Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
der Hubschrauber gelandet war. »Das siehst du falsch, Gator. Diese Frau glaubt, du seist ihrem Schutz unterstellt. Sie wird dir Saures geben. Du nutzt den Umstand aus, dass Burrells Tod sie aus der Fassung gebracht hat. Wenn sie wieder in Form ist …«
»Du willst mir wohl Alpträume verursachen.« Gator richtete das Motorrad auf, was keine einfache Aufgabe war, da es halb im Schlamm begraben lag und das Vorderrad restlos verbogen war. Es würde nicht leicht sein, wahrscheinlich sogar ein Ding der Unmöglichkeit, die Tatsache, dass Flame hier gewesen war, vor Kaden und Tucker zu verbergen. Er hätte den beiden jederzeit sein eigenes Leben anvertraut, aber er war keineswegs sicher, ob er ihnen Flames Leben anvertrauen wollte. Er wusste nicht genau, wie er das Ian erklären sollte.
»Ich glaube, du steckst bis über beide Ohren drin«, warf Ian über seine Schulter zurück, während er sich entfernte und mit seinen langen Beinen schnell vorankam.
»Das ist eine Untertreibung«, gab Gator zu.
Er hob das Motorrad aus dem Morast und achtete erstmals wirklich auf die übermenschliche Muskelkraft, die in seinem Körper steckte. Er konnte doppelt so schnell und doppelt so lange laufen wie vor den Experimenten. Er konnte mühelos über unglaublich hohe Hindernisse springen, aber was ihn wirklich erstaunte, war seine enorme Kraft. Er kniete sich neben das Motorrad und sah es an, als untersuchte er das verzogene Fahrgestell und das Rad.
»Eine schöne Schweinerei«, sagte Kaden zur Begrüßung, als er näherkam. »Was zum Teufel ist hier vorgefallen, Gator? Es sieht so aus, als seist du auf die Jagd gegangen. « Sein scharfer Blick fiel jetzt schon auf die Spuren im Schlamm, die sich bereits mit Wasser füllten.
Kaden war bei den Sondereinheiten ausgebildet worden und hatte ein paar Jahre beim Militär gedient, war dann zum FBI gegangen und stand in dem Ruf, auch sehr komplizierte Mordfälle zu lösen. Er hatte sich freiwillig der paranormalen Einheit angeschlossen und war bereit gewesen, zusammen mit den anderen ein Zusatztraining zu absolvieren, als man an ihn herangetreten war. Es war allgemein bekannt, dass Kaden vor der Steigerung ihrer übersinnlichen Kräfte weitaus größere übersinnliche Anlagen besessen hatte als alle anderen Schattengänger.
»Vier Männer haben einen hiesigen Flussschiffer getötet, einen Kapitän im Ruhestand. Er war ein guter Freund von mir. Ich kannte ihn schon seit meiner Kindheit. Sie haben ihn auf seiner Insel gejagt, ihn ermordet und seine Leiche einem der großen Alligatoren vorgeworfen. Vorher haben sie die Leiche beschwert, damit keiner sie findet. Dann haben sie sein Boot angezündet. Burrell war kein Unruhestifter, einfach nur ein netter Mann, der etwas viel Besseres als das verdient gehabt hätte.«
Kadens stahlblaue Augen lösten sich keinen Moment lang von Gators Gesicht. »Und du bist zufällig auf sie gestoßen? «
Gator nickte. »Ich war auf dem Weg zu seinem Hausboot und hatte gerade das Motorrad geparkt, als ich die Schüsse auf der Insel hörte.«
Kaden warf einen Blick auf den Jeep, der gegen den Baumstamm gefahren war, auf die Leiche des einen Mannes, dem ein Messer bis zum Heft in der Kehle steckte, und den Fahrer, der mit einer Drahtschlinge erwürgt worden war und dessen Waffe neben ihm lag. »Deine Wut ist mit dir durchgegangen, Gator.«
Hinter ihm schnaubte Tucker Addison. »Das würde
ich als eine teuflische Untertreibung bezeichnen. Es ist der reinste Kriegsschauplatz. Und dein Motorrad ist auch nicht gerade gut dabei weggekommen.«
Gator rang sich nicht zu einem Lächeln durch. Ihm war nicht danach zumute. Seine Wut war tatsächlich mit ihm durchgegangen, und das war gefährlich. Und er war nicht der Einzige gewesen. Flame hatte sich Zurückhaltung auferlegt. Danach sah es zwar nicht aus, denn schließlich lagen vier Leichen im Sumpf, aber sie hätte in einem Radius von fünf Meilen alles dem Erdboden gleichmachen können, wenn sie nicht so diszipliniert gewesen wäre, sich ausschließlich auf die vier hinterhältigen Mörder zu konzentrieren.
Er senkte den Kopf, denn bevor er es verhindern konnte, bestürmte ihn die Erinnerung daran, wie er vor ewigen Zeiten tatsächlich in Wut geraten war und es ihm an Disziplin gefehlt hatte. Es traf ihn wie ein Hieb in die Magengrube, und Scham und Schuldbewusstsein schnürten ihm die Luft ab. Er musste sich von Kaden abwenden, dessen Augen nichts entging. Er konnte nie einem anderen Schattengänger ins Gesicht,
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