Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
ihnen nicht in die Augen sehen, wenn er sich an gewisse Ereignisse aus den Anfangszeiten seiner Ausbildung erinnerte. Er schlug die Tür zu, hinter der sich diese hässlichen Erinnerungen verbargen, wie er es sonst auch immer tat, doch er fragte sich, wie viele hässliche Erinnerungen Flame wohl haben mochte. Auch das verband sie miteinander.
Er dachte sich nichts dabei, als er seine Hand über den Sitz des Motorrads gleiten ließ. Er merkte es erst, als er fühlte, dass Kadens Blick der Bewegung folgte. Abrupt zog er seine Hand zurück. »Ich konnte sie nicht ungeschoren davonkommen lassen, Kaden. Sie haben fröhlich auf den
Putz gehauen, und ich bin ihnen gefolgt. Wir haben gekämpft, und sie sind gestorben.«
»Das klingt alles sehr einleuchtend, meinst du nicht auch, Tucker?«, fragte Kaden.
Gator sah ihn finster an. »Sie hätten mich genauso gut umlegen können. Der kräftige Kerl dort drüben«, sagte er und wies mit dem Daumen auf den Scharfschützen, »hätte mich fast umgebracht.«
»Hast du versucht, sie festzunehmen?« Kaden starrte den Jeep und den Toten mit dem Messer in der Kehle an.
»Sie waren zu viert, und sie haben nicht gerade den Eindruck erweckt, als wollten sie sich ergeben.«
Kadens scharfer Blick glitt über ihn. »Wenn man ein Messer in der Kehle hat, ist es zu spät, um sich zu ergeben, das muss ich dir lassen. Warum sagst du mir nicht die Wahrheit? Was ist hier vorgefallen?«
»Warum wart ihr in New Orleans?«, entgegnete Gator. »Das Letzte, was ich gehört habe, war, dass ihr euch von einem Einsatz erholt und eine Weile untertaucht.«
Die Spannung nahm beträchtlich zu. Der Regen strömte herab. Kadens blaue Augen wurden kälter und wirkten eher grau als blau. »Was zum Teufel geht hier vor, Gator?«
Tucker stellte sich neben Kaden; seine Gesichtszüge waren hart und unbeweglich. Ian veränderte seine Haltung, bis er Schulter an Schulter mit Gator war und sie den beiden anderen Schattengängern gegenüberstanden.
Kadens Handy läutete schrill. Er ließ es zweimal klingeln, bevor er es herauszog und es aufklappte. »Fass dich kurz. Ich habe gerade zu tun.«
»Sag mir, was dort draußen vorgeht, Kaden.« Lilys Stimme war deutlich zu verstehen. »Hat das irgendetwas mit Flame zu tun? Mit Iris Johnson?«
»Soweit ich weiß, ist Gator hergekommen, weil er Joy Chiasson finden wollte. Von dieser Johnson weiß ich nichts. Ich weiß nicht, ob es etwas mit Joys Verschwinden zu tun hat oder nicht, aber es sieht ganz so aus, als hätten vier Männer, darunter einer mit großem Geschick und eindeutig beim Militär ausgebildet, wahrscheinlich bei den Sondereinheiten, einen alten Mann ermordet, einen Freund von Gator. Darum geht es hier. Weißt du von jemandem, der hier unten im Einsatz ist, Lily?«
»Ich werde es herausfinden. Fehlt jemandem etwas?«
»Keinem von den Guten. Die Bösen sind ziemlich schlimm dran.« Kaden beendete das Gespräch, steckte sein Handy ein und sah Gator ins Gesicht. »Es geht um Flame, stimmt’s? Du hast sie gefunden.«
Wieder sank Stille auf sie herab, sodass der Regen, der auf sie herunterprasselte, lauter erschien. Gator zuckte die Achseln. »Sie ist hier, in New Orleans. Sie hat bei Burrell gewohnt, in seinem Hausboot.«
»Du glaubst, sie war diejenige, auf die sie es abgesehen hatten?« Tucker wies mit einer Geste auf die Toten. »Du glaubst nicht wirklich, dass jemand diese Männer hierher geschickt hat, um sie abzumurksen, oder? Wer könnte von ihr wissen? Wer könnte die Männer geschickt haben? Und warum sollte ein Mistkerl darunter sein, der so gut ausgebildet ist wie wir und dessen übersinnliche Anlagen wahrscheinlich ebenso sehr verstärkt worden sind wie unsere? «
»Du glaubst, dass Whitney noch am Leben ist«, sagte Kaden. Es war keine Frage, sondern eine klare Feststellung.
Gator schüttelte den Kopf, und ein humorloses Lächeln hob seine Mundwinkel. »Du bist wirklich gut, Kaden. Und
du hast mich noch nicht mal berührt. Ja, ich glaube, der Halunke könnte unter Umständen noch am Leben sein. Und ich glaube, er könnte uns reingelegt haben, weil er sehen will, wie wir uns gemeinsam mit den Frauen, an denen er experimentiert hat, im Einsatz machen.«
Kaden zog die Stirn in Falten und dachte darüber nach. »Niemand hat seine Leiche gesehen. Ich vermute, es ist möglich. Er hätte Lily zum Narren halten können, um es so einzurichten, dass sie seine Arbeit für ihn weiterführt.« Er sah sich mit argwöhnischem Blick um. »Gator, du hast
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