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Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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bin, und die Ohrringe hat sie mir gegeben.«
    »Gut, dazu werden wir die Zeugin befragen.«
    Der Richter ordnet seine Unterlagen. »Dann erzählen Sie mir doch etwas über Ihre Liebschaften.«
    »Das möchte ich nicht, das ist meine private Angelegenheit.«
    »Das müssen Sie schon mir überlassen. Ich würde gerne etwas über Ihre Beziehung zu Thea Schwankl erfahren.«
    »Ich möchte nicht, dass meine Braut in diese Sache verwickelt wird.«
    »Welche Braut, Herr Täuscher? Sie waren doch mit dem Fräulein Ganslmeier verlobt, und hier vor Gericht nennen Sie Fräulein Schwankl Ihre Braut – wie viele Bräute haben Sie denn? Ich finde, es ist an der Zeit, mit diesem Spiel aufzuhören. Clara Ganslmeier war in Ihrer Familie als Ihre Verlobte eingeführt, und als solche fühlte sie sich wohl auch. Hier vor Gericht nun ist die Braut das Fräulein Schwankl, dem Sie falsche Hoffnungen machten und deren Unerfahrenheit Sie schändlich ausnützten.«
    Der süffisante Ton des Vorsitzenden ist unüberhörbar. »Ihr moralisches Niveau, Herr Täuscher, oder sollte ich besser sagen, das völlige Fehlen eines solchen, kennzeichnet sich dadurch, dass Sie beide Frauen gegeneinander ausspielten, beiden versprachen, es ernst mit ihnen zu meinen, und sie beide doch nur hinters Licht führten. Bei der einen waren Sie am Geld interessiert, bei der anderen an ihrer Jugend.«
    »Das stimmt nicht!«
    »So, wie es aussieht, waren Clara Ganslmeier und Thea Schwankel nur zwei von vielen.«
    »Das ist eine Unterstellung.«
    »Es ist doch wohl keine Unterstellung, dass Sie lauter fixe Ideen im Kopf hatten – so nahmen Sie bei der Ermordeten Klavierstunden, bei einer hiesigen Offiziersfrau Violinunterricht und bei einer weiteren Lehrerin Gesangsunterricht.«
    »Ich kann tun und lassen, was ich will! Das ist nicht verboten!«
    »Natürlich ist es nicht verboten, ich führe hier nur aus, dass Sie ein vielseitig musisch interessierter Mensch zu sein scheinen. Und nicht nur das, es würde bei weitem unseren Zeitrahmen sprengen, Ihre diversen Aktivitäten auch nur annähernd zu erläutern und uns so Ihr mehr als unstetes Wesen vor Augen zu führen.«
    »Was hat das mit Claras Tod zu tun?« Täuscher springt auf.
    »Setzen Sie sich! Es hat sehr viel damit zu tun, und ich möchte nicht, dass Sie mich noch einmal unterbrechen. Herr Anwalt, bitte weisen Sie ihren Mandanten darauf hin, dass ich mich nicht noch einmal unterbrechen lasse!«
    »Herr Täuscher, bitte setzen Sie sich und lassen Sie den Herrn Vorsitzenden jetzt zu Ende reden.«
    »Aber ich …«
    »Lassen Sie es jetzt gut sein.« Dr. Klar zieht seinen Mandanten am Ärmel, und Hubert Täuscher setzt sich widerwillig.
    »Es ist doch richtig, Herr Täuscher, mal träumten Sie von einer großen Karriere als Sänger, dann wollten Sie zum Film. Doch alle von Ihnen angestellten Bestrebungen, in welche Richtung auch immer, waren nur von kurzer Dauer. Sie drehten sich ständig wie das Fähnchen im Wind. Einer richtigen Tätigkeit nachzugehen und im Geschäft Ihres Vaters zu arbeiten behagt Ihnen wohl gar nicht?«
    »Auf solche Vorhaltungen antworte ich nicht. Das hier hat alles nichts mit dem Mord zu tun. Wollen Sie nicht endlich den richtigen Täter suchen?«
    »Wollen Sie mir nicht meine Frage beantworten?«
    »Das habe ich schon, es ist meine private Angelegenheit.«
    »Ich habe keine Lust, mich länger von Ihnen zum Narren halten zu lassen.«
    »Ich sage hier nur die Wahrheit, ich lüge nicht! Nachdem ich die Wohnung am Mordtag verlassen hatte, habe ich Herrn Schinder um halb sechs hinauf zur Ganslmeier geschickt.«
    »Der lügt doch, wenn er den Mund aufmacht! Ich war nie da oben, was hätte ich da sollen?«
    Luck Schinder winkt ab, wendet dem Hauptangeklagten den Rücken zu.
    »Der Herr Schinder hat recht, was für einen Grund hätte es gegeben, ihn hinauf in die Wohnung Ganslmeier zu schicken?«, wirft der Richter ein.
    »Ich … ich wollte ausspionieren, ob der Besuch noch oben war. Ich wollte dies alles erst nach der Zeugenvernehmung sagen, aber Sie lassen mir ja keine andere Wahl.«
    »Seien Sie mir nicht böse, aber das macht doch keinen Sinn. Sollte diese Geschichte der Wahrheit entsprechen, verstehe ich nicht, warum Sie sie nicht gleich erzählen wollten. Was sollte Ihnen eine Erklärung nach der Zeugenvernehmung bringen?«
    »In der Vernehmung der Zeugen wird herauskommen, dass ich die Wahrheit sage. Ich muss mich nicht selbst erklären, alles wird sich von selbst

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