sich
formvollendet.
    »Bringen Sie Mavis nach Hause«,
sagte Johnny. »Ich habe heute nacht noch einiges
vor.«
    »Du meinst heute früh«, sagte
ich. »Es ist halb zwei.«
    Johnny achtete nicht auf mich.
»Am besten gehen Sie mit ihr in die Wohnung, Rafael«, sagte er. »Und sehen erst
nach, ob nicht noch weitere Leichen herumliegen. Okay?«
    »Es wird mir ein Vergnügen
sein, amigo «, versprach Rafael.
    »Jetzt haltet mal die Luft an«,
sagte ich matt. »Ich weiß nicht...«
    »Dann ist ja alles klar«,
meinte Johnny. »Und fahrt lieber gleich los. Wenn die Bande da drin wieder auf
die Beine kommt, schießt sie wahrscheinlich auf alles, was sich bewegt.« Damit
stieg er in sein Auto, ließ den Motor aufheulen und kurvte die Serpentinen
hinunter, daß die Reifen kreischten wie ein Rudel Katzen auf dem heißen Blechdach.
    Was blieb mir anderes übrig,
als mit Rafael zu fahren? Unterwegs sprach ich kein Wort, von ein paar
Richtungshinweisen abgesehen.
    Kurz nach zwei langten wir an.
In der

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