Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
Vom Netzwerk:
von Oda; an sie ranzukommen war sicherlich nicht so einfach. Aber es war kein Geheimnis, dass sie auf sehr junge Männer stand. Keine Ahnung, was er meiner Mutter entnommen hat. Wenn er tatsächlich an alle seine Sinne Magie binden will, braucht er noch eine Zunge, um mit ihr zu sprechen, und Ohren, um sie zu hören.«
    Abbas stellte die Kappe ab und lehnte sich zurück. »Beeindruckend. Und überaus beunruhigend.« Jetzt lümmelte er auf dem Stuhl wie damals beim Tribunal. »Du hast gute Arbeit geleistet. Bleib weiter dran, und berichte mir über jeden Schritt, den die Rebellen unternehmen, um diesen Daimon zu fassen. Bald ist Vollmond, da sind die dämonischen Kräfte auf dem Höhepunkt. Ich möchte, dass du die Rebellen dazu bringst, sich in dieser Nacht in der Neuen Flora aufzuhalten. Du kennst das alte Theater sicherlich, nicht wahr? Gaukele ihnen vor, Daimon würde dort seinen nächsten Mord planen, den sie verhindern müssen. Ich sorge dafür, dass deine Kollegen die Rebellen stellen, und deine Arbeit wäre getan. Na, wie klingt das?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie dazu bringen kann. Sie trauen mir nicht.«
    »Aber Zarah.« Abbas strich Enya durch das Haar. Sein Zeigefinger wickelte sich in eine dünne Strähne. »Ich habe gehört, du hättest zu dem Anführer, diesem Gallagher, ein besonders inniges Verhältnis. Ich bin zuversichtlich, dass er auf dich hören wird. Und wenn nicht …« Er klemmte die Strähne mit dem Daumen fest und riss das Büschel aus. Enya schrie auf und rutschte vom Hocker. Abbas ließ die Haare auf das wimmernde Mädchen rieseln. »Ach, was rede ich da. Es wird kein ›wenn nicht‹ geben, oder?«
    »Nein.« Jeder ihrer Muskeln fühlte sich wie versteinert an. »Wird es nicht.«
    »Wunderbar.« Er stand auf. »Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
    »Darf ich … darf ich jetzt mit Enya sprechen? Unter vier Augen? Nur ein paar Minuten.«
    »Ich fürchte, das geht nicht.« Er zog das Mädchen hoch und hielt es aufrecht. »Deine Schwester ist zu erschöpft. Ich sollte sie lieber zurückbringen, damit sie sich hinlegen kann. Sobald du deinen Auftrag erfüllt hast, wirst du mit ihr so viel reden, wie du willst.« Er schleifte Enya aus dem Zimmer, und das Hämmern seiner Eselshufe auf den Dielen hallte in Zarahs Ohren nach. Noch nie hatten sich die Nacht und die Kälte so eng angefühlt. Die Finsternis fraß sich durch ihr Inneres. Es gab kein Vor und kein Zurück, es gab nur ein bisschen geliehene Zeit für Enya und sie, zu einem ungeheuerlichen Preis.
    Irgendwann stand sie auf und ging hinaus. Irgendwohin. Die Umrisse der Häuser türmten sich an ihren Seiten auf wie Eisberge, die sie zu zerdrücken drohten. Erst als sie hörte, wie jemand sie beim Namen rief, kam sie wieder zu sich. Am Eingang zum Seniorenheim stand die Perchta. »Ich warte hier schon lange auf dich.«
    Zarah nickte. Die Axt kam ihr gerade recht. »Ich bin nicht brav und fleißig gewesen. Ich …«
    »Komm mit.«
    Der Aufstieg auf den Hügel forderte ihre letzten Kräfte. An der Tür zu dem Gebäude entdeckte sie Tara.
    »Hallo«, sagte sie zu dem Mädchen, das den Kopf hob und sie mit tränenfeuchten Augen anstarrte. Hass und Kummer loderten in ihnen.
    »Hey, was ist passiert? Hat Tissan … hat er dir etwas angetan?«
    Das Mädchen heulte auf, sprang auf und stieß Zarah vor die Brust. Wimmernd humpelte es den Hang hinunter, immer schneller, sodass Zarah fürchtete, es müsse stolpern und den Rest hinunterkullern.
    »Sie hat es nicht leicht in der Toten Stadt«, seufzte die Perchta. »Als Halbdämonin. Es zerreißt mir das Herz, sie so leiden zu sehen, ohne ihr helfen zu können.«
    »Sie mag einen jungen Mann. Glaube ich. Und ich habe einen Fehler gemacht. Sie zu einem Schritt ermuntert, der anscheinend besser hätte unterbleiben sollen.«
    »Sie mag also den falschen jungen Mann? Tja. Die Fehler der Mutter bleiben ihr anscheinend auch nicht erspart.«
    »Wie kommt es, dass du eine Tochter hast?«
    »Na, wie wohl? Für einen Bienchen- und Blümchen-Vortrag bist du schon zu aufgeklärt, oder nicht?« Die Perchta stützte sich auf ihre Axt. »Ich war verliebt. In einen Menschen. Aber meinem Partner war die Gunst der Nachtseite anscheinend wichtiger als seine Tochter. Als Tara geboren wurde, stellten wir fest, dass sie … anders war. Seltsam. Etwas Besonderes. Sie hat nie sprechen gelernt, aber man verstand sie trotzdem, als würde die Magie durch sie reden. Der Oberste Dämonenrat wollte meine

Weitere Kostenlose Bücher