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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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hinterher, von denen wir wussten, dass wir sowieso keine Chance hatten. Wenn wir eine entdeckten, die gut aussah, flüsterten wir uns verschiedene Sachen zu, wie um einander zu warnen.
    »Wow, da kommt eine.«
    »Oh Scheiße, Mann.«
    »Das halte ich nicht aus.«
    »Die könnte mir gefallen.«
    Alles Mögliche, man konnte davon schon müde werden, nach einem ganzen Tag. Zum Schluss konnte man gut der Meinung sein, dass es jetzt genug war, es gab einfach so viele, die wir nicht kriegen konnten, weil sie älter waren als wir oder zu hübsch. Und dann hatte man plötzlich keine Lustmehr, dann zischte man Wilam oder Niko zu, sie sollten die Fresse halten und nicht mehr damit prahlen, wen sie gerade entdeckt hatten. Man wurde ja wahnsinnig davon, ja tatsächlich wahnsinnig.
    Und von Pornos wurde man auch wahnsinnig, aber wir guckten sie uns trotzdem an, die ganze Zeit, man brauchte nur ins Netz zu gehen, da hatte man alles und es war auch noch umsonst. Das checkten wir bestimmt alle aus, wenn wir allein waren, ist doch klar. Es war schon unglaublich, wie lange diese Männer es da am Laufen halten konnten und dann all die geilen Mädchen.
    Wenn wir zusammen waren, dann versuchten wir eher, bescheuerte Pornos zu finden, es war fast wie ein Wettbewerb, wer den bescheuertsten Porno fand. So etwas mit alten Weibern in Netzstrümpfen oder hässlichen Mädchen, die auf allen vieren hockten. Oder so schwachsinnige Dinge, Gurken und Schaltknüppel, wir fanden einmal einen, in dem eine Frau einen riesigen Teddy ritt, sie hatte ihm einen Dildo umgebunden. Und zwei machten es, während sie an einem Skilift hingen. Oder ein russisches Mädchen, die konnte sich zwei Cola-Dosen in den Arsch stecken.
    Über so etwas konnten wir uns kranklachen. Lang und breit. Echt krank.
    Lotte unten aus den alten Reihenhäusern wurde früh Mutter, sie war sechzehn und wollte das Kind behalten. Sie hatte es von einem Typen, der wohl schon zwanzig war und ein Auto hatte. Aber er wollte nichts mehr von ihr und dem Baby wissen.
    Viele ihrer Freundinnen fragten sie, warum sie es nicht hatte wegmachen lassen.
    »Ich bringe niemanden um«, hatte sie gesagt. Als ob es das Gleiche wäre.
    Sie bekam das Kind, einen Jungen, und nannte ihn Niklas. Ihre Mutter half ihr viel, sie wohnte noch zu Hause, und man sah häufiger ihre Mutter mit dem Kinderwagen als Lotte.
    Wilam sagte: »Jetzt ist sie alleinstehende Mutter, jetzt ist sie leicht zu kriegen.«
    »Was redest du da?«, fragten wir.
    »Na, ’ne alleinstehende Mutter, die muss doch nehmen, was sie kriegt.«
    »Und was kann sie kriegen, dich?«
    »Wenn sie artig fragt und bitte, bitte sagt.«
    »Sie ist ein glückliches Mädchen.«
    »Mal ganz ehrlich, die wühlt da in Babybrei und Windeln herum und muss ihre Mutter fragen, ob sie Babysitter spielt, um mal rauszukommen, die greift doch nach jedem Pimmel.«
    Wilam legte es nie auf sie an, wir waren auf mehreren Partys, auf die auch Lotte kam, aber er stand nur die ganze Zeit mit uns zusammen, trankund spielte den Idioten. Sie sah auch erwachsener aus als früher, sie sah aus, als wüsste sie etwas, was wir anderen nicht wussten, und Wilam verhielt sich eher wie ein kleiner Rotzbengel.
    »Ich will da in nichts hineingezogen werden«, sagte Wilam, als wir ihn damit aufzogen, wie einfach es doch wäre, sich Lotte zu angeln. »Ich bin zu jung, um eine Familie zu gründen.«
    Das war typisch für uns, wir waren reichlich lächerlich, wussten immer über alles Bescheid. Das glaubten wir zumindest und die anderen sicher auch.

TOD

Damals, als die Aschenbahn noch neben der Kirche lag, da waren wir noch klein und reichlich beschäftigt mit Fußball und so etwas. Da konnten wir stundenlang hinter dem Ball herlaufen. Wir konnten einfach nicht genug kriegen. Das Einzige, was nicht so gut war, war das mit der Kirche. Wenn man den Ball über die Hecke schoss, dann landete er nämlich auf dem Friedhof. Und auch tagsüber war keiner davon begeistert, auf einen Friedhof zu gehen. Es war immer ein merkwürdiges Gefühl, wenn wir den Ball über die Hecke fliegen sahen und hörten, wie er hinter der Kirchenmauer aufprallte. Ein stiller Moment. Und dann starrten wir denjenigen an, der ihn rübergeschossen hatte.
    »Will nicht einer mitkommen?«, fragte derjenige jedes Mal die anderen. Und versprach, dafür bei demjenigen das nächste Mal auch mitzugehen.
    Man musste ganz herumlaufen und durch die Eisenpforte, und auch tagsüber war es immer noch irgendwie unheimlich, man ging immer

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