Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
Zeiträume übersinnliche Gaben einsetzte.
Aufflammende Lichter und die hektischen Aktivitäten, die plötzlich am Tor ausbrachen, begleitet vom wüsten
Gebell des Hundes, ließen sie über das Dach des Turmes gleiten und über den Rand lugen. Die Wächter waren eingetroffen und hielten ihre Waffen offen sichtbar, als das Tor aufschwang und ein viertüriger schwarzer Pkw mit Trennscheibe zwischen dem Chauffeur und dem Fahrgastraum auf die geschwungene Auffahrt fuhr.
Flame engte ihr Gesichtsfeld ein und betrachtete den Wagen genauer. Sie hatte ihn schon öfter gesehen. Ihr fotografisches Gedächtnis half ihr dabei, kleine Einzelheiten auf Abruf bereitzuhalten, bis sie gebraucht wurden. Von dem Hausboot aus, auf dem sie wohnte, hatte sie den Wagen mehrfach auf der Straße vorüberfahren sehen. Sie hatte ihn aber auch in der Nähe etlicher der Clubs gesehen, in denen sie sang. Der Wagen hatte jedes Mal denselben Fahrer. Er ließ sich nicht blicken, außer wenn er Emanuel Parsons, seinem Fahrgast, die Tür aufhielt und sie wieder schloss. Parsons war ein älterer Mann. Flame schätzte ihn auf irgendwo in den Sechzigern. Er trug einen Stock mit silbernem Knauf mit sich herum, aber sie bezweifelte, dass er ihn tatsächlich brauchte. Ihm schien zu gefallen, wie distinguiert er damit wirkte, und offenbar genoss er auch die ehrerbietige Rücksicht, die ihm alle erwiesen.
Sie schnitt eine Grimasse, als der Fahrer die Tür öffnete und Parsons ausstieg. Er war in einen langen Mantel gehüllt, und sein silbernes Haar schimmerte in dem hellen Licht, in das die Einfahrt getaucht war. Es überraschte sie nicht im Geringsten, dass der Mann Saunders kannte. Emanuel Parsons war der oberste Untersuchungsbeamte des Rauschgiftdezernats, und es war mehr als wahrscheinlich, dass er wegen Geldwäsche gegen Saunders ermittelte, während er sich als sein Freund ausgab. In den Clubs wahrte er Distanz zu allen anderen und bestand darauf, dass
man ihm besondere Aufmerksamkeit widmete. Ein- oder zweimal hatte er seinen erwachsenen Sohn mitgebracht, aber die meiste Zeit umgab er sich mit Geschäftsleuten und ließ sich bei den wenigsten anderen dazu herab, Notiz von ihnen zu nehmen. Er und sein Sohn hatten ihr zweimal ein Getränk bringen lassen. Und sein Sohn war mit Joy Chiasson ausgegangen. Schon allein das hatte sie die beiden argwöhnisch beobachten lassen.
Sie sah Parsons nach, bis er unter dem Dach der gigantischen Säulenvorhalle verschwand. Mit einem kleinen Seufzer kroch sie zum Oberlicht zurück. Warum gab es in jeder Stadt Männer, die glaubten, über dem Gesetz zu stehen, Männer mit dem ausgeprägten Gefühl, Dinge, die anderen nicht zustanden, stünden ihnen zu? Sie begriff es nicht und würde es wahrscheinlich auch nie begreifen. Dr. Whitney war, genau wie diese Männer, ein angesehener Akademiker. Leute in hohen Ämtern hörten auf ihn. Er besaß ihr Vertrauen und sogar eine erstklassige Unbedenklichkeitsbescheinigung, und doch war er ein Räuber, der rücksichtslos das Leben anderer zerstörte, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Saunders zählte auch zu diesen Männern, und allein schon aufgrund ihrer Beobachtungen in den Clubs zweifelte sie nicht daran, dass es sich mit Parsons genauso verhielt, obwohl die beiden auf verschiedenen Seiten des Gesetzes standen.
»Es ist wie ein verfluchter Geheimbund«, flüsterte sie tonlos. »Um reinzukommen, musst du jeden bescheißen.« Und warum glaubten die Leute, Haie wie Whitney und Saunders würden irgendwann der Gerechtigkeit zugeführt? Ihrer Erfahrung nach passierte das nie . Sie intrigierten und schikanierten und töteten und scheffelten die dicke Kohle, und alle drückten ein Auge zu. Es war anzunehmen,
dass Parsons eines Tages den Tod als Köder für die Alligatoren im Bayou finden würde, während Saunders weiterhin die dicke Kohle scheffelte. Ihre Kopfschmerzen wurden immer schlimmer, und wenn sie ihren Zorn nicht unterdrückte, würde das Haus demnächst von einem unerwarteten Beben geschüttelt. Gab es in Louisiana Erdbeben? Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, das zu überprüfen.
Das Licht im Zimmer unter ihr ging plötzlich aus und machte sie darauf aufmerksam, dass Saunders nach unten ging, um seinen Gast zu begrüßen. Die Bürotür wurde zugemacht, und sie konnte das unverkennbare Klicken eines Schlosses hören. Sie beugte sich augenblicklich zu dem Oberlicht hinab und lugte hinein. Wie zu erwarten, hielt sich niemand im Turmzimmer auf.
Flame lächelte – es
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