Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
ein Schluchzen, doch sie erstickte es und wandte sich von ihm ab. »Es ist mir ein Gräuel. Ich kann es nicht ausstehen, wenn ich mich nicht in der Hand habe.«
Er wusste nicht, wie er sie hätte trösten können. Das war seltsam, weil er sich immer so gut auf den Umgang mit Frauen verstanden hatte, aber jetzt, als es ihm wichtig war, fehlten ihm plötzlich die richtigen Worte. Er wusste nicht, was er sagen oder tun sollte. Er rieb unbeholfen ihren Arm. »Du hast allen Grund zu weinen.«
Sie wich vor ihm zurück und funkelte ihn finster an. »Ich weine nicht.«
»Cher.« Sein Tonfall war unglaublich zärtlich, und ihre Augen füllten sich von neuem mit Tränen. Er beobachtete, wie sie sie unwillig mit dem Handrücken trocken
wischte. »Es spricht nichts dagegen, zu weinen. Weinen tut gut.«
»Nein, eben nicht. Warum behaupten die Leute das bloß? Weinen ist die reinste Zeitverschwendung. Es ist für nichts und niemanden gut. Dein Gesicht schwillt an und rötet sich. Deine Augen brennen, und du bekommst höllische Kopfschmerzen. Können Tränen etwa Burrell unter die Lebenden zurückholen?« Sie ließ sich mit dem Rücken an der Wand auf das Bett sinken und zog ihre Knie an. »Ich habe ab und zu geweint, nachdem ich gelernt hatte, wie ich Whitneys Kamera und seine Aufnahmegeräte überlisten konnte. Hinterher ist es mir keine Spur besser gegangen. Es hat mich nicht aus dem Käfig rausgeholt, in den er mich gesperrt hat. Es hat mir nicht das Geringste genutzt, aber ihm hat es Genugtuung verschafft, wenn er es herausgefunden hat. Ich weine nicht .«
Gator sah einen Rucksack, den er wiedererkannte, weil Flame ihn in der Nacht ihrer ersten Begegnung bei sich getragen hatte. Er stieß ihn in eine Ecke der Hütte, damit er nicht im Weg war, bevor er sein Hemd auszog und es über eine Stuhllehne warf. Er nahm eine Flasche Wasser aus seinem Rucksack. »Hier, trink das.«
»Danke.« Sie nahm die Flasche und beobachtete, wie er seine Stiefel auszog und sie in die Ecke warf, in der ihr großer Rucksack stand. »Ich schlafe nicht mit dir. Von mir aus kannst du das Bett haben. Ich kann auf dem Boden schlafen.«
Gator setzte sich neben sie. Sie zuckte zusammen, als er ihr Bein streifte. »Ich habe dich nicht dazu aufgefordert, und ich hatte auch nicht vor, dich zu verführen, was aber noch lange nicht heißen soll, dass es nicht klappen würde.«
»Du hättest mich früher oder später dazu aufgefordert. Und aus einer Verführung wäre nichts geworden.«
»Ich hatte nicht vor, es zu versuchen«, wiederholte er.
Sie sah ihn finster an. »Und warum nicht? Was ist an mir auszusetzen? Ich glaube, du würdest es sogar mit einem Alligator treiben, warum also nicht mit mir?«
»Mit einem Alligator? Irgendwo muss Schluss sein, und bei Reptilien sind meine Grenzen überschritten.«
»Also gut, ich nehme es zurück. Warum wirst du nicht mal versuchen , mich zu verführen?«
Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Du meinst, warum ich dich nicht verführen werde ? Grandmère hat mich zu einem Gentleman erzogen. Du bist viel zu traurig und bestürzt. Einen solchen Moment würde ich nicht ausnutzen. Wir können beide im Bett schlafen, und ich werde mich benehmen.«
Ihr Blick glitt über sein Gesicht. »Aber du hättest versucht, mich zu verführen, wenn ich weniger bestürzt wäre, stimmt’s?«
»Tja-a-a«, brachte er gedehnt hervor. »Ich weiß nicht recht, ob ich es getan hätte oder nicht. Du hast diese Schwäche für Messer.«
Sie schnitt eine Grimasse. »Dir gefallen meine Messer, das weißt du selbst am besten. Schon der Gedanke daran macht dich jedes Mal wieder an.«
Er stritt das Offensichtliche nicht ab. »Hast du letzte Nacht ein Messer nach mir geschmissen, nachdem du den Club verlassen hattest? Ein forschender Geist will so etwas wissen.«
»Geschmissen? Nein, ich schmeiße keine Messer; ich werfe sie mit tödlicher Zielsicherheit. Wenn ich ein Messer nach dir geworfen hätte, lägest du jetzt auf dem Grunde
des Bayou. Ich habe deinen Arsch gerettet, um bei den Tatsachen zu bleiben.« Sie wischte sich wieder die Augen, trank einen großen Schluck Wasser und schraubte den Drehverschluss auf die Flasche.
»Was zum Teufel soll das heißen?«
»Das heißt, du bist nicht ganz so unbesiegbar, wie du glaubst. Du hattest jemanden gegen dich aufgebracht, und derjenige war betrunken und hinterhältig genug für den Versuch, seine Wut an dir auszulassen. Du bist mit der Zeit zu selbstgefällig geworden, und
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